Kinderkino über den Enthusiasmus des Einzelkämpfers

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Nostalgie und Raubpiraterie: Die heitere, doch letztlich unehrliche, kindliche Stallone-Variation „Der Sohn von Rambow“. Ab Freitag.

Allerorten beklagt sich die Kinoindustrie bitter wegen Raubpiraterie. Amüsanterweise mehren sich aber parallel dazu Filme, die daran erinnern, dass die mehr oder minder illegale, jedenfalls preiswerte Vervielfältigung urheberrechtlich geschützter Werke viele jugendliche Offenbarungen bewirkt hat (und wohl noch immer bewirkt).

Die Macher dieser Filme blicken nostalgisch auf ihre Jugend in der analogen Audio- und Videokassetten-Ära der 1980er: Michel Gondrys Filmfälscherutopie Be Kind Rewind schickte Jack Black in eine angeblich heutige Videothek – ohne DVDs. Eine Raubkopie hat nun eine Schlüsselfunktion in der britischen Kinderkomödie Der Sohn von Rambow von Garth Jennings, der zuletzt mit The Hitchhiker's Guide to the Galaxy enttäuschte. Mit der Videokamera filmt der 11-jährige Lee im fernen Jahre 1982 Sylvester Stallones ersten Rambo-Film First Blood von der Leinwand ab: der Beginn einer unwahrscheinlichen Freundschaft.

Denn durch die Videokopie entdeckt der bis dahin von Lee schikanierte, gleichaltrige Träumer Will die Macht des Films – in dessen Familie aus der strengen Sekte der „Plymouth Brethren“ sind Vergnügungen, gar popkulturelles Teufelswerk, strikt verboten.

Nach dem Film sieht Will die Welt mit anderen Augen: Der Heimweg scheint voller Explosionen, er spielt Einzelkämpfer – bald auch im Home Movie Son of Rambow von Lee. Der will mit seiner Kinderversion des Stallone-Films einen Wettbewerb gewinnen.

Will wird Hauptdarsteller – und Stuntman: Heitere Slapstickszenen (mit Kettenreaktionen à la Amélie-Bastler Jean-Pierre Jeunet) und hurtig improvisierte Ausweichmanöver beim Dreh (etwa wegen der Familie) beschwören den von Kino und Filmemachen geweckten Enthusiasmus und Rausch.

Der kindliche Charme dient sonst aber als Ausrede für eine bunte Süßholzraspler-Komposition, die sich bei Rushmore-Regisseur Wes Anderson bedient und von dünnen Ideen und Figuren bevölkert ist: Das strotzt von Gags über blasierte französische Austauschschüler, unterentwickelte Familiengeschichten, sentimentale Lektionen über Freundschaft.

Im Finale wird die Tränendrüse dann schamlos strapaziert, wenn Lees Son of Rambow läuft: Verzeihlich unglaubwürdig, dass der Film voller Szenen ist, die gemäß der Dreharbeiten unmöglich sind. Aber dass er auch Rambo-Ersatz für Leute sein soll, die Rambo eigentlich furchtbar finden, ist – gerade nach der ganzen Begeisterung: unverzeihlich. hub

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2008)

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