TV-Serie „Generation Kill“: Schüsse aus offenem Jeep

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Die TV-Serie „Generation Kill“ zeigt den Soldatenalltag von US-Marines im Irak-Krieg. Harter Serienstoff von „The Wire“-Autor David Simon.

Geht das eigentlich: in den Krieg ziehen und dabei lachen? Nur Zivilisten können solche Fragen stellen, würde vermutlich jeder Soldat entgegnen. Einsätze in Krisen- und Kriegsgebieten sind mit derbem Witz und Sarkasmus unter Umständen leichter zu ertragen.

Wie schnell sich komische und tragische Momente in einer solchen Ausnahmesituation abwechseln können – vor allem das zeigt die Miniserie „Generation Kill“. Als mitten in einem Gasanschlag, der sich zwar nur als Probealarm entpuppt, der mitreisende Reporter umkippt, liegt das nur daran, dass er sich, noch reichlich ungeübt im Umgang mit der Militärkluft, sein bestes Stück eingeschnürt hat. Erst die Soldaten befreien ihn aus der selbst verursachten Notlage, natürlich unter großem Gelächter. Plakativer Slapstick wie dieser bleibt in der Serie angenehmerweise eher die Seltenheit, schon subtiler sind die vielen Dialoge mit trockenem Humor. So stellt der vom Kautabak zu redselige Corporal Josh Person nach stundenlanger Fahrt durch die staubige, menschenleere Iraker Gegend lakonisch fest: „Können wir nicht einmal einen coolen Staat einnehmen – einen mit schönen Frauen und Bikinis?“
Es ist der eingangs beschriebene Reporter namens Evan Wright, der für den Stoff der erstmals 2008 ausgestrahlten HBO-Produktion in sieben Teilen verantwortlich ist. Der echte Wright, Autor für den „Rolling Stone“, erlebte 2003 als „embedded journalist“ den Einmarsch der US-Truppen im Irak.

Gekommen, um zu töten


Im Mittelpunkt seines Buches „Generation Kill“, das die Vorlage zur gleichnamigen Serie bildet, steht ein Bataillon der US-Marines, das im Jahr 2003 die Vorhut beim Einmarsch in den Irak bildet, um in offenen Jeeps die Zufahrtsstraßen nach Bagdad zu sichern.
Im Vorwort dieses Buches hat Wright dargestellt, er wollte die „Brutalität und Kameradschaft“ dieser „bemerkenswerten Männer“ beschreiben. Männer wie der Corporal Person oder der überlegtere Sergeant Brad Colbert (gespielt von „True Blood“-Star Alexander Skarsgård), die beim Einmarsch in den Irak noch keine Zweifel an der Notwendigkeit für diesen, von US-Präsident George W. Bush gewünschten Krieg haben und es kaum erwarten können, endlich das zu machen, wofür sie hier sind: töten. Dabei werden sie vom fiesen Sergeant Major Sixta angetrieben, der ihnen vor Einsatzbeginn die Parole „1-2-3-Kill!“ entgegenbrüllt. Echte Ehrfurcht hat das Bataillon nur vor Lieutenant Colonel Ferrando, der seine kratzige Stimme mit so viel Stolz trägt, dass sie ihm den Spitznamen „Godfather“ eingebracht hat. Als ihn Reporter Wright fragt, was seine Stimme so zerstört hat, antwortet der Colonel, sein Rachenkrebs sei schuld daran. „Sie waren wohl Raucher?“, fragt Wright zurück. „Nein, ich denke, ich hatte einfach Glück.“

Die Serie war in den USA 2008 nicht unbedingt ein großer Publikumsliebling, wurde von der Kritik aber hoch gelobt. Zu verdanken ist das nicht zuletzt Drehbuchautor David Simon, der seit der Erfolgsserie „The Wire“ für guten Serienstoff bekannt ist.

„Generation Kill“, seit 25. 11. auf Sky Atlantic HD, sonntags, 21 Uhr.

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