Ein krauser Krimi mit einem Großaufgebot an deutschen Stars

(c) Warner Bros.
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Blockbuster-Regisseur Wolfgang Petersen drehte bereits zum zweiten Mal „Vier gegen die Bank“ über die Tücken der Geldanlage. Das eher einfallslose Machwerk konnten auch beliebte Schauspieler wie Til Schweiger, Matthias Schweighöfer oder Michael „Bully“ Herbig nicht veredeln.

Dieser Tage wetterte der 75-jährige Blockbuster-Regisseur Wolfgang Petersen, der Klassiker wie „Das Boot“, „Der Sturm“ (mit George Clooney) oder „Troja“ drehte, in der „Welt am Sonntag“, die deutsche Filmförderung sei viel zu niedrig und werde bei internationalen Produktionen zunehmend von der Konkurrenz überboten. Andere Länder spendieren viel mehr dafür, dass Filme bei ihnen gedreht werden, so Petersen.

Freilich, staatliche Förderung ist kein Garant für Qualität. Und die tollsten Ressourcen bieten keine Sicherheit für gelungene Kunst. Dafür ist „Vier gegen die Bank“ ein gutes Beispiel. Petersen verfilmt den Plot aus der beliebten Sparte Bankraub bereits zum zweiten Mal, die Geschichte wurde in gewisser Weise aktualisiert. Ein Großaufgebot von Schauspielstars wirkt bei der Neufassung mit, doch jeder Einzelne von ihnen hat schon wesentlich bessere Komödien gemacht als diese, selbst wenn man Klamotten wie „Traumschiff Surprise“ abzieht. Michael „Bully“ Herbig bot mit „Buddy“ über einen Engel, der einen reichen Tunichtgut beschützen muss, eine entzückende Variation ähnlicher Hollywoodfilme („Lebe lieber ungewöhnlich“). Til Schweiger begeisterte die ganz Jungen mit flotten Patchworkkomödien wie „Keinohrhasen“ oder „Kokowääh“ – und Matthias Schweighöfer zierte schon viele charmante Spaßleichtgewichte („What a Man“, „Vaterfreuden“).

Rückfall in die Altklamotte

Kritiker murrten über viele dieser Filme, aber an der Kassa bewährten sie sich. Der „deutsche Humor“, der früher keinen guten Ruf genossen hat, hat längst zu einem eigenen Comedy-Stil gefunden, der mit Hollywood mühelos mithalten kann. Wer Herbig, Schweiger, Schweighöfer und noch einen Charakterdarsteller wie Jan Josef Liefers zur Verfügung hat, könnte mit einem sicheren Erfolg rechnen. Doch „Vier gegen die Bank“ ist mehr 0815. Im ersten Teil ereignen sich Bankraub, Planung, Zoff unter den Beteiligten, Pannen, Funkstreifen rasen herbei – mit quietschenden Reifen –, und, eine ganz neue Idee, das Fluchtauto funktioniert nicht.

Der zweite Teil ist ein krauser Krimi, in dem die Räuber dem Bankier die Schuld am Raub unterjubeln. Die heitersten Szenen sind im YouTube-Trailer zu sehen, der Film selbst ist langatmig und schematisch.

Petersen, ein Spezialist für das Monumentale, schafft es nicht, die nette Komödie von einem Bankberater, der das Vermögen seiner Kunden verloren hat und von diesen bestraft wird, indem sie ihn als Spion für den Bankraub benutzen, luftig und witzig abheben zu lassen. Schon Petersens erster „Vier gegen die Bank“-Film von 1976 punktete mit feiner Besetzung (Walter Kohut, Harald Leipnitz, Herbert Bötticher), doch die Story fügte sich eher mühselig zusammen. Herbig, Schweiger und Schweighöfer überzeugen zwar, aber als Karikaturen ihrer selbst: Schweiger spielt einen nicht mehr taufrischen Aufreißerkönig und Boxer („Ich hau dir die Scheiße aus dem Leib“), Schweighöfer den Strahlemann und Herbig den schrulligen Komplexler. Besonders stolz war man auf das Engagement der attraktiven Antje Traue als Chefermittlerin, doch auch diese Beauty mit Superhirn ist ein Klon.

Als eine Art Lara Croft im Kostüm führt Frau Zollner ein Doppelleben, sie jagt Männer rund um die Uhr, am Tag Verbrecher, in der Nacht bei Datingportalen im Internet. Zu den Feiertagen läuft ja gar mancher „Bubenfilm“, etwa die Zeitreisesaga „Assassin's Creed“ oder der „Star Wars“-Ableger „Rogue One“, doch von „Vier gegen die Bank“ ist eher abzuraten. In die Geschichte der Bankräuberfilme (von „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ mit Steve McQueen 1968 bis „Public Enemies“ mit Johnny Depp oder „The Town“ mit Ben Affleck) wird dieser wenig intelligente Streifen nicht eingehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2016)

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