"A-Team" im Kino: Unernst - aber Spaß ist das keiner

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ATeam Kino Unernst aber(c) Sony
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Die Kinoversion der Serie "A-Team" aus den Achtzigerjahren setzt auf den kleinsten gemeinsamen Nenner und die größtmöglichen Explosionen. Diese Neuauflage ist schnell konsumiert und schnell vergessen.

Eine der entzückendsten Anekdoten der amerikanischen Fernsehgeschichte rankt sich um die Entstehung der Achtzigerjahre-Serie „Das A-Team“: Es heißt, der Manager Brandon Tartikoff hätte sich eine neue Show gewünscht und das Konzept auch gleich formvollendet auf den Punkt gebracht. „Schnürt mir ein Paket aus ,Mission: Impossible‘, ,Das dreckige Dutzend‘ und ,Die glorreichen Sieben‘ – und Mr. T fährt das Auto!“

So ähnlich muss man sich wohl auch die sogenannten Pitches vorstellen, mit denen in der Blockbuster-Ära Projekte in Hollywood schmackhaft gemacht werden sollen, indem man sie auf einfache Formen reduziert. Die aktuelle Kinoneuauflage des „A-Team“ ist immerhin die perfekte Verkörperung dieser Tendenz: Alles daran ist vorsorglich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht – bis auf die Explosionen. Die sind größtmöglich.

Ansonsten leidet die Produktion offensichtlich daran, dass mit dem Konzept, das die Originalserie zur erfolgreichen Fernsehunterhaltung werden ließ, kaum mehr Staat zu machen ist: eine Mischung aus übertriebener Action und selbstironischem Humor, die längst zum Standardmodell für diese Art von Filmen geworden ist.

In klassischen Hollywood-Filmen mochten sich die harten Männer in den Dialogen einen schlagfertigen Sager nach dem anderen um die Ohren hauen, ein ernster Kern blieb. Aber die Abenteuer von Superhelden wie James Bond entwickelten zunehmend (selbst-)parodistische Züge, eine Tendenz, die so inflationär geworden ist, dass zum Beispiel der jüngste Neustart der 007-Agentenreihe mit Daniel Craig auf eine neue Ernsthaftigkeit setzte.

Drehbuch? Lästige Notwendigkeit!

Das originale A-Team war dagegen betont unernst: In einer bekannten Szene der Eröffnungsepisode fuhr Mr. T das Auto, während sein Chef (George Peppard) mit seiner sprichwörtlichen Zigarre im Mund danebensaß – wobei er bemerkenswerterweise ein Reptilienkostüm aus Gummi trug. In Das A-Team – Der Film wird zwar auch dauernd Schmäh geführt, aber richtig lächerliche – und eben auch: richtig lustige – Momente will man dabei nicht riskieren, das hätte wohl buchstäblich zu teuer kommen können. So ist der von Joe Carnahan im Schnetzelschnittstil inszenierte und von den Brüdern Ridley und Tony Scott chic produzierte Film zwar unernst, aber ohne dabei wirklich Spaß zu machen. Die Idee eines Drehbuchs wurde ohnehin bestenfalls als lästige Notwendigkeit erachtet: Jedenfalls machen Liam Neeson (als Anführer), Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Quinton Jackson (statt Mr. T), Sharlto Copley (als verrückter Murdoch) und Bradley Cooper (als gut aussehender Face) Jagd auf Falschgelddruckplatten. (Jessica Biehl ist auch da, wohl, um klarzustellen, dass all die mit Testosteron geladene Männer-Action im Kern heterosexuell ist.)

Die genaueren Umstände der Handlung versinken in der rasanten Abfolge von Geschrei und Detonationen – schnell konsumiert, schnell vergessen. Die Geschichte ist aber letztlich so bedeutungslos wie die Figuren oder die Gewalt: Wenn die Neuauflage irgendeine Bedeutung hat, dann indem sie deren selbstverständliche Eskalation in den Medien über die Jahre hinweg demonstriert. Die Originalserie wurde wegen ihrer verharmlosenden Cartoon-Gewalt kritisiert: All die Schläge, Autounfälle und Attacken (mit oder ohne Waffen) führten selten zu Verletzungen, Tote gab es kaum. Im neuen Film sterben mittlerweile die Statisten zu Dutzenden, ohne dass es weiter auffallen würde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2010)

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