James Franco: "Ohne Kunst wär mir langweilig"

James Franco Ohne Kunst
James Franco Ohne Kunst(c) REUTERS (MARIO ANZUONI)
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Franco ist der neue intellektuelle Vorzeigestar Hollywoods. Im Interview erzählt der Schauspieler von Kunst mit einem Penis auf der Nase, von der Gefahr der Nabelschau und seinem Status als Sexsymbol.

Kaum ein Hollywood-Star beweist ein solches Multitalent wie James Franco, der jetzt in „Planet der Affen: Prevolution“ einen erstaunlichen kommerziellen Erfolg feiert. Denn der 33-Jährige ist mit der Schauspielerei allein nicht glücklich, selbst wenn er für seine vielen Aktivitäten einen Preis bezahlen muss.

Sie schienen sich auf klassische Charakterdramen zu konzentrieren, erhielten für „127 Stunden“ sogar eine Oscar-Nominierung. Wie kam es, dass Sie sich jetzt mit computeranimierten Affen herumschlagen?

James Franco: Weil „Planet der Affen: Prevolution“ ein einzigartiges Projekt war. Angefangen mit der Tatsache, dass sich der Film komplexen ethischen Themen widmet. Für einen Sommer-Blockbuster hat er sehr viel Tiefe. Abgesehen davon war es faszinierend für mich, mit Kollegen wie Andy Serkis zusammenzuarbeiten, die dann im Computer zu digitalen Charakteren verwandelt wurden. Vor zehn Jahren, als ich noch unerfahrener war, wäre ich vor einem Projekt mit so viel Effektarbeit wahrscheinlich weggelaufen. Aber jetzt bin ich voll und ganz davon überzeugt. So etwas ist die Zukunft des Kinos.

Aber es scheint Ihnen nicht zu reichen, einfach nur Filme als Schauspieler zu drehen. Stattdessen führen Sie Regie, machen Kunstprojekte und veröffentlichen Prosa.

Das ist richtig. Vor fünf, sechs Jahren hatte ich eine Krise, weil ich als Schauspieler einfach zu viel wollte. Damals hatte ich schon knapp zehn Jahre in dem Beruf gearbeitet, und ich versuchte, auch den Job des Regisseurs zu machen. Das war falsch, weil ich den anderen das Leben schwergemacht habe. Jetzt arbeite ich nur noch mit Regisseuren zusammen, die ich als Künstler respektiere. Aber gleichzeitig muss ich auch meine eigenen Visionen verwirklichen. Es ist es mir ein großes Bedürfnis, selbst Kunst zu schaffen, sonst würde ich mich zu Tode langweilen. Sie ist mein Medium und Instrument, um mit der Welt zu kommunizieren.

Und deshalb laufen Sie mit einem Penis auf der Nase im Louvre herum – wie für Ihren Kurzfilm „Dicknose in Paris“.

Und übrigens auch noch im Musée d'Orsay. Humor ist in der Kunst wichtig, vor allem jetzt, im postmodernen Zeitalter, er gibt ihr Tiefe. Aber bei den Außenaufnahmen habe ich den Dildo abgedeckt, denn die Leute hätten wohl ziemlich brutal darauf reagiert.

Journalisten dürften sich eher für Ihren Status als Sexsymbol als für Ihre Kunst interessieren.

Was soll ich dagegen tun? In der Filmbranche selbst gibt es viele smarte und tief nachdenkende Leute, aber an der Peripherie sitzen irgendwelche Kommentatoren, die sich über solche Seichtigkeiten auslassen. Das ist auch ein Problem mit den Kunstkritikern in den USA: Die können nicht vergessen, dass ich als Schauspieler arbeite. Zum Glück habe ich bei meinen Ausstellungen in Europa eine andere Erfahrung gemacht. Da hatten die Kritiker keinen solchen Ballast an Vorurteilen.

Jetzt gehen Sie wieder an die Uni, wollen in Yale Ihren Doktor in Literatur machen. Warum werden Sie nicht Professor?

Auf das Filmemachen könnte ich doch nicht verzichten. Und meine Erfahrungen aus der Showbranche bereichern mein Studium. Ohne sie wäre ich nur ein fader, einfallsloser Akademiker – und schlechter als viele Kommilitonen.

Besteht nicht die Gefahr, dass dieses Kunstschaffen in reine Nabelschau ausartet?

Natürlich. Es gab vor ein paar Jahren eine Phase, in der ich mich bloß mit mir selbst beschäftigte. Ich fühlte mich innerlich leer. Damals entdeckte ich die Wohltätigkeitsorganisation „Art of Elysium“ für mich, in der Schauspieler und Künstler für schwer kranke Kinder auftreten. Ich fand dadurch wieder Zugang zum echten Leben. Für einen Jungen namens David schrieb ich ein eigenes Stück. Und ich habe dabei begriffen, wie ich mit meinem Können das Leben anderer besser machen kann. Das war großartig. Ich bekam endlich wieder Kontakt zu Kindern. Ich liebe Kinder.

Aber selbst haben Sie keine, von Ihrer langjährigen Freundin haben Sie sich getrennt.

Ich habe einfach zu viel um die Ohren. Deshalb ist es momentan schwierig für mich, eine Beziehung zu führen – geschweige denn eine Familie großzuziehen. Meine Arbeit ist meine Spaßzeit, und die einzige Lösung für mich besteht darin, dass ich mit meinen engsten Freunden zusammenarbeite. Deshalb brauche ich auch keine sogenannte „Freizeit“. Nichts wäre für für mich langweiliger, als Urlaub zu machen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2011)

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