"Sin City 2": Böse Zwillinge in Schwarz-Weiß

Eva Geen und Josh Brolin in ''Sin City: A Dame to Kill For''
Eva Geen und Josh Brolin in ''Sin City: A Dame to Kill For''(c) Sony Pictures
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Nach neun Jahren kommt mit „Sin City: A Dame to Kill For“ der zweite Teil der Comic-verfilmung von Frank Miller und Robert Rodriguez ins Kino. Leider ohne schwarzen Humor.

Sie sind zurück: Dwight, Marv und Nancy, aber auch Gail, Hartigan und Manute. Zurück in der sündigen Stadt, in der Welt der Gangster und Huren, der Tänzerinnen und Säufer. Zurück an dem Ort, der rotes Blut auf schwarz-weiße Gesichter malt und graue Augen grün aufblitzen lässt wie Scheinwerfer. „Sin City: A Dame to Kill For“, der zweite Teil der Adaption von Frank Millers Comicreihe, ließ lange auf sich warten. Dass neun Jahre seit „Sin City“ vergangen sind, ist dem neuen Werk aber nicht anzumerken: Unter dem Regieduo Frank Miller und Robert Rodriguez entstand eine Fortsetzung, die ihrem Vorgänger so ähnlich ist wie ein böser Zwilling – wobei in diesem Fall freilich auch der erstgeborene Zwilling böse war. Nicht nur die Ästhetik der Filme mit ihren Farb- und Schattenspielen, ihren Comicelementen und animierten Szenen ist gleich, auch die Gewaltorgien, die mörderischen und selbstzerstörerischen Leidenschaften haben sich nicht verändert.

Sequel und Prequel zugleich

Der Begriff „Fortsetzung“ trifft es allerdings nicht ganz: „A Dame to Kill For“ ist Fortsetzung und Vorgeschichte zugleich, wie auch in Millers Graphic Novel die Handlung in der Zeit hin- und herspringt. Diesem Umstand ist das Wiedersehen mit den bekannten Charakteren zu verdanken: Marv, der den Tod auf dem elektrischen Stuhl fand, sitzt wieder bei Nancy in der Bar, Manute hat noch beide Augäpfel in den Höhlen und Dwight seine Gesichtsoperation noch vor sich. Dies erklärt auch, warum er jetzt von Josh Brolin dargestellt wird, der Clive Owen „abgelöst“ hat.

Inhaltlich präsentiert „A Dame to Kill For“, wie schon der erste „Sin City“-Film, eine Verschachtelung mehrerer Geschichten. Neben zwei kleineren Handlungssträngen um eine Nacht im Leben von Marv (gespielt von Mickey Rourke) und das Schicksal des jungen Spielers Johnny (Joseph Gordon-Levitt) erhält die titelgebende Geschichte den größten Raum: Reihenweise verfallen die Männer – allen voran Dwight – der mysteriösen Schönheit Ava Lord. Dramatisch fließen Wimperntuschetränen: Eva Green spielt die Rolle der Femme fatale mit vollem Körpereinsatz und hinterlässt den intensivsten Eindruck des Films.

Die „Sin City“-Sensation ist vorbei

Der vierte Erzählstrang führt das Leben der leidgeprüften Bartänzerin Nancy (Jessica Alba) fort. Als einziger weiblicher Charakter erhält sie ein für das „Sin City“-Universum charakteristisches Voice-over. Beim Rachefeldzug an der Seite von Marv stellt sich nach unzähligen Kämpfen im Lauf des Films aber schon eine gewisse Langeweile ein.

So ähnlich „A Dame to Kill For“ dem ersten Teil scheint, gibt es doch Unterschiede: Während der erste Teil, der die Korruption in den Kreisen von Polizei und Klerus betonte, noch gesellschaftskritischer war, stehen in Teil zwei rein persönliche Motive im Vordergrund. Die Handlungsstränge wirken dünner, Charaktere werden schneller verheizt. Vor allem aber fehlt der schwarze Humor, der „Sin City“ auszeichnete, wenn etwa Jackie Boy (Benicio del Toro) als „Pez-Spender“ neben Dwight eine Unterhaltung begann. „A Dame to Kill For“ ist somit trotz 3-D der blassere der bösen Zwillinge, hat vielleicht aber auch aus einem anderen Grund einen schlechteren Stand: Die Geschichten aus „Sin City“ mögen als Film nur einmal eine wirkliche Sensation gewesen sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2014)

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