"Pets": Was machen unsere Haustiere, wenn wir nicht da sind?

Was machen unsere Haustiere, wenn wir nicht dabei sind? In „Pets“ nichts allzu Originelles.
Was machen unsere Haustiere, wenn wir nicht dabei sind? In „Pets“ nichts allzu Originelles. Universal
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Neues aus der „Minions“-Schmiede: Das Haustier-Animationsabenteuer „Pets“ ist nicht mehr als anspruchslose, gehetzte und visuell allzu glatte Familienunterhaltung.

Was Haustiere für lustige Dinge machen können, ist dank YouTube nicht nur den jeweiligen Besitzern bekannt. Die ganze Welt kann mitlachen, wenn Struppi, Schnurli und Co. am Ventilator schaukeln, in die Badewanne köpfeln oder einfach nur grantig dreinschauen, während ihre Herrchen geduldig die Kamera auf sie halten. Was Haustiere aushecken, wenn die Herrchen mit ihren Kameras nicht dabei sind, darum dreht sich nun „Pets“, der neue Animationsfilm aus der „Minions“-Schmiede Illumination Entertainment. Lustig ist das aber nur bedingt, trotz einer ganzen Menagerie von charakterlich unterschiedlich ausgeprägten Struppis und Schnurlis . . .

Als YouTube-Star ungeeignet, da stets brav und grundvernünftig, ist jedenfalls die Hauptfigur des Films, der Terrier Max, der mit seiner Besitzerin, Katie, in einem Manhattaner Apartment lebt, glücklich und zufrieden – bis Katie ihm mit dem zotteligen Hund Duke aus dem Tierheim einen unerwünschten Mitbewohner zumutet. Nach einer Reihe von Ereignissen finden sich die beiden ohne Halsband auf der Straße wieder, bedroht von den städtischen Hundefängern wie auch einer in der Kanalisation lebenden Terrorzelle aus verstoßenen Haustieren, die domestizierte Tiere verachten und sich, angeführt von einem diabolischen weißen Kaninchen, am Menschen rächen wollen. Gut, dass eine Haustierbande aus Max' Nachbarschaft schon zu seiner Rettung ausgerückt ist.

Tierische Verfolgungsjagd

Im Grunde ist „Pets“ eine 90-minütige, mit zerkauten Gags und übertriebener Action aufgeladene Verfolgungsjagd durch die Höhen und Tiefen eines glitzernden New York. In seinen abenteuerlichen Verfolgungsszenen durch die Großstadt erinnert „Pets“ an das nonverbale, aber ungleich raffinierter und liebevoller erzählte „Shaun das Schaf“. Mit Disneys jüngstem Animationsstreich „Zootopia“ hat „Pets“ nur auf den ersten Blick Gemeinsamkeiten: Während Disneys großartiger Film emanzipierte Tiere zeigt, die mit höchst menschlichen Problemen wie Vorurteilen konfrontiert sind, erheben sich die Tiere in „Pets“ nie über ihren Status als Untertanen des Menschen. Was tierische Klischees angeht, so beutet der Film sie eher aus, als sie umzudeuten: Es gibt fette Katzen, fauchende Streuner, eitle Schoßhündchen et cetera.

So schlau, rational denkend, ja menschlich sich die Tiere geben (in der deutschen Fassung mit Stimmen von u. a. Jan Josef Liefers und Uwe Ochsenknecht), so sehr werden sie immer wieder an ihre ureigenen Instinkte und die Primitivität ihres Daseins erinnert. Darin besteht der meiste Witz des Films: wenn die Hunde, gerade noch auf einer ausgeklügelten Mission, etwa plötzlich kollektiv nach Schmetterlingen schnappen oder in einer Traumsequenz in ein Würstelwunderland voller tanzender Fleischwaren eintreten. So sprunghaft und konzentrationsunfähig wie seine Figuren ist leider der ganze Film: Es geht um Freundschaft, Familie, Zusammenhalt, doch mit keiner Idee hält sich der Film länger auf. Hechelnd geht es weiter: Action, Welpen, Schmetterlinge!

Mehr als berechenbare, anspruchslose (und visuell allzu glatte) Familienunterhaltung bleibt dabei nicht übrig. Zu sehr verlässt sich der Film von Chris Renaud und Yarrow Cheney darauf, dass Haustierfreunde ihre Schützlinge in der einen oder anderen Figur wiedererkennen und das dann lustig genug finden. Nett, aber: YouTube kann das besser.

(Print-Ausgabe, 27.07.2016)

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