„Die Unfassbaren“: Profizauberer als Superhelden

Die Unfassbaren
Die Unfassbaren(c) Constantin
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Noch mehr Stars, noch mehr Tricks: In der Fortsetzung von „Die Unfassbaren“ spielt auch Daniel Radcliffe. Aber zum Zaubern kommt gerade er diesmal nicht.

Das Blockbusterkino der Gegenwart ist eine paradoxe Sache. Einerseits waren Kassenschlager wohl noch nie so wunderlich wie heute. Jeder zweite ist bevölkert von sprechenden Riesenrobotern oder Übermenschen im Ganzkörperoutfit. Andererseits wird die Stoffauswahl immer normierter. So lässt jede Großproduktion, die auch nur ein bisschen aus dem Rahmen fällt, aufhorchen – selbst wenn sie so bescheuert klingt wie „Die Unfassbaren“ („Now You See Me“ im Original, 2013), in der ein bunter Haufen Starmagier seine Tricks nutzt, um im Auftrag eines uralten Geheimordens spektakuläre Dinger zu drehen. Man merkt: Auch hier ist es nicht weit her mit der Originalität: Der Film ist eine Kreuzung aus „Ocean's Eleven“ und Superheldensaga, nur sind die Superhelden diesmal Profizauberer.

Dank internationalem Überraschungserfolg gibt es nun eine Fortsetzung mit noch mehr Stars. Die lustvoll ihre jeweiligen Rollenfächer ausagierenden Schauspieler sind auch der einzige Grund, sich „Die Unfassbaren 2“ anzutun – wirklich unfassbar ist daran, wie schon im ersten Teil, nur die eklatante Absurdität des Drehbuchs. „Die vier Reiter“, wie die Zauberheldentruppe sich nennt (gespielt von Woody Harrelson, Jesse Eisenberg, Dave Franco sowie Lizzy Caplan, die Isla Fisher ablöst) und der FBI-Agent Dylan Rhodes (Mark Ruffalo) werden in eine verworrene Verschwörung um einen tot geglaubten Tech-Guru (witzig: Daniel Radcliffe als Bösewicht) verwickelt. Alte Gegenspieler (Morgan Freeman und Michael Caine) stecken auch mit drin. Im Vorgänger ging es um irgendetwas mit Wirtschaftskrise, nun geht's um irgendetwas mit Datendiebstahl. Und weil jener in China besonders gut ankam, bietet dieser den Schauplatz Macau und Taiwan-Star Jay Chou.

Das Kernproblem beider Filme ist, dass sie ihr Publikum nicht ernst nehmen. Im Grunde funktionieren sie nach dem „Sherlock Holmes“-Prinzip: Der Lustgewinn soll sich aus der Auflösung scheinbar unerklärlicher Ereignisse speisen, in diesem Fall ausgeklügelter „Zaubertricks“, mit denen die „Reiter“ ihre Gegner und ihre Zuschauer düpieren. Doch jede Erläuterung erscheint unglaubwürdiger als ihr zugehöriges Mysterium und steigert nur den Eindruck der Omnipotenz der Hauptfiguren. Ähnlich verhält es sich mit den haarsträubenden Twists, die hier im gefühlten Minutentakt auf einen herabregnen: Statt dem erwünschten „Aha“ evozieren sie bloß perplexe „Äähs“, und irgendwann winkt man endgültig ab.

Sogar Regisseur Jon M. Chu – bislang vor allem auf Tanzfilme spezialisiert – hat in einem Interview eingeräumt, dass „Die Unfassbaren 2“ ziemlich albern ist. Manchmal erreicht diese Albernheit fast eine Art surreale Erhabenheit: In einer schwungvoll choreografierten Sequenz wird ein geklauter Mikrochip mit unglaublicher Fingerfertigkeit an einer Sicherheitskontrolle vorbeigeschmuggelt. Ansonsten gilt aber das Motto der Helden auch für den Film selbst: „The closer you look, the less you see.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2016)

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