„Gambit“: Was 1966 witzig war...

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Gambit(c) Alex Bailey/ Concorde
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Das nette Gaunerkomödien-Remake „Gambit – Der Masterplan“, geschrieben von den Coen-Brüdern.

Dass ein Film das Traumprojekt eines Produzenten ist, hört man nicht so oft: Geschichten von besessenen Regiekünstlern oder nach der Rolle ihres Lebens heischenden Stars klingen halt aufregender. Aber im Fall der kleinen Gaunerkomödie „Gambit – Das Masterplan“ liegt solcher Größenwahnverdacht auch fern. Entstanden ist sie eben als Herzenskind des Produzenten Mike Lobell, der auf der Suche nach einem Remake-Stoff war, und ihn in einer Jugenderinnerung fand: In der britischen Krimikomödie „Gambit“ – auf Deutsch: „Das Mädchen aus der Cherry-Bar“ (1966) – wollten Michael Caine und Shirley MacLaine einen Multimillionär um eine unbezahlbare Büste erleichtern. Das Original war kein Meisterwerk, aber ein sympathisches Stück Sixties-Entertainment mit spritzigem Swing und genug Pointen-Esprit.

Als die zu Recht gefeierten Regiebrüder Joel und Ethan Coen kundtaten, auf der Suche nach Drehbuchbeschäftigung zwischendurch zu sein, schlug Lobell zu: Das Grundprinzip des Originals haben die Coens behalten, auch die Figuren sind ungefähr wiederzuerkennen. Doch der Stoff wurde nicht nur modernisiert, sondern auch der zentrale Coup geändert.

Im neuen „Gambit“ will sich ein braver Kunstkurator (Colin Firth) an seinem reichen und despotischen Chef (Tom Courtenay) rächen, weil er jahrelang herablassend behandelt wurde. Also engagiert er eine waschechte Texanerin und Rodeoreiterin (Cameron Diaz), um einen gefälschten Monet an den Mann zu bringen. Der perfekte Plan entgleist natürlich aufgrund zahlreicher unvorhergesehener Wendungen und Verwicklungen.

Hosenlos im Hotel

Das Original bezog einen Gutteil seines Witzes aus der Gegenüberstellung von Idee und Praxis: Der von Michael Caine gespielte Schwindler malte seinen Plan in liebevollen Detail aus, was die defekte Umsetzung umso heiterer machte. Die Coens fassen sich dagegen kurz und schicken den höflichen Helden rasch in peinliche Situationen (hosenlos im Hotel etc.) oder kosten das Aufeinandertreffen von britischer Art mit der vorlauten Ausdrucksweise der Texanerin aus.

Originell sind letztlich nur ein paar komische Nebenfiguren: Courtenay frönt als Millionär selbst in seinem edlen Büro gern der Freikörperkultur, Stanley Tucci darf mit Lust am Akzent einen aufgeblasenen deutschen Kunstexperten geben. Das Sixties-Versprechen des Vorspanns, der Animations-Amüsement Marke „Rosaroter Panther“ verspricht, wird nie wirklich eingelöst: Aber zumal diese altmodische Form der leichten Muse eine aussterbende Spezies ist, fällt es schwer, dem Produzenten Mike Lobell die Erfüllung seines Traums zu missgönnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2013)

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