Barbara Albert erzählt im Film "Licht" vom blinden Klavier-Wunderkind Maria Paradis, das im Wien des 18. Jahrhunderts Patientin des berühmt-berüchtigten Arztes Mesmer wird. Sie sieht es als Emanzipationsgeschichte. Ein Gespräch.
In „Licht“ nehmen Sie sich zum ersten Mal einen historischen Stoff vor. Was hat Sie daran gereizt?
Barbara Albert: In erster Linie handelt der Film von einer Frau – ihrer Entwicklung, ihren Möglichkeiten und Verhinderungen. Es ist eine Coming-of-Age-Geschichte, aber auch Porträt einer Emanzipation. Dass Maria Paradis am Anfang so gar nicht sein darf und es trotzdem schafft, ein Schlupfloch zu finden in der repressiven und restriktiven Gesellschaft des 18. Jahrhunderts, hat mich sehr bewegt. Die Beziehung zwischen ihr und Franz Anton Mesmer wurde schon mehrfach beleuchtet: Im Roman „Am Anfang war die Nacht Musik“ von Alissa Walser, auch von Stefan Zweig und Peter Sloterdijk. Der Fokus lag meist auf dem Arzt, ich wollte die Patientin in den Blick nehmen. Jane Campion war dabei ein Vorbild: Ihre Historienfilme schlagen eine Brücke zwischen Unterhaltung und feministischem Autorenfilm.
Läuft man beim Geschichtsfilm nicht Gefahr, den Gegenwartsbezug zu verlieren?
Immer, wenn ich einen Film mache, stelle ich mir die Frage, ob er aktuelle Relevanz hat. Bei „Licht“ wollte ich die Tür zu einer anderen Zeit öffnen, hindurchgehen und vergessen, dass ich dort bin – gerade weil es um die Figuren und ihren Bezug zur Gegenwart geht. Und all das ohne künstliche Überhöhung. Natürlich zeige ich nicht die „Wahrheit“ oder die „Wirklichkeit“, aber es war mir wichtig, möglichst nah am Historischen zu bleiben. Ich würde gerne zeitreisen können.