„Veronica Mars“: Die Teenage-Detektivin ist zurück

Advokatin der Außenseiter, Verteidigerin der Nerds, der Computerfreaks, des Schachklubs und der Unterprivilegierten: Kristen Bell als Veronica Mars.
Advokatin der Außenseiter, Verteidigerin der Nerds, der Computerfreaks, des Schachklubs und der Unterprivilegierten: Kristen Bell als Veronica Mars.(c) Warner Bros
  • Drucken

Finanziert von Fans erlebt die Serie „Veronica Mars“ ihre Auferstehung als Spielfilm. Dieser bietet zwar nichts Neues, macht aber, vor allem der Jüngerschaft, großen Spaß.

Das Ende der Serie „Veronica Mars“, so viel darf man verraten, fühlte sich nicht an wie ein Ende. Auch nicht wie ein Aufbruch in eine neue Erzählung, vielmehr lief die Serie, 2007 nach drei Staffeln abgesetzt, einfach aus, Mysterien blieben ungelöst, Erzählfäden lose hängen. Die Titelfigur, Veronica Mars, diese wunderbare toughe, schlagfertige Teenage-Privatdetektivin, spazierte eine Straße entlang und verschwand im Regenschleier. Unbefriedigend. Und genial.

Denn dieses Ende ließ die Zuschauer nicht los, auch in langen Jahren nicht, in denen die Produktionsfirma Warner Bros. eine Fortsetzung ablehnte. Die Fans waren es auch, die „Veronica Mars“, durch virtuelle Mundpropaganda inzwischen zur Kultserie avanciert, nun zur filmischen Wiederauferstehung verhalfen. Auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter baten Serienerfinder Rob Thomas und Hauptdarstellerin Kristen Bell um Spenden für die Umsetzung einer Filmadaption. Innerhalb von 30 Tagen sollten zwei Millionen Dollar zusammenkommen, so der Plan. Es brauchte keinen Monat. Nicht einmal einen Tag. Innerhalb von zwölf Stunden spendeten mehr als 33.000 Menschen das angepeilte Budget. Nach Ende der Frist waren es 5,7 Millionen Dollar, gezahlt von über 90.000 Spendewilligen. Das ist die höchste Summe, die ein Filmprojekt mittels Schwarmfinanzierung bisher erreicht hat.

Niedrige Gagen, nur 23 Drehtage

Vom Aufbruch in eine neue Ära der Filmwirtschaft, getrieben von Fans und dem Internet, war gar die Rede. Im Vergleich mit anderen Produktionen ist das Budget aber immer noch gering, die Darsteller gaben sich mit niedrigen Gagen zufrieden, in lediglich 23 Drehtagen entstand der Film. Er zeigt den Abschluss, den sich die Serie verdient hat: Nach neun Jahren kehrt Veronica in ihre Heimatstadt Neptune zurück, um ihrem unter Mordanklage stehenden Exfreund (auch so ein offenes Ende) aus der Patsche zu helfen.

Die Serie entwarf eine düstere Gesellschaft, in der es zwischen dem Geldadel und seinen Angestellten keine Mittelschicht als Puffer gab, bevölkert von dysfunktionalen Familien, inkompetenten Eltern und verzogenen Kindern. Nun kommt ein korrupter Sheriff hinzu, um der soliden Krimihandlung die nötige Rechtfertigung zur Selbstjustiz zu geben. Popkulturell angereicherte Dialoge und viele, viele Anspielungen auf Serie und die Entstehungsgeschichte des Films machen Spaß. Schön, dass der Film nicht in die gleiche Falle tappt wie einst die Serie, die wegen schlechter Quoten zunehmend Kompromisse einging, um sich einem breiteren Publikum zu öffnen, und sich so seiner Stärken beraubte.
Ohnehin war es immer die Titelfigur, die am meisten fesselte. Veronica Mars war und ist die Advokatin der Außenseiter, eine Verteidigerin der Nerds, der Computerfreaks, des Schachklubs und der Unterprivilegierten – und dabei herrlich zynisch und unsentimental.

Thomas träumt bereits von einem zweiten Film. Ob er realisiert werden kann, liegt an den Zahlen. In den US-Kinos schnitt „Veronica Mars“ nicht berauschend ab. Dieses Einspielergebnis dürfte aber gar nicht entscheidend sein, denn auch in der Distribution gehen die Produzenten ungewöhnliche Wege. In den USA und weiteren Ländern (nicht in Österreich oder Deutschland) wurde der Film gleichzeitig zum Kinostart auf Videostreaming-Seiten wie Amazon und iTunes angeboten. Wie viel der Heimkinoverleih einbrachte, darüber hüllt man sich in Schweigen. Wünschenswert wäre die Fortsetzung, denn „Veronica Mars“ zeigt, was in Hollywood auch heute gar nicht selbstverständlich ist: eine starke Heldin. Nur 15 Prozent der Darsteller in US-Filmen sind weiblich, ergab jüngst eine Studie. Da zählt jede Heldin, auch wenn sie aus dem Fernsehen kommt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.