Karl Markovics: Zu schön, zu jung, zu erfolgreich

(c) ORF (MILENKO BADZIC)
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Stilvoll ging die zweite Verleihung des Österreichischen Filmpreises über die Bühne. Und stand ganz im Zeichen von Karl Markovics. Sein Regieerstling, „Atmen“ triumphierte in knapp der Hälfte der 13 Kategorien.

Ein klein wenig war Karl Markovics ja enttäuscht, dass es mit der Oscar-Shortlist nichts geworden ist. „Wenn man einmal so in die Nähe kommt, denkt man natürlich, es wär' toll.“ Aber die Aufregung vor dem österreichischen Filmpreis habe die Enttäuschung über die Nichtnominierung „ziemlich schnell und heftig überlagert“. Zumal Markovics als Präsident der Akademie des Österreichischen Films quasi Hausherr der Preisverleihung ist. Am Ende war er dann auch der große Sieger des Abends – und wurde in dieser Doppelfunktion dementsprechend auf die Schaufel genommen.

Denn nachdem sein Regieerstling, „Atmen“, in knapp der Hälfte der insgesamt 13 Kategorien triumphiert hatte, konnte es sich Moderator Rupert Henning zum Abschluss der Gala nicht verkneifen, sich von den „heurigen Karl-Markovics-Festspielen“ zu verabschieden. Hennings penetrante Anspielungen („Die Preisträger müssen sich keine Sorgen um ihre Trophäen machen, wir beschützen sie vor Karl Markovics“) trieben Markovics sogar so weit, dass er unaufgefordert auf die Bühne stürmte. Und in Anlehnung an Karl-Heinz Grassers Spruch davon sprach, dass der österreichische Film im Ausland deshalb so viel Anerkennung bekomme, „weil wir zu jung, zu schön, zu erfolgreich und zu gut ausgebildet sind“.

Aber schön der Reihe nach: Zum zweiten Mal hatte die Akademie am Freitagabend zur Preisverleihung geladen. Und wie beim ersten Mal aus der Not eine Tugend gemacht. Kein roter Teppich, kein Galadiner, keine Laudatoren, keine Zuspielungen. Dafür eine zügige Preisverleihung, danach Bier und Kartoffelgulasch. Immerhin: Die Unterstützung wächst, diesmal wurden doppelt so viele Gäste aus der Branche eingeladen wie im Vorjahr. Mehr als 800 drängten sich in den auf Londoner Industrie-Chic gestylten Wiener Rosenhügelstudios.

Neben den sechs Auszeichnungen für „Atmen“ gab es je zwei Preise für Wolfgang Murnbergers „Mein bester Feind“ und Michael Glawoggers „Whores' Glory“. Während Murnbergers Film für die beste Maske (Martina List) und das beste Kostümbild (Barbara Fröhlich, Michaela Oppl) geehrt wurde, durfte sich Glawoggers Kameramann Wolfgang Thaler ebenso über eine der stufenförmigen, von Valie Export designten Spiralskulpturen freuen wie der Regisseur und seine Produzenten selbst über die Auszeichnung für die beste Doku.

„Wir haben uns das zum Vorbild genommen“, sagte Markovics zur „Presse“, „was bei der ersten Preisverleihung so gut angekommen ist: dass man auf der einen Seite einen festlichen Rahmen schafft, auf der anderen aber versucht, relativ unverkrampft zu sein. Das Wesentliche dieses Abends sind die Werke der Filmschaffenden.“ Besonders stolz war der Regieneuling auf Nachwuchsschauspieler Thomas Schubert, der sich in der Königskategorie „Bester Darsteller“ gegen Größen wie Josef Bierbichler und Nicholas Ofczarek durchsetzte. „Er hat den Preis absolut verdient. Er ist klug genug zu sagen, jetzt warten wir mal ab, lassen uns nicht verrückt machen von dem Trubel.“ Schubert selbst, der vor wenigen Tagen 19 Jahre alt wurde, war in seiner Dankesrede nach eineinhalb Sätzen sprachlos: „Da versagt die Schauspielerei.“ Schauspielerisch hat er jedenfalls Blut geleckt, angehen will er die Sache dennoch langsam. „Ich bin mir oft ziemlich unsicher, ob ich da eine Zukunft habe.“ Deswegen sei es „wahnsinnig schön“, dass er diesen Preis gewonnen habe.

„Ein Preis ist ganz wichtig. Es ist etwas so Urmenschliches, etwas in der Hand haben zu wollen, etwas anzugreifen. Das ist etwas, das an unsere kindliche Natur appelliert“, fügte Markovics hinzu und brach schließlich noch eine Lanze für den heimischen Film. „Sollte es Ihnen wieder einmal so gehen wie Karl Valentin – ,bin in mich gegangen, war auch nichts los‘ –, dann gehen Sie doch ins Kino und schauen sich einen Film an“, so der Gastgeber. „Am besten einen österreichischen, dann haben wir alle was davon.“

Auf einen Blick

Gewinner. Die Preisträger des diesjährigen Österreichischen Filmpreises in den wichtigsten Kategorien:

Bester Film: „Atmen“
Beste Regie: Karl Markovics („Atmen“)
Beste Dokumentation: „Whores' Glory“
Bester Darsteller: Thomas Schubert („Atmen“)
Beste Darstellerin: Ursula Strauss („Vielleicht in einem anderen Leben“)
Bestes Drehbuch: Karl Markovics („Atmen“)

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