„Suicide Squad“: Ein Abgesang auf den Comicfilm

suicide squad
suicide squadWarner
  • Drucken

In „Suicide Squad“ versammelt Warner eine Gruppe skurriler Outlaws. Der Versuch, es mit Marvels Humor aufzunehmen, scheitert. Der Film versinkt, trotz Will Smith, im Chaos.

„Was, wenn der nächste Superman ein Terrorist ist?“, fragt die Regierungsvertreterin Amanda Waller (Viola Davis) zu Beginn der DC-Comic-Verfilmung „Suicide Squad“ (Regie: David Ayer). Um einer solchen Bedrohung entgegenzuwirken – und da Superman nicht mehr ist (Anmerkung und, sorry, Spoiler zugleich: Er ist in „Batman v Superman“ gestorben) – müssen andere die Heldenrolle(n) übernehmen: Ausgerechnet eine Gruppe schräger Outlaws soll die Rettung sein. Sie alle wurden hinter Gitter gesteckt, so mancher von Batman (Ben Affleck hat einen Kurzauftritt als dunkler Ritter) selbst. Den Delinquenten, etwa Auftragskiller Deadshot (Will Smith) und Harley Quinn (Margot Robbie), die Geliebte des Jokers, werden als Gegenleistung verkürzte Gefängnisstrafen und sonstige Goodies versprochen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Deshalb bekommt jedes Mitglied eine Bombe implantiert. Diese detoniert, wenig überraschend, wenn jemand gegen die Gruppe rebelliert oder flüchtet.

Ein Ass im Ärmel soll eine von einer dunklen Macht befallene Archäologin sein (verkörpert von Topmodel und Schauspielerin Cara Delevingne), die zur mächtigen Hexe Enchantress mutieren kann. Als diese die Seiten wechselt, bricht das Chaos aus, zumal auch der Joker (Jared Leto) in der Stadt herumwuselt ...

Superhelden-, respektive Antihelden-Kollektive gelten als Bank für das Kinogeschäft. DC-Konkurrent Marvel hat zweimal mit den smarten Avengers die Ein-Milliarde-Dollar-Marke locker durchbrochen und mit den, dem Mainstream eher unbekannten, Guardians of the Galaxy eine unterhaltsame Kinomarke etabliert. Den düsteren DC-Verfilmungen blieb im Einnahmenranking nur der zweite Platz. „Suicide Squad“ ist der dritte Film des „DC Extended Universe“ (das Pendant zum „Marvel Cinematic Universe“) und der erste Versuch, mit Marvel in puncto Humor zu konkurrieren. Dafür sollen sogar Szenen neu gedreht worden sein, nachdem der selbstironische „Deadpool“ (Marvel) an den Kinokassen eingeschlagen hat. Kurzum: Den Aufwand hätte man sich sparen können ... Und man weiß eigentlich gar nicht, wo man mit der Kritik anfangen soll.

Dialoge uninspiriert, Effekte miserabel

Die Dialoge sind uninspiriert („What the hell is wrong with you people?“ – „We're bad guys, it's what we do“), die Figuren oberflächlich, der Schnitt ist miserabel, und die Spezial-Effekte sind unter dem Niveau des neuen „Ghostbusters“-Films. Diese Geisterbahnfahrt hinterlässt jedoch weit größere Kopfschmerzen. Auch Jared Leto als tätowierte White-Trash-Zuhälter-Version des Jokers, der immer wieder im Film auf- und dann wieder abtaucht (was sinnlos ist), kann nicht davon ablenken. Im Gegenteil: Das Rap-Duo Die Antwoord wirft dem Regisseur vor, er habe es als Vorlage für Joker und Harley Quinn missbraucht. Margot Robbie, als irre Harley Quinn, sorgt wenigstens schauspielerisch für Höhepunkte. Wie auch Will Smith, der, als Killer mit Familiensinn, dem schwachen Blockbuster etwas Tiefe verleiht.

Wenn wenigstens der Soundtrack Originelles zu bieten hätte. Nein, hat er leider nicht. Wenn die ehemalige Emo-Kapelle Panic At The Disco den Queen-Klassiker „Bohemian Rhapsody“ nachsingt, dreht sich Freddie Mercury wohl im Grab um. Man muss es in dieser Härte sagen: „Suicide Squad“ ist ein Abgesang auf den Comicfilm.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.