Debbie Reynolds: Sie spielte das singende Glück

„Good girl“ am Ende des goldenen Hollywood: Debbie Reynolds bei Dreharbeiten 1959. Ihre Karriere fiel in die Spätblüte des Musicalfilms.
„Good girl“ am Ende des goldenen Hollywood: Debbie Reynolds bei Dreharbeiten 1959. Ihre Karriere fiel in die Spätblüte des Musicalfilms.(c) imago/ZUMA Press
  • Drucken

Musicalfilme wie „Singin' in the Rain“ machten sie berühmt: Nur einen Tag nach ihrer Tochter, „Star Wars“-Star Carrie Fisher, ist Debbie Reynolds gestorben.

Nicht nur die Kälte lässt um die Jahreswende viele sterben, war jüngst in der „Presse“ zu lesen, das Essen, das Trinken tun ebenfalls das Ihre – und familiäre Aufregung. Im Extremfall der Tod der eigenen Tochter: Filmstar Debbie Reynolds ist am Tag nach dem Tod ihrer Tochter Carrie Fisher (siehe Nachruf vom 29. 12.) gestorben, die als Leia in den „Star Wars“-Filmen ebenfalls weltberühmt wurde – sogar so berühmt, dass in späteren Jahren Debbie Reynolds oft vor allem als „die Mutter von Carrie“ Beachtung fand.

Diese stammte aus der Ehe Debbie Reynolds mit dem US-Entertainer und Sinatra-Konkurrenten Eddie Fisher, der sich 1959 scheiden ließ und Elizabeth Taylor heiratete. Die Umstände dieser Trennung gehörten zu den größten, zugleich für Debbie Reynolds unerfreulichsten Schlagzeilen ihrer Karriere: Nachdem Liz Taylors Ehemann, der Produzent Mike Todd, bei einem Flugzeugabsturz gestorben war, hatten sie und ihr Mann als enge Freunde Todds die junge Witwe zu trösten versucht; bald darauf berichteten die Medien genüsslich von der neuen Affäre zwischen Liz Taylor und Reynolds Ehemann.

Aufstieg neben Fred Astaire, Gene Kelly

Letztlich sei dies ein Glücksfall in ihrem Leben gewesen, schreibt Debbie Reynolds in ihrer Autobiografie. Ein Glücksfall war zweifellos, dass das Filmstudio Warner Brothers auf die Tischlerstochter aufmerksam wurde – dank einem Schönheitswettbewerb, den sie gewonnen hatte. Sie änderte ihren eigentlichen Vornamen Mary in das für Hollywood kesser klingende Debbie, und reüssierte 1950 im Film „Drei kleine Wörter“ an der Seite von Fred Astaire. Zwei Jahre später war die erst 19-Jährige in jener Rolle zu sehen, die ihr den Durchbruch brachte und bis heute am stärksten in der öffentlichen Erinnerung geblieben ist: jene der Kathy Selden im Musicalfilm „Singin' in the Rain“, benannt nach dem schon aus dem Jahr 1929 stammenden Titellied (der deutsche Filmtitel, „Du sollst mein Glücksstern sein“, ist fast vergessen).

„Singin' in the Rain“ ist mit seinen mitreißenden Tanz- und Musikszenen ein Höhepunkt des Musicalfilms made in Hollywood, der in den Fünfziger- und Sechzigerjahren noch blühte. Er erzählt mit seiner in die Zwanzigerjahre gesetzten Handlung auch die Entstehungsgeschichte dieses Genres, den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm. Gene Kelly als Stummfilmstar, der sich in das kleine Showgirl Kathy verliebt, war ein großartiger Tänzer und Erbe von Fred Astaire. Debbie Reynolds hingegen, die im Film unverhofft zum Musicalstar avanciert, hatte vor den Dreharbeiten nie professionell getanzt. Auch ihre Filmstimme gehört selbst im Original nicht immer ihr – entscheidende Gesangsszenen kamen von einer Synchronstimme. Das änderte freilich nichts an ihrem Erfolg. Debbie Reynolds bezauberte als Typus, der am Ende der goldenen Ära Hollywoods noch sehr gefragt war: als „good girl“, als bezaubernde Brave.

Bald war Reynolds in der Riege der Hollywoodstars angelangt. In der romantischen Komödie „Tammy“ (1957) spielt sie ein erst 17-jähriges, fern von der Zivilisation aufgewachsenes Mädchen, das sich in einen jungen abgestürzten Piloten verliebt. Fünf Wochen lang war sie mit dem Titellied auf Platz eins der US-amerikanischen Billboard Charts. Der Song brachte ihr auch eine Goldene Schallplatte ein, bald darauf brachte sie ihr erstes eigenes Album, „Debbie“, heraus.

Reynolds war auch in den Sechzigerjahren noch erfolgreich, vor allem mit dem Musicalfilm „Goldgräber-Molly“; als beste Hauptdarstellerin wurde sie für einen Oscar nominiert. In den 1970er-Jahren wurde es ruhiger um sie (dafür begann sie auch am Broadway aufzutreten). Beachtung fand sie immer wieder, war noch mehrmals für große Preise nominiert – zunehmend aber wurde sie doch zur „Mutter von Carrie Fisher“. Leichtigkeit, Charme und heile Welt assoziiert man mit ihren Rollen. „Dramen sind unglücklich, und jemanden Unglücklichen zu spielen, würde mich unglücklich machen“, sagte sie einmal. „Das ist nichts für mich.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Debbie Reynolds starb an einem Schlaganfall, nur einen Tag nach ihrer Tochter.
Salon

Debbie Reynolds starb einen Tag nach Tochter Carrie Fisher

Die 84-Jährige war in den USA vor allem für ihre Musikfilme bekannt.
CARRIE FRANCES FISHER October 21 1956 December 27 2016 was an American actress screenwriter
Salon

Carrie Fisher und Debbie Reynolds werden nebeneinander beerdigt

Für immer Seite an Seite: Die "Star Wars"-Schauspielerin und ihre nicht minder berühmte Mutter sollen in kleinem Kreis gemeinsam bestattet werden.
Billie Lourd zusammen mit ihrer Mutter Carrie Fisher und ihrer Großmutter Debbie Reynolds.
Salon

Trauer um Mutter Carrie Fisher und Oma Debbie Reynolds

Die junge Schauspielerin Billie Lourd hat auf einen Schlag zwei ihrer engsten Vertrauten verloren.
Als Prinzessin Leia wurde Carrie Fisher berühmt. An diesen Erfolg konnte sie nie anschließen – doch sie trug es mit Humor und Selbstironie.
Salon

Keine Prinzessin auf der Erbse

Als Leia in „Star Wars“ wurde sie zur Ikone der Popkultur. Abseits der Space Opera lief Carrie Fishers Leben weniger glamourös – doch Eitelkeit interessierte sie ohnehin nicht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.