„Freeheld“: Gerechtigkeit für die Liebe

Julianne Moore und Ellen Page in ''Freeheld''
Julianne Moore und Ellen Page in ''Freeheld''(c) Constantin Film
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In dem Liebesdrama „Freeheld“ mit Julianne Moore und Ellen Page kämpft eine todkranke lesbische Polizistin um eine Witwenpension für ihre Partnerin. Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit.

Diskriminierung geschieht im Alltag. Die Polizistin Laurel Hester (Julianne Moore) fängt am Beginn des Dramas „Freeheld“, das auf einer wahren Begebenheit basiert, einen Verbrecher. Beglückwünscht wird dafür aber ihr männlicher Kollege Dane Wells (Michael Shannon). Kein Wunder, dass sie ihren Kollegen – selbst ihrem Partner Dane – verschweigt, dass sie lesbisch ist. Sich als Frau in der männerdominierten Polizeieinheit in Ocean County im US-Bundesstaat New Jersey durchzusetzen findet sie schon schwer genug, da will sie nicht noch als Angehörige einer Minderheit bekannt sein.

Diese Geheimniskrämerei hemmt Laurel auch. Um eine Frau kennenzulernen, fährt sie lieber in eine der Nachbarstädte. Spontane Anrufe sind unerwünscht. „Du hast viele Regeln“, bemerkt Stacie Andree (Ellen Page) schon beim ersten Date mit Laurel. Trotzdem wird aus der burschikosen Mechanikerin und der deutlich älteren Gesetzeshüterin ein Paar. Der erste Teil von „Freeheld“ lotet die Beziehung zwischen diesen zwei doch recht unterschiedlichen Frauen aus. Auf der einen Seite die steife, verschlossene Karrierefrau Laurel, auf der anderen die junge, unsichere Stacie. Versteckspiel versus offenes Bekenntnis. Meist ist es Stacie, die nachgibt. Um sich ihre Lebensgemeinschaft (heiraten dürfen die beiden nicht) offiziell eintragen zu lassen, fahren die beiden viele Meilen. Aber bei ihrem Traum von der Zukunft sind sie sich einig: ein Haus, ein Hund. Das sollte doch machbar sein, oder?

„Ich frage nach Gleichberechtigung“

Das Haus ist gekauft, der Hund auch, da beginnt das eigentliche Drama. Bei Laurel wird Lungenkrebs im Endstadium diagnostiziert. Ihr letzter Wunsch ist, dass Stacie wie bei verheirateten Paaren ihre Beamten-Pension übertragen wird, damit sie finanziell abgesichert ist. Laurel muss dafür einen Antrag an den Gemeinderat stellen. Doch das – rein männlich besetzte – Gremium lehnt ihn ab, selbst der progressivste unter ihnen (Josh Charles) beugt sich der Mehrheit. Der schrille Aktivist Steven Golstein (gespielt vom Komiker Steve Carell) mischt sich in die Causa ein, was die Fronten noch verhärtet. „Ich frage nicht nach Sonderbehandlung. Ich frage nach Gleichberechtigung“, wird Laurel nicht müde zu betonen. Doch ihr Antrag wird wieder und wieder abgelehnt.

Für Ellen Page ist „Freeheld“ ein sehr persönlicher Film. Fast acht Jahre dauerte es, bis er auf die Leinwand kam, die kanadische Schauspielerin war von Anfang an involviert – auch schon vor ihrem Outing. 2014 hatte sich Page zu ihrer Homosexualität bekannt, was ihrer Hollywoodkarriere einen (hoffentlich nur kurzen) Dämpfer versetzte. In „Freeheld“, das sie auch mitproduzierte, hat sie eine schwierigere Rolle als ihre Schauspielkollegin Moore: Stacie ist schüchtern, zurückhaltend und hoffnungslos optimistisch. Den Gedanken, dass ihre Partnerin sterben könnte, verweigert sie. Moore kann als Sterbenskranke hingegen freier agieren.

Insgesamt wirkt „Freeheld“ unausgewogen. Statt sich auf das Paar zu konzentrieren und auf die Auswirkungen von Krankheit und dem Kampf um Gerechtigkeit, wird im zweiten Teil der politische Kampf betont. Laurels Partner Dane kommt dabei die Rolle der Identifikationsfigur für die breite Zuschauerschaft zu: Der weiße, heterosexuelle "All-American-Mann" wird zu Laurels stärkstem Unterstützer und damit, zufällig, zum Aktivisten für die Rechte Homosexueller.

Regisseur Peter Sollett inszenierte jedoch allzu konventionell und machte aus „Freeheld“ - trotz großteils historischer Genauigkeit - ein alltägliches Drama. Schade um die berührende Geschichte. Diese wurde bereits einmal filmisch aufgearbeitet: Die Regisseurin Cynthia Wade begleitete Laurel Hester und Stacie Andree bei ihrem Kampf und wurde für den Dokumenarkurzfilm "Freeheld" 2008 mit einem Oscar ausgezeichnet. Die echte Laurel Hester hat ihre sexuelle Orientierung übrigens nie verheimlicht.

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