Festival: Wundertüte der Kurzfilme

Tribute-Gast Jacqueline Lentzou.
Tribute-Gast Jacqueline Lentzou.(c) Jacqueline Lentzou
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Die Vienna Shorts bringen heuer u. a. den Berlinale-Preisträger „Small Town“ – und klagen über geschrumpfte Förderung.

Ein Kurzfilmfestival, das gekürzt werden muss: Schon im Herbst 2016 entfernten die Vienna Independent Shorts (VIS) das Adjektiv aus ihrer Namensmitte. Das geschah zwar der Einfachheit halber, konnte aber als Hinweis auf die Abhängigkeit von Fördergeldern gelesen werden. Wie andere Veranstalter hatte die VIS-Leitung auf eine Erhöhung im Zuge der Neuordnung der heimischen Filmfestivalförderung gehofft. Ein Expertenbeirat empfahl Aufstockung um 20.000 Euro. Letztlich belief sie sich bloß auf 5000 Euro.

So dauert das international renommierte Kurzfilmevent heuer nur noch sechs Tage. Über 50 Prozent seines Budgets stellt es über private Sponsoren auf, dazu kommen 25.000 Euro aus dem Media-Programm der EU. Sollten diese wegfallen – etwa aufgrund rückgängiger Publikumszahlen –, würde man in dieser Form nicht weitermachen können, hieß es vonseiten des Festivals. Es wäre ein Verlust für die Wiener Kulturlandschaft: Das VIS ist nicht nur ein Sammelbecken für spannende Kurzfilmkunst aus aller Welt, sondern auch eine wichtige Begegnungszone für junge Filmemacher. Und ein „Oscar Qualifying Festival“: Drei der hier ausgezeichneten Arbeiten rückten auf die Kurzfilm-Longlist des US-Kinopreises vor.

Die 14. Ausgabe des (bis 6. Juni laufenden) Festivals, diesmal unter dem Motto „Vertrau mir“, erscheint jedenfalls trotz der Einschnitte bei den Spezialprogrammen als kunterbunte Kinowundertüte. Nicht alles, was aus dieser purzelt, ist der Rede wert – doch die Überraschung gehört zum Konzept, und ein paar Perlen sind immer dabei. Etwa die Flimmerwerke des Japaners Makino Takashi: Sie berauschen mit tanzenden Texturen und hypnotischen Klängen, am Montag läuft eines davon mit Live-Soundtrack im Rhiz. Oder der portugiesische Berlinale-Preisträger „Small Town“: ein melancholisches Bildgedicht zwischen Traum und Wirklichkeit, präsentiert im ungewöhnlichen Schmalspurformat. Tribute-Gast Jacqueline Lentzou liefert stimmungsvolle Leinwandjugendgeschichten, der Wettbewerb entführt wiederholt in fremde (Gefühls-)Welten, die drei letzten Festivaltage bringen Kurzfilmmarathons bei freiem Eintritt. Schon heute, Freitag, gibt's im Filmcasino die „Nacht des abstrusen Humors“. Man soll lachen, solang man kann. (and)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2017)

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