"Dirty Dancing", 30 Jahre danach

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Kaum ein Film lief so oft im Fernsehen wie "Dirty Dancing". 30 Jahre nachdem er in den Kinos startete, ist er Grundlage für Nostalgie - und feministische Deutung.

Man muss eine Sache nicht unbedingt gemocht haben, um beim Gedanken daran nostalgisch zu werden. Es ist eher die Erinnerung an  die Zeit des Erlebten, die uns sehnsuchtsvoll stimmt. Im Falle von „Dirty Dancing“: Die Erinnerung an das erste Mal, als man den Film sah. Die Hebefigur im Wasser, der Widerstand gegen die Anzugträger. Oder der Satz „Mein Baby gehört zu mir, ist das klar“, den Patrick Swayze als Saison-Tanzlehrer in Ledermontur trotzig-pathetisch und recht machohaft in den Raum schleudert. Und der im Original weitaus respektvoller klingt: „Nobody puts baby in a corner.“

Oder an das zweite Mal, als man sich über „Baby“ (Jennifer Grey) amüsierte, die als Begründung für ihre Anwesenheit im Tanzschuppen unbeholfen den Satz „Ich habe eine Melone getragen“ von sich gibt. Oder an das dritte Mal? „Dirty Dancing“ lief in den vergangenen Jahrzehnten gefühlte 50 Mal im Fernsehen. Tatsächlich strahlte der ORF den Film, der erstmals 1990 lief, „nur“ 14 Mal aus – ohne die Servicewiederholungen am nächsten Vormittag.

Da lief Teil eins der Sissi-Trilogie deutlich öfter, nämlich bisher 21 Mal. Allerdings ist der Film natürlich auch älter. Auch einzelne James-Bond-Filme waren durchaus öfter zu sehen, etwa "Dr. No", der über die Jahre 18 Mal am Programm stand. Gleichauf mit Dirty Dancing sind Pretty Woman und der doch deutlich jüngere „Schuh des Manitu – extra large“: Die Filme liefen je 14 Mal.

Guardian sieht ein "feministisches Meisterstück"

Ins Kino kam „Dirty Dancing“ am 17. August 1987 – produziert worden war er mit einem Minibudget von lediglich fünf Millionen Dollar. Für viele ist der Film gut gealtert, im Guardian wird er sogar als "feministisches Meisterstück" bezeichnet, etwa weil die Tänzerin Penny nicht dafür verurteilt wird, dass sie eine Abtreibung vornimmt oder "Baby" mit ihrem Johnny einfach nur deshalb schlafen kann, weil sie es will - ohne weitere Konsequenzen.

So weit muss man in der Deutung nicht unbedingt gehen, auch wenn man den Film in jungen Jahren gerne sah, schließlich ist die männliche Anleitung für „Baby“ (allein schon der Name!) doch nicht ganz irrelevant. Nostalgische Gefühle orientieren sich ohnehin nicht an der gesellschaftspolitischen Relevanz eines Films.

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