„The Last Stand“: Arnold zurück in seinem Männermythos

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bdquoThe Last Standldquo Arnold(C) Twentieth Century Fox
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Schwarzeneggers Kino-Comeback ist enttäuschend: Der koreanische Regisseur Kim Ji-woon verlässt sich auf alte Witze, augenzwinkernde Retromanie und die Persona seines Hauptdarstellers.

Derzeit lassen sich viele Filmbesprechungen mit einem Witz eröffnen. So auch diese. Also: Treffen ein kalifornischer Ex-Gouverneur mit starkem österreichischem Akzent und ein Südkoreaner, der kaum Englisch spricht, aufeinander und drehen einen Actionfilm.

Heraus kommt „The Last Stand“: Es ist das Leinwand-Comeback von Arnold Schwarzenegger und die erste US-Produktion von Regisseur Kim Ji-woon. Es ist auch ein ziemlich schlechter Film. Aber von vorne: „The Last Stand“ ist als klassischer Western organisiert. Wo Howard Hawks, dessen Meisterstück „Rio Bravo“ eine leicht erkennbare Inspirationsquelle ist, allerdings Grautöne zulässt, sind bei Kim die Grenzen eindeutig gezogen. Schwarzenegger lässt sich in seinen selbst errichteten Männermythos zurückfallen: Als Kleinstadtsheriff Ray Owens ist er das unverrückbare, an die Vergangenheit rückgebundene moralische Gewissen eines alten Amerikas. Mit ihm galoppiert die Sehnsucht nach einer einfacheren Zeit durch diesen Film; es ist eine Sehnsucht, die so ungebrochen romantisch nur mehr von einem Nichtamerikaner erzählt werden kann.

Auf geht's in Richtung Mexiko!

Sheriff Owens hat jedenfalls schon viel gesehen: Jahrelang arbeitet er im Drogendezernat von Los Angeles, bis er nach einem traumatischen Erlebnis die Segel streicht und sich nach Sommerton Junction in Arizona verzieht. Dort befehligt er einen sympathischen Haufen von Provinzpolizisten, die bis auf Katzen-von-Bäumen-Klauben und den Waffennarren Lewis Dinkum („Jackass“ Johnny Knoxville) Im-Zaum-Halten recht wenig zu tun haben.

Andernorts staunt FBI-Agent John Bannister nicht schlecht, als es dem verhafteten Drogenbaron Gabriel Cortez (Eduardo Noriega) während eines Gefangenentransports gelingt zu fliehen. Mit einer Geisel auf dem Beifahrersitz brettert er in einem aufgemotzten Sportwagen Richtung mexikanischer Grenze – und Sommerton Junction liegt auf seinem Weg.

Absehbar ist, dass sich die beiden Enden der Geschichte kreuzen werden; und das wäre auch nicht weiter schlimm, würde Regisseur Kim Ji-woon seinen generischen Plot mit genügend inszenatorischem Schmiss befeuern. Die Bilder von Kameramann Kim Ji-yong beschwören zwar durchaus gelungen ein Amerika zwischen staubtrockenen Wüsten und fettigen Diners. All das liegt dann aber fast kulissenhaft vor einem: Es gibt keine Substanz, kein Gefühl, also nichts, womit die hübschen Bilder gefüllt werden könnten. Diese Leere ist, wenn man so will, ein negatives Markenzeichen vom Kim Ji-woon: Seine weltweit erfolgreichen Filme, etwa der Geisterhausschocker „A Tale of Two Sisters“ oder das hysterische Italowestern-Pastiche „The Good, The Bad, The Weird“, sind formschön gebaute und ästhetisch beeindruckende Arbeiten mit dem inhaltlichen Gewicht von Fototapeten.

Bei „The Last Stand“ zählt das besonders, da der gesamte Film auf Schwarzeneggers Persona errichtet ist: Während die Nebenrollen luxuriös besetzt sind, unter anderem mit Luis Guzman, Peter Stormare und Harry Dean Stanton, ist es die „steirische Eiche“, die Kims Film Charisma und Charakter verleihen soll. Nur reicht es dafür nicht, ihn beim Aufsagen von knackigen Pointen abzufilmen: Schwarzeneggers stärkste Filme sind immer noch die, die von starken Regisseuren gestemmt wurden, von Leuten, die ganz genau wussten, wie und warum sie den ikonischen Schauspieler einsetzen.

Hoffen auf bessere Schwarzenegger-Filme

In „The Last Stand“ regiert hingegen der Autopilot: ein paar Witze übers Älterwerden, einiges Augenzwinkern in Richtung Retromanie und das Urvertrauen darin, dass ein Schwarzenegger mit Schusswaffe in der Hand schon einen fetzigen „Äktschn“-Film ausmacht, brechen diesem Film das Genick. Als hinderlich für das Gesamterlebnis erweist sich auch die Naivität, mit der das Drehbuch von Jungautor Andrew Knauer Waffennarrentum und Selbstjustiz-Romantik gegenübertritt: Beide Elemente sind dem gewählten Genre, egal, ob man den Film jetzt eher als Western oder Actionfilm liest, eingeschrieben, haben es aber 2013 zumindest verdient, sanft relativiert oder intelligent kontextualisiert zu werden. Einer Gruppe von heimatverbundenen Landeiern dabei zuzusehen, wie sie mexikanische Banditen mit einer Maschinenpistole umnieten – eine Sequenz, die pikanterweise direkt aus dem Original-Django übernommen worden ist –, ist vielleicht im Moment des Betrachtens explosiv und laut genug, hinterlässt dann aber unweigerlich einen fahlen, um nicht zu sagen ekelhaften Nachgeschmack.

Resümierend bleibt Schwarzenegger zu wünschen, dass er bei seinen nächsten Projekten wieder mit talentierteren Leuten zusammenarbeitet. Lange muss man jedenfalls nicht warten: Noch in diesem Jahr ist er neben Sylvester Stallone im Actionthriller „The Tomb“ zu sehen. Außerdem sind neue Terminator- und Conan-Filme in Arbeit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2013)

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