Müder Terminator: Digitalanimation statt Schwarzenegger

(c) AP (Sony Pictures)
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Im vierten Teil „Terminator: Die Erlösung“ macht Regisseur McG Schluss mit lustig: eine farblose Altmetall-Apokalypse. Ab Donnerstag.

Die Maschinen haben so gut wie gewonnen. Wir schreiben das Jahr 2018, die von John Connor (Christian Bale) geführten menschlichen Widerstandskämpfer scheinen auf verlorenem Posten gegen das Skynet-Imperium und seine tödlichen Terminatoren.

So weit die Ausgangsposition für Terminator: Die Erlösung, einen Film, der wirkt, als wäre er Teil der Weltherrschaftspläne der Maschinen: Aus der Zukunft in die Gegenwart geschickt – wie in den früheren Teilen der Filmserie die Terminatoren selbst –, um das Schicksal der Menschheit zu besiegeln. Die will man wohl durch kollektiven Kinoschlaf ausschalten. Als schwerfälliges Spektakel einer aschfahlen Apokalypse wirkt der vierte Terminator-Film wie ein den Datenbanken von Skynet im Jahr 2018 entsprungenes Monotoniemodul: Eintönigkeit ist Programm. Als einzige Gefühlsregung wird Hoffnungslosigkeit geweckt: Tatsächlich, die Maschinen haben so gut wie gewonnen.

Oder vielleicht auch nur die Gleichmachermaschinerie Hollywoods: Die Traumfabrik produziert in strategischen Abständen Fortsetzungen ihrer Erfolgsserien, dass Profitabilität der wahre Entstehungsgrund war, ist da oft nicht zu übersehen – weil den Erzählungen jede Notwendigkeit fehlt. Wie in der halbherzigen Mixtur bekannter Elemente bei Terminator: Die Erlösung. Zwar ist nach drei Terminator-Filmen und einer Fernsehserie die Handlung erstmals ganz in die Zukunft verlegt worden, es soll eine neue Trilogie werden: Christian Bale hat schon für drei Filme unterschrieben.

Doch wirklich interessiert an dieser Zukunft sind die Filmemacher nicht: Sie muss nur mechanische Gegner liefern für Action am laufenden Band – der es an Pfiff fehlt, außer vielleicht bei einer längeren Verfolgungsjagd in der Filmmitte. Überraschend ist nur, wie sich der Regisseur mit dem Kürzelnamen McG hier pflichtschuldigst dem Diktum der Freudlosigkeit unterwirft, nachdem er um Charlie's Angels belanglos-buntes Spaßmaschinenkino machte. Schluss mit lustig: Der vierte Terminator ist todernst und düster in der Art der aktuellen Batman-Blockbuster: Hier wie dort beißt Bale hauptsächlich die Zähne zusammen und grunzt mit tiefer Stimme. Die Bilder – eine Anthologie von Katastrophen des 20. Jahrhunderts – sind gnadenlos entfärbt. Das Gemisch von Grautönen passt perfekt zum grimmigen Ton, der sich aber gar nicht mit gelegentlichem Augenzwinkern verträgt, etwa bei Terminator-Selbstzitaten: „I'll be back“ und Guns N'Roses verhallen hier in Wüsteneien, die so farblos bleiben wie die Figuren.

Scheitern an menschlicher Schwäche

Es ist eine angemessene Ironie, dass dieser Maschinenfilm an menschlicher Schwäche scheitert. Es regiert solides Dauerfeuer bei Schlachten mit Riesenrobotern, aber dazwischen drücken dünne Charakterisierungen und schwache Szenen aufs Gemüt: Eine unterentwickelte Untergangsvision, fast fernsehhaft. Nicht nur bei der Massenfabrikation der Terminator-Modellserie T-800 entsteht der Eindruck von Fließbandfertigung: der Anblick einer Altmetall-Apokalypse.

Denn obendrein leidet der neue Film unter seiner Malen-nach-Zahlen-Dramaturgie: McG muss dorthin kommen, wo vor 25 Jahren der erste Terminator begann. So kreuzt sich der Weg von Widerstandskämpfer Connor pflichtgemäß mit dem von Weltretter in spe Kyle Reese (Anton Yelchin), doch im Planspiel bleiben beide Männer ohne Eigenschaften. Emblematisch für die Künstlichkeit ist der enttäuschende „Gastauftritt“ von Arnold Schwarzenegger: Sein Gesicht wurde als Digitalanimation auf den Körper von Bodybuilder Roland Kickinger gesetzt.

Selbst Moon Bloodgood als Kämpferin ist ein schwacher Abglanz der starken Frauen früherer Terminator-Teile. Vorbei die Zeiten, als Linda Hamilton zur Action-Ikone wurde – oder James Cameron 1991 selbstbewusst mit Terminator 2 ein Popkulturereignis inszenierte: als bis dahin teuerster Film, inklusive aufsehenerregender Spezialeffekte und emotionaler Teenageranbindung.

Emotionen gibt es in McGs Action-Einöde kaum, eine ungeahnte Lustlosigkeit ist sein bestürzender Beitrag zur Terminator-Serie: Nur der zweite Hauptdarsteller Sam Worthington darf etwas Dramatik einbringen, wenn er symbolisch den Konflikt zwischen Mensch und Maschine ausagiert. Und selbst da ist dem Publikum von Anfang an klar, was für die Figur schließlich eine schockierende Entdeckung sein soll. Eingangs hat sie einen Kuss mit „dem Geschmack des Todes“ von einer glatzköpfigen Helena Bonham Carter bekommen: Tatsächlich die perfekte Einstimmung für diesen leblosen Film.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2009)

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