"Madagascar 2": Ein anarchischer Familienspaß

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Neue Abenteuer in der Wildnis des Dschungels: Slapstick mit den Pinguinen, Schwachsinn mit den Schimpansen. Ein unterhaltsamer Zeitvertreib, ab Freitag im Kino.

Weit sind sie nicht gekommen, die vier Helden des Animationserfolgs Madagascar: Darin strandete das Quartett aus dem Zoo auf Madagaskar – und lernte im Dschungel, dass das Leben in der vermeintlich ersehnten Freiheit schmerzlich den urbanen Komfort vermissen ließ. Gewohnheitstiere, eben.

Zu Anfang von Madagascar 2 versucht man also den Rücksturz nach New York: Mit riesiger Gummibandvorrichtung soll der Heimflug klappen. Da aber die chaotischen Pinguine – Publikumslieblinge des ersten Teils – Piloten und Crew stellen, ist Scheitern vorprogrammiert: Nach dem Crash stehen der tanzfreudige Löwe, das plappernde Zebra, die neurotische Giraffe und das beleibte Nilpferd erst wieder im afrikanischen Dschungel, mit denselben Problemen.

Man könnte hier geografische Einwände gegen den Flugplan erheben, aber das ginge am eigentlichen Konzept vorbei: Animierte Familienkomödien sind derzeit Hollywoods sicherste Erfolgsgaranten, also gilt für die unvermeidlichen Sequels erst recht „never change a winning team“. Befriedigung der Zielgruppe durch Wiederholung ist hier das Traumfabrikkonzept, insofern ist diese Fortsetzung vielleicht sogar eine kleine Überraschung: Beim einigermaßen unterhaltsamen Zeitvertreib wird Erwachsenen diesmal etwas mehr geboten als den Kindern.

Popkulturverwertung en gros ist spätestens seit den Shrek-Filmen das Markenzeichen der Produktionsfirma Dreamworks, der mitden glänzenden Farbflächen von Madagascar 2 auch eindeutige Fortschritte in der Animation gelungen sind: Von Zitaten wie dem Zusammensetzen des Flugzeugwracks à la Der Flug des Phoenix über Witze zum streitsüchtigen Wesen der New Yorker (eine unermüdliche Oma greift gnadenlos an) bis zu anspielungsreicheren Wortwitzen werden auch die Begleitpersonen bedacht.

Dafür sind die in halbwegs heitere Handlungsstränge gekleideten, etwas sentimentalen Lektionen recht kindgerecht gehalten: Im Zentrum steht eine Geschichte in der Art des König der Löwen. Denn zufällig ist man genau bei dem Stamm gelandet, aus dem der Zoolöwe stammt. Dessen Papa ist Häuptling, doch ein intriganter Widersacher mit amüsanter Geckenmähne sorgt dafür, dass sich der Junior beim Initiationsritus blamiert – und sich dann wirklich beweisen muss. Das führt nebenbei zu Problemen (und Erkenntnissen) in Sachen Freundschaft mit dem Zebra, während die schüchterne Giraffe und das Hippo Liebesdinge durchspielen.

Verrückte Einlagen im Familienfilm

Aber eigentlich scheint all das den Machern meist zweitrangig, was für sanft schizophrene Stimmung sorgt. Im formelhaften Familienfilm steckt ein anarchischer Spaß, wenn sich die Kreativen mit den übergeschnappteren Nebenfiguren des ersten Teils austoben, die nunmehr Platz bekommen: Slapstick mit den Pinguinen, Schwachsinn mit den Schimpansen – und völlige Narrenfreiheit für den (im Original von Sacha Baron Cohen genial gesprochenen) Lemurenkönig, der in seiner Verrücktheit sogar frohgemut Opfer für die Götter des Vulkans fordert. Man kann nicht anders, als ihn dafür zu lieben.

FAMILIENFILME ZUR SAISON

„Madagascar 2“ ist quasi der Auftakt zur weihnachtlichen Saison für Familienfilme, die heuer etwas dünn gesät ist. Ebenfalls ab Freitag, den 5.Dezember, gibt es noch eine Wiederaufführung: „Santa Claus und der Schneemann 3D“, ein halbstündiger Animationsfilm von 2002. Dann wird das Feld – bzw. die Leinwand – kampflos der Bestsellerverfilmung „Tintenherz“ überlassen, die am 12.12. in Österreichs Kino startet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2008)

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