Kristina Sprenger hilft im "Tatort" aus

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"Soko Kitz" sei für sie keine Herausforderung mehr gewesen, sagt Kristina Sprenger. Im ersten Österreich-"Tatort" der Saison spielt sie eine Expertin für organisiertes Verbrechen - und hat diese Woche in Berndorf Theaterpremiere.

Zimperlich geht es im ersten Österreich-„Tatort“ der Saison nicht zu. Eine Leiche ohne Hände und Zunge weist den Kommissaren Moritz Eisner und Bibi Fellner den Weg in Richtung organisiertes Verbrechen und lenkt den Verdacht auf Schlepperei, illegale Prostitution und Schwarzarbeit zum Sklavenlohn. Ein heikler Fall also, in dem Eisner und Fellner – wie so oft – die geteilte Seele der Österreicher widerspiegeln: Er findet, es sei „ein Wahnsinn“, dass die Damen, wenn zu wenige Freier kommen, von ihren Ausbeutern nach Traiskirchen gebracht werden, wo die Abschiebung droht. Sie zuckt die Schultern: „Was soll man machen? Wir können ja nicht alle behalten.“

Unterstützung bekommen Eisner (Harald Krassnitzer) und Fellner (Adele Neuhauser) von einer, die sich mit den Machenschaften solcher Banden auskennt: Im Bleistiftrock, mit Brille und strenger Frisur gibt Kristina Sprenger eine Expertin für organisierte Kriminalität: Daniela Vopelka. Seit Sprenger den Posten bei „Soko Kitzbühel“ verlassen hat, ist sie weitgehend TV-abstinent gewesen. Sie habe, sagt sie im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“, mehr Vielfalt gewollt. Immer nur dieselbe Rolle, das sei letztlich keine Herausforderung mehr gewesen.


„Ich bin kein Serienfan.“ Eine neue Herausforderung hat sie gefunden, als sie die Intendanz der Bühne Berndorf übernommen hat. Nach einer Eingewöhnungsphase in die neue Aufgabe – und mit ausreichend Abstand zu ihrer Figur der Karin Kofler in „Soko Kitz“ – hat sie jetzt wieder Spaß am Krimiformat. „Ich bin eigentlich kein Serienfan, dass ich so jede Woche auf die neue Folge warte“, sagt sie. Den „Tatort“ aus München, den aus Wien, und natürlich den Münsteraner Jan-Josef Liefers mag sie aber gern, „weil dort immer eine kleine Süffisanz oder Ironie Platz hat“. Mit Til Schweigers Hau-Drauf-Attitüde kann Sprenger hingegen nichts anfangen. „Das ist mir ein bissl zu abstrakt.“

Ihre „Tatort“-Rolle findet Sprenger schön, „weil diese Figur so ganz anders ist als Karin Kofler. Sie ist eine Business-Lady, eine strenge, aber doch weibliche Figur. Es ging auch darum, dass ich mich optisch sehr verändere, damit keine Assoziation da ist.“ Das ist gut gelungen. Dass Expertin Vopelka einmal die verschiedenen kriminellen Machenschaften einzelnen Nationen zuordnet, hält Sprenger für legitim: „Ich weiß, dass Drehbuchautor Thomas Roth das gut recherchiert hat. Er ist ein sehr genauer Mensch.“ Das seien auch nicht einfach Klischees, die bedient werden: „Und jedes Klischee entsteht ja durch viel Wahrheit, durch Erfahrungswerte. Natürlich, man darf dann aber nicht alle Menschen, die dieser Nationalität angehören, in dieses Klischee hineinpressen.“

In „Die Kunst des Krieges“ mischt schließlich auch ein Wiener Unterweltler mit: Michael Fuith brilliert als Zuhälter mit Pelzkragen und Penthouse. Auch das ist ein Klischee. „Gerade deshalb ist das ein spannender ,Tatort‘“, findet Sprenger: „Weil viel Wahrheit, Aktualität und Brisanz dahintersteckt. So etwas passiert halt in Wien: Frauen werden unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in den Westen gelockt und dann als Prostituierte oder Arbeitssklaven ausgebeutet. Wenn es dazu beiträgt, aufzuzeigen, dass das vor unserer Haustür passiert, dann ist das eine wichtige Funktion eines Krimis.“

Am Theater Berndorf hat sie als Intendantin die Schlagzahl erhöht: War es früher ein Stück pro Jahr, das produziert wurde, sind es mittlerweile drei. „Wir stecken mitten in den Proben zu ,Honigmond‘. Gerold Rudle und ich haben das Stück, das aus den 1990er-Jahren stammt, mit Erlaubnis von Autor Gabriel Barylli sanft in unser Zeitalter transferiert.“ Es gehe um Kommunikation: „Ich wollte ein Frauenstück machen, bei dem Männer nicht durchdrehen, wenn sie es anschauen“, lacht Sprenger, die mit Adriana Zartl und Susanne Hirschler zwei „Frauen mit viel Lebenserfahrung“ zur Seite hat. „Man kann den Ehemann aber ruhig mitnehmen – er wird viel über Frauen erfahren.“ Premiere ist am 8. September.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2016)

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