„Baymax“: Ein sanfter Roboter rettet die Welt

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„Baymax&ldquo„Baymax&ldquo(c) Disney
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In „Baymax“ wird aus einem niedlichen Pflegeroboter ein Superheld. Der visuell eindrucksvolle Disney-Film spielt mit einem futuristischen Mix aus Japan und Silicon Valley.

Nachdem es diesen Film gesehen hat, wird sich wohl jedes Kind einen Baymax wünschen: Der knuddelige, aufgeblasene Titelheld ist ein elektronischer Gesundheitsassistent, ein Roboter, der automatisch aus seinem Erste-Hilfe-Koffer steigt, sobald er das Wörtchen „Au“ hört. Dann tappst er quietschend und unbeholfen auf die verletzte Person zu, lokalisiert Wehwehchen und heilt mit Medizin oder tröstenden Worten. Ein digitaler Krankenpfleger in unbedrohlicher weißer Marshmallow-Optik.

Der zweite Protagonist in diesem Disney-Animationsfilm ist Hiro. Der hochbegabte 14-Jährige mit einem Händchen für Schwierigkeiten wurde dank seiner Erfindung magnetischer Miniaturroboter, die jede Form annehmen können, am San Fransokyo Institute of Technology aufgenommen. Doch die Uni brennt ab, und Hiros Erfindung landet in den Händen eines maskierten Bösewichts.

Eine Situation, die den Einsatz neuer Superhelden erfordert: Hiro und eine Handvoll Nerds aus dem Hightechlabor der Uni tun sich zusammen, um den Bösen aufzuhalten. Aus dem ungelenken Michelin-Männchen Baymax wird mit ein paar Software-Updates eine Kampfmaschine, die Karate beherrscht und fliegen kann. Doch auch wenn der Roboter mit seinem Brustpanzer und der Raketenfaust gefährlich aussieht – er ist noch immer darauf programmiert, Menschen zu therapieren, nicht zu bekämpfen. Was für Spannungen wie auch lustige Momente sorgt.

Cable Cars unter Kirschblüten

Das Abenteuer findet in einer Stadt namens San Fransokyo statt, einer fiktiven Melange aus San Francisco und Tokyo. Die Entwickler hinter dem Film modellierten dafür eine maßstabgetreue animierte Kopie von San Francisco und ergänzten sie um ästhetische Elemente aus Fernost: Neonlichter leuchten über steilen Straßen, Cable Cars fahren unter Kirschblüten, die Golden Gate Bridge ist um gebogene Tempeldächer ergänzt worden. Überhaupt wirkt es so, als wäre da in einer nicht allzu fernen Zukunft der Charme von Silicon Valley mit der Hightech-Manie Japans verschmolzen. Hiro hat einen japanischen Namen, sieht aus wie eine Anime-Figur und isst Chicken Wings. Auf den Hügeln der Stadt thronen hypermoderne Glasbauten, im Untergrund finden verbotene Kampfroboterwettbewerbe statt. Und Innovation passiert in der Start-up-Atmosphäre von Hiros Garage, wo er an Baymax' Fähigkeiten tüftelt.

Vorlage für die Superheldenclique war der wenig bekannte Marvel-Comic „Big Hero6“. Darin stellt die japanische Regierung ein Team zusammen, das die Bevölkerung beschützen soll. Die Charaktere aus dem Comic finden sich verniedlicht im Film wieder: etwa das kaugummikauende Powergirl GoGo Tomago oder das streberhafte Chemiegenie Honey Lemon. Sie alle sind etwas klischeehaft und nur grob gezeichnet, im Vordergrund steht die Freundschaft zwischen dem toughen Wunderkind Hiro und dem Roboter Baymax, der sich vom sanften Tollpatsch zu einem tapferen Helden entwickelt.

„Baymax“, gemacht von den Köpfen hinter „Die Eiskönigin“ und „Die Monster AG“, ist visuell herausragend, erzählt von Mut, Freundschaft, vom Nichtaufgeben und enthält die klassische Disney-Mischung aus Action, Spaß und Emotion. Was untergeht, sind die tiefgründigeren Themen: Dass Baymax etwa eigene Gedanken entwickelt und die Anweisungen seines Herrchens missachtet, wird als Teil der Handlung hingenommen, die Kehrseiten künstlicher Intelligenz will man dem Publikum wohl nicht zumuten.

Könnte man aber noch: Am Ende des Films steht eine neu geschaffene Superheldencrew bereit für ihr nächstes Abenteuer. Das schreit nach einer Fortsetzung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2015)

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