Bud Spencer: Starke Faust und großes Herz

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Er begeisterte mit seinem Phlegma und seiner Faustkraft: Der mit 86 Jahren verstorbene Bud Spencer war Schwimmmeister, Filmstar und Lebenskünstler.

Bud“ kam von seiner Liebe zum Budweiser, „Spencer“ von seiner Bewunderung für den Filmstar Spencer Tracy. Bud Spencer ist verstorben, diesmal wirklich (nachdem er bereits drei Mal irrtümlich als tot gemeldet wurde). Verstorben in einem Krankenhaus in Rom, wo er als Jugendlicher schon sein Talent zum Faustkämpfer unter Beweis gestellt hatte. Ebendort hatte er vor einem Jahr in einem Interview speziell die Deutschen schön grüßen lassen, seine treuesten Fans.

Obwohl der Schauspieler selbst nicht daran gedacht hat – die Österreicher dürfen sich ruhig mitgemeint fühlen. Auch sie konsumierten begeistert die deutschsprachigen Synchronfassungen. Und eben diese haben die klamaukhaften Italo-Prügelwestern mit dem phlegmatischen Koloss Bud Spencer und seinem sanguinischen Kumpanen Terence Hill gehörig aufgewertet. Nicht weil die Deutschen in den Siebzigerjahren selbst keinen Humor hatten (wie auch schon vermutet wurde), wurden diese Filme im deutschsprachigen Raum so beliebt, sondern weil in den deutschen Übersetzungen „der Ton“ so gut getroffen wurde – mit einem jungen, berlinerisch gefärbten Slang, der beim Publikum gut ankam. Nur deswegen waren diese Synchronfassungen nicht besser als das Original, weil es kein Original gab: Die italienischen Filme waren billig und rasch produziert, am Set gab es keine gemeinsame Sprache, die einen sprachen Englisch, die anderen Italienisch, wieder andere Spanisch. Auch die italienischen Fassungen mussten daher extra synchronisiert werden.

Eines der erfolgreichsten Filmduos

Terence Hill hieß eigentlich Mario Girotti, Bud Spencer eigentlich Carlo Pedersoli – sein Pseudonym kam mit dem ersten gemeinsamen Film der beiden, dem Italo-Western „Gott vergibt . . . Django nie!“ von 1967. Da der stahlblauäugige, stets aufgeweckt wirkende Hill, hier der unerschütterliche, aufreizend ruhige Koloss Bud Spencer, der seine mit fast jedem Film zunehmende Körpermasse für sich sprechen lässt. Dieses Paar war nicht nur so gegensätzlich wie Stan Laurel und Oliver Hardy, sondern – mit deutlich schlichterem Witz – fast ebenso erfolgreich. „Vier Fäuste für ein Halleluja“, „Das Krokodil und sein Nilpferd“, „Zwei wie Pech und Schwefel“ und „Banana Joe“, die Titel sind heute noch ein Begriff.

Zum Erfolgsrezept in den Siebziger- und Achtzigerjahren (das heute keines mehr wäre) gehörte zweifellos das Naiv-Kindliche der zwei Helden und die verniedlichte Gewalt. Letztere vollzog sich bei Bud Spencer oft in Form des „Dampfhammers“ (eines senkrechten Faustschlags auf den Kopf) oder der beidhändigen Doppel-Ohrfeige; die Scheinprügeleien führten angeblich zuweilen auch zu echten Treffern, weil Bud Spencer stark kurzsichtig war. „Wir waren keine Komiker, aber das, was passierte, war komisch. Wir haben vom Stummfilm gelernt, von Chaplin und Buster Keaton, das ist das Geheimnis“, so versuchte Bud Spencer selbst einmal den Erfolg dieses Duos zu erklären, das privat eine enge Freundschaft pflegte. Streit habe es am Set nie gegeben, auch weil die Rangordnung klar war: „Er war Schauspieler, ich habe nur so getan.“ Dass Carlo Pedersoli kein ausgebildeter Schauspieler war, konnte dem Publikum egal sein, und ihm selbst – er war ein vielseitiger Dilettant, dem der Erfolg in die Wiege gelegt schien. Die Rolle des „kleinen Mannes“, der stellvertretend für den Zuschauer den Widrigkeiten des Lebens „eine Watschen verpasst“, hatte mit seinem Leben nichts zu tun. Der Spross einer wohlhabenden Industriellenfamilie ging auf gute Schulen und machte zunächst, noch ohne Bauch, als Schwimmer Karriere, mehrmals war er italienischer Meister im Freistil, 1952 und 1956 nahm er an den Olympischen Spielen teil.

Aber nicht nur das, er absolvierte ein Jusstudium, versuchte sich als Komponist, Sänger, Musik- und Filmproduzent (sein Schwiegervater war der berühmte italienische Filmproduzent Giuseppe Amato). Auch weil er seinen damals schon bekannten Namen nicht mit schlichtem Klamauk in Verbindung bringen wollte, entschied er sich 1967 für ein Pseudonym – ohne zu wissen, dass er mit diesem Weltkarriere machen würde.

In 128 Filmen hat Bud Spencer insgesamt mitgespielt, „große“ Werke sind keine darunter, sieht man vom Klassiker „Quo Vadis“ ab, in dem er 1950 eine Statistenrolle hatte: als Prätorianer in Neros Garde. Trotzdem hat er einen – nicht nur buchstäblich – gewichtigen Eindruck hinterlassen wie wenige Schauspieler. In Deutschland zeigte sich das nochmals 2011, als seine Autobiografie monatelang auf Platz eins der „Spiegel“-Bestseller-Liste stand. In seinen späten Interviews zeigte er sich als nachdenklicher, gläubiger Mann, mit abgeklärter Freude am Leben – und Freude auf das Danach: „Ich hoffe, durch meinen Tod meinen Horizont zu erweitern“, sagte er in einem Interview. „Ich bin sehr neugierig, was mich dann erwartet.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2016)

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