Zwei Filme, die von Netflix produziert wurden, starten in Cannes im Wettbewerb. Die französischen Kinos wehren sich dagegen - weil die Filme zum Kinostart auch online zu sehen sind.
Die Filmfestspiele von Cannes halten an der Wettbewerbsteilnahme zweier Netflix-Produktionen fest - obwohl diese von französischen Kinobetreibern heftig kritisiert wurde. Netflix ist mit dem Monsterfilm "Okja" von Bong Joon-ho mit Jake Gyllenhaal und Tilda Swinton sowie der Indie-Komödie "The Meyerowitz Stories" von Noah Baumbach mit Dustin Hoffmann, Ben Stiller und Adam Sandler erstmals in der Hauptkonkurrenz des wichtigsten Filmfestivals der Welt vertreten. Weil der US-Streaminggigant die Strategie verfolgt, seine eigenproduzierten Filme parallel zu limitierten Kinostarts seinen Nutzern in aktuell 190 Territorien online zur Verfügung zu stellen, regte sich Protest vonseiten der Vereinigung französischer Kinos (FNCF).
Die Filmfestspiele von Cannes, die heuer vom 17. bis zum 28. Mai stattfinden, kündigten nun aber eine Regeländerung an: Fortan müssen sich Filme, die zum Rennen um die Goldene Palme zugelassen werden wollen, zu einem Kinostart in Frankreich verpflichten, teilte das Festival am Mittwoch mit.
Kompromiss mit Netflix kam nicht zustande
Zuvor hatte sich Netflix-Chef Reed Hastings offen für einen Kompromiss gezeigt, wonach die beiden Streifen für eine limitierte Dauer in französischen Programmkinos starten könnten. Eine Lösung scheint aber nicht gefunden worden zu sein, was das Festival nun "bedauert".
Man sei sich "der Sorge ob der fehlenden Präsenz dieser Filme in Frankreichs Kinos bewusst", schreiben die Organisatoren, die sich über einen neuen Akteur, "der sich entschlossen hat, in Kino zu investieren", zwar freuten. Zugleich bekräftige man die "Unterstützung für die traditionelle Form der Vorführung von Kinofilmen in Frankreich und weltweit".
US-Kinoketten boykottierten "Beasts of No Nation"
Für Netflix ist es nicht der erste Konflikt mit Kinobetreibern. 2015 hatten einige große US-Kinoketten den Start von "Beasts of No Nation" boykottiert, weil sich der Streamer nicht auf eine 90-tägige Frist zwischen Kino- und Streaming-Start eingelassen hatte. Mit dem viel gepriesenen Kindersoldatendrama hatte Netflix damals seinen ersten Spielfilm auf den Markt gebracht - und es direkt in den Wettbewerb der Filmfestspiele Venedig geschafft.
(APA)