Wiener Kurzfilmfestival VIS startet mit politischem Motto

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"Fear is not an Option" heißt heuer das Leitmotiv beim Festival Vienna Independent Shorts. Rund 350 Arbeiten werden an erstmals sieben Festivaltagen gezeigt.

Politisch im Leitmotiv und verspielt in Spezialprogrammen präsentiert sich VIS Vienna Independent Shorts bei seiner 13. Ausgabe. An erstmals sieben Tagen zeigt das Wiener Kurzfilmfestival ab Mittwoch, dem 25. Mai, knapp 350 Kurzfilme, Animationen und Musikvideos und macht das Kino getreu des Schwerpunktthemas "Fear is not an Option" zum "furchtlosen Ort".

Wie aktuell das "sehr politische Motto" angesichts "Flüchtlingsdebatte und nationalistischer Tendenzen" werden würde, habe man vergangenen Sommer noch nicht erahnen können, meinte Daniel Ebner, künstlerischer Leiter von VIS, bei der Programmpräsentation. "Wir haben immer eine Wahl, ob wir uns von der Angst leiten lassen oder uns konstruktiv mit ihren Ursachen auseinandersetzen", sagte Ebner, der jedoch "kein Betroffenheitskino" liefern will. Die sieben kuratierten Spezialprogramme sollen vielmehr "alternative Wege für einen diskursiven Rahmen schaffen".

So bietet das Programm "Looking for Freedom" laut Festivalkatalog "sieben filmische Freiheitsfantasien" von u.a. George Lucas und Bjorn Melhus an und erkundet in "The Heat is On" 30 Jahre nach Tschernobyl das Verhältnis von Mensch und Umwelt. Dass Filmemacher mit der kurzen Form rasch auf gesellschaftliche Herausforderungen reagieren können, zeigt sich auch im internationalen Wettbewerb, wo mit "Estate" des Italieners Ronny Trocker und mit "A Man Returned" des dänisch-palästinensischen Regisseurs Mahdi Fleifel zwei hoch aktuelle Flüchtlingsfilme laufen.

114 Kurzfilme in Wettbewerbskategorien

114 Filme aus mehr als 3500 Einreichungen wurden für die vier Wettbewerbskategorien ausgewählt, darunter Werke von Ben Russell, Christiana Perschon und Mihai Grecu sowie Musikvideos für Attwenger, Björk oder Deichkind. Preisgelder von mehr als 20.000 Euro werden bei der Verleihung am 31. Mai ausgeschüttet, wobei dem besten internationalen Kurzspiel- oder -dokumentarfilm sowie dem besten Animationskurzfilm heuer auch ein Platz auf der Oscar-Longlist winken.

Bereits gekürt sind die drei Gewinner des gemeinsam mit WienTourismus ausgeschriebenen Kurzfilmwettbewerbs "The Rhythm of Vienna", die nun in den nächsten Wochen ihre fünfminütigen Filme über den "Rhythmus der Stadt" drehen.

Mit Virtual-Reality-Brillen in simulierte Welten

Internationale Ehren wie die Aufnahme in die Liste der "Academy Qualifying Festivals" führt man beim Festival nicht zuletzt auf die eigene Experimentierfreudigkeit zurück: Nach Kino im Liegen können Besucher mit Virtual-Reality-Brillen heuer in der Künstlerhaus Passage erstmals in simulierte Welten eintauchen. Das Künstlerhaus beherbergt mit dem Stadtkino auch eines der zentralen Festivalkinos, wobei sich VIS heuer auf gleich zehn Spielstätten ausbreitet.

Das Metro Kinokulturhaus beherbergt zwei Live-Veranstaltungen mit dem "Queer Rapper" Zebra Katz und dem österreichischen Künstler A Thousand Fuegos, das Österreichische Filmmuseum traditionell den Stargast: Kurz nach seinem 70. Geburtstag ist der US-Animationsfilmer Bill Plympton geladen, der eine Masterclass gibt und mit "I married a strange person" den ersten Langfilm der Festivalgeschichte beisteuert.

Ergänzt werden "Très Chic", "PopPorn" und "Nightmares" von Specials zu u.a. kolumbianischen Animationen und - pünktlich zur bald startenden EM - Fußball-Kurzfilmen unter freiem Himmel vor dem Lokal Heuer am Karlsplatz. Auch nach dem Festival regiert das runde Leder, wenn Fußballkäfige im Juni im Rahmen des "Wir sind Wien Festival 2016" zu Open-Air-Kinosälen werden.

Cat Video Festival Vienna

Und auch die Katzen kommen wieder: Für das nunmehr 4. Cat Video Festival Vienna am 27. August in der Arena probieren es die Festivalmacher im Rahmen des Bank Austria Kunstpreises, den sie im Vorjahr auch gewannen, ab Montag erstmals mit einer Crowdfunding-Kampagne.

Nicht nur die Katzen stellen VIS mitunter vor finanzielle Herausforderungen: Mit 220.000 Euro Budget hat das Festival heuer zwar mehr Budget zur Verfügung als im Vorjahr. "Aber auch unsere 13. Ausgabe ist nicht ausfinanziert", bemerkte VIS-Geschäftsführer Benjamin Gruber, dessen Team Jahr für Jahr "unbezahlte Arbeit im Wert von 150.000 Euro" leiste.

43 Prozent des Budgets machen Förderungen aus, wobei das Filminstitut die Summe heuer gekürzt und das Bundeskanzleramt die Unterstützung seit 2010 nicht angepasst habe. Das trage der "Entwicklung des Festivals keine Rechnung", so Gruber, der sich "ein klares Bekenntnis von Stadt und Bund" wünscht - völlig "angstfrei", versteht sich.

(APA)

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