„The Huntsman & the Ice Queen“: Die Eiskönigin im Kampf gegen die Liebe

Starke Schauspielerinnen: Emily Blunt als Eiskönigin und Charlize Theron als ihre Schwester.
Starke Schauspielerinnen: Emily Blunt als Eiskönigin und Charlize Theron als ihre Schwester.(c) Universal Pictures
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Hollywoods Fortsetzungswahn hat auch schon Märchen erfasst: „The Huntsman & the Ice Queen“ erzählt die Vor- und Nachgeschichte von „Schneewittchen“. Ein kurzweiliges Actionspektakel mit herausragenden weiblichen Darstellern.

Ein „Sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“ gibt es nicht mehr in Hollywood. Alles wird recycelt und fortgesetzt, von „Star Wars“ über „Indiana Jones“ und diverse Comicfilmreihen bis zu Märchen. Nicht einmal Schneewittchen bekommt mehr sein Happy End. Vor fast vier Jahren kam eine Adaption des Märchens als „Snow White and the Huntsman“ in die Kinos, nun folgt „The Huntsman & The Ice Queen“. Diesmal wirft sich allerdings nicht Kristen Stewart als Schneewittchen selbst in die Rüstung und schwingt das Schwert (schließlich war „Snow White and the Huntsman“ ein Actionfilm). Das mag an dem Skandal liegen, den die junge Schauspielerin kurz nach Filmstart ausgelöst hat: Stewart, damals mit Robert Pattinson, dem Schauspielkollegen aus der Teenie-Filmreihe „Twilight“, liiert, hatte eine Affäre mit dem verheirateten Regisseur von „Snow White and the Huntsman“, Rupert Sanders. Dieser „Ausrutscher“ hat Stewart Sympathien bei Kinokartenkäufern und auch Studiobossen gekostet. „Snow White“ wurde kurzerhand aus ihrem eigenen Märchen gestrichen. So banal ist Hollywood.

Die Drehbuchautoren mussten sich also etwas Neues einfallen lassen, auch der Regisseur wurde ersetzt. Der Franzose Cedric Nicolas-Troyan („The Ring“) inszenierte „The Huntsman & the Ice Queen“. Sein Film erzählt die Vor- und vor allem Nachgeschichte zum Märchen von dem Mädchen, dessen Schönheit es ins Lebensgefahr bringt. Ein Wiedersehen gibt es mit dem kämpferischen Huntsman (Chris Hemsworth). Er muss im Auftrag des abwesenden, leidenden Schneewittchens den mächtigen sprechenden Spiegel der bösen Königin finden, bevor der Hexe Freya dies gelingt – sie ist die titelgebende Ice Queen. Nachdem sie von der Liebe enttäuscht und ihre Tochter ermordet wurde, hat Freya ein Königreich der (emotionalen) Kälte errichtet. Sie entführt Kinder und lässt sie zu Kampfmaschinen ausbilden. „Wenn sie schon kein Kind aufziehen konnte, dann zumindest eine Armee“, erklärt der Erzähler. Freyas oberste Regel: „Ihr dürft nicht lieben!“ Die Szene, in der sie den verängstigen, ihren Familien entrissenen Kindern erklärt, dass nun ein besseres Leben auf sie warte, weil „Liebe eine Lüge“ sei – und sie glaubt tatsächlich daran –, ist stark gespielt von Casting-Coup Emily Blunt. Diese Bösewichtin ist eine verletzliche Tyrannin, so traumatisiert vom Verlust ihrer Tochter, dass ihr Richtig und Falsch durcheinanderkommen. Daran mag auch ihre Schwester, die eitle Königin Ravenna (mit Genuss diabolisch: Charlize Theron), Widersacherin des ersten Films, Anteil haben. Diese erklärte schließlich die eigene Schönheit zum höchsten Gut. „The Huntsman & the Ice Queen“ erzählt also auch von zwei Schwestern, die eine missverstanden und verstört, die andere mörderisch egoistisch, die eine in Silber, die andere in Gold (und Schwarz) gekleidet.
Liebe gibt es natürlich trotzdem in Freyas herangezüchteter Armee, zwischen dem Huntsman Eric und der Kriegerin Sara (Jessica Chastain), deren Pfeile immer das Ziel treffen. Das sieht die Eiskönigin nicht gern und trennt das Paar, zumindest zeitweilig.

Die Heldin ist älter als der Held

„The Huntsman & the Ice Queen“ besticht mit starken Frauen. Ungewöhnlich: Chastain, eine der wandlungsfähigsten Filmschauspielerinnen derzeit, ist mit 39 Jahren älter als der 32-jährige Hemsworth – eine schöne Abwechslung zu gängigen Hollywood-Romanzen, in denen die Frauen üblicherweise deutlich jünger sind als die Männer. Schauspielerin Maggie Gyllenhaal hat sich vor Kurzem darüber beschwert, dass sie mit 37 Jahren für „zu alt“ befunden wurde, um die Geliebte eines 55-jährigen zu spielen . . .

Der kurzweilige Actionfilm ohne nennenswerten Tiefgang bedient sich bei Stilelementen aus dem Ritterfilm (in der Musik von James Newton Howard) und der Screwball-Komödie: Was die Paare dieses Films, Eric und Sara, sowie die ungleichen Nebenfiguren, die Zwerge Pippa, Nion, Doreena und Gryff, miteinander keppeln! Neben den – immerhin vier – Hauptfiguren bleiben die Zwerge blass: Sie sollen Komik in den düsteren Märchenfilm bringen, der Huntsman selbst ist oft lustiger.

Insgesamt wirkt der Film leichter und selbstironischer als sein Vorgänger. Auf 3-D hätte man indes verzichten können. Ja, da fliegen die hübschen Schmetterlinge des Märchenwalds aus der Leinwand, und die Wutausbrüche der Eiskönigin wälzen sich als frostige Fontänen bis vor die Nasen der Zuseher. Für die computergenerierten Effekte hätte auch 2-D gereicht.

Ab heute im Kino

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2016)

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