Wenn die Hüttengaudi zum Gemetzel wird

Angriff der Lederhosenzombies
Angriff der Lederhosenzombies(c) Fischer Film
  • Drucken

Mit „Angriff der Lederhosenzombies“ hat Dominik Hartl die erste österreichische Zombiekomödie gedreht. Die Idee dazu gab ihm der Anblick betrunkener Après-Ski-Gäste, erzählt er: „Man kann sie so schwer von Zombies unterscheiden.“

Obwohl sich Zombies nur im Schneckentempo vorwärtsbewegen, sind sie weit gekommen. George Romeros Horrorklassiker „Die Nacht der lebenden Toten“ (1968) hat die menschenfressenden Wiedergänger fest in der Popkultur verankert, heute bevölkern sie auch Blockbuster oder Erfolgsserien wie „The Walking Dead“.

Inzwischen gibt es so viele Zombiefilme, dass das Genre eigene Unterkategorien entwickelt hat: Die Zom-Com, sprich Zombiekomödie, ist eine davon, und jetzt hat der junge Regisseur Dominik Hartl den ersten österreichischen Beitrag dazu geleistet. Darin verwandelt giftiger Kunstschnee bierselige Skihüttenbesucher in geifernde Monster, und ein bunter Haufen Snowboardprofis muss sich mit Unterstützung einer reschen Almwirtin (toll: Margarethe Tiesel) den Weg ins Tal freimetzeln. „Angriff der Lederhosenzombies“ sorgt mit Blut und Beuschel für gute Laune – ein Ausnahmefall im heimischen Kino. Der „Presse“ erzählte Hartl, wie es dazu kam.

Die Presse: „Angriff der Lederhosenzombies“ ist die erste Zombiekomödie Österreichs. Woher kommt Ihre Begeisterung für dieses Genre?

Dominik Hartl: Schon die Trickfilme, die ich als Zwölfjähriger gedreht habe, waren sehr blutig. Mit meiner Kinderstube hat das aber nichts zu tun! Ich mag einfach Kino, das einen direkt bei den Eingeweiden packt.

Warum haben Sie den Film trotz Lokalkolorits auf Englisch gedreht?

Bei unserem Setting hat sich das angeboten. Die Hauptfiguren sind Snowboarder, und die Wintersportszene ist international. Aber natürlich ist auch eine kommerzielle Überlegung dahinter: Auf Englisch ist es viel leichter, ein globales Publikum zu erreichen. Der Film hat sich auf DVD und Video on Demand in die ganze Welt verkauft, inzwischen sind sogar illegale Kopien im Internet . . .

Freut Sie das etwa?

Aus kommerzieller Sicht ist es natürlich furchtbar, aber es zeugt vom Interesse für den Film: Es gibt ihn sogar schon mit arabischen Untertiteln und russischem Voice-Over.

Sie haben in Südtirol bei Minusgraden gedreht. War das anstrengend?

Das kann man wohl sagen, die Kälte machte uns massiv zu schaffen. Irgendwann begann sogar das Kunstblut zu stocken. Das wichtigste Utensil unseres Ausstattungsteams war der Schneebesen: Es gab Eisstürme, die so stark waren, dass die Schauspieler die Augen nicht mehr aufbekommen haben.

Klingt gefährlich.

War es auch. Wenn ein Snowboarder um vier Uhr früh einen Vorwärtssalto auf einem brennenden Set voller spitzer Holzbalken macht, brauchen alle starke Nerven. Oder wenn jemand im lawinenreichsten Winter der Geschichte Südtirols aus dem Hubschrauber springen muss. Ironischerweise haben die ärgsten Stunts problemlos geklappt, weil wir uns immer sehr gut vorbereitet haben – riskant wurde es nur dort, wo niemand damit rechnete.

Zum Beispiel?

Karl Fischer wäre einmal fast in eine Schneekanone gesogen worden. Ein 150 Kilo schwerer Zombiekomparse hätte bei einem inszenierten Sturz beinahe jemanden erdrückt. Und ich entging beim Location-Scouting nur knapp einer Lawine.

Der Dreh war also fast brutaler als der Film.

Hauptsache, niemand wurde zerstückelt!

War es schwer, in Österreich Filmhandwerker für die aufwendigen Stunts und Spezialeffekte zu finden?

Die Expertise ist da: Unser Effektmeister Tissi Brandhofer etwa hat am letzten James-Bond-Film, „Spectre“, mitgewirkt. Österreich hat viele kompetente Filmtechniker, nur kommen sie selten dazu, ihre Fähigkeiten wirklich unter Beweis zu stellen. Unser Projekt bot ihnen diese Möglichkeit, entsprechend hoch war auch die Leidensbereitschaft.

Der Film ist mit 78 Minuten eher kurz. Sind geplante Szenen rausgefallen, weil nicht genug Geld da war?

Sogar ein ganzer Handlungsstrang! Man hätte auch die Splatter- und Snowboard-Action minimieren können, aber dann hätte der Film nicht gehalten, was er verspricht. Ohne Kompromisse ging es trotzdem nicht: Wir haben lange nach einer kostengünstigen Lösung für einen Schneemobilunfall gesucht. Nun findet er als Animation auf einer Landkarte statt. So hat man aus der Not zumindest einen Witz gemacht.

Wie haben Sie Schauspieler wie Margarethe Tiesel und Karl Fischer gewonnen?

Für die hantige Skihütten-Bardame Rita hatte ich von Anfang an auf Margarethe gehofft, zum Glück war sie gleich begeistert. Den Kunstschneeunternehmer wollten wir mit einem internationalen Altstar besetzen und haben sogar unverschämt bei Arnold Schwarzenegger angefragt – das ist wohl nie bis zu ihm durchgedrungen. Dafür gab es Verhandlungen mit Rutger Hauer. Leider waren ihm der Part und die Gage nicht groß genug, aber mit Karl Fischer haben wir jemanden gefunden, der die Rolle voll ausfüllt.

Ihr Film verspottet auch die Après-Ski-Kultur. Haben Sie Hüttengaudi-Erfahrung?

Ich komme aus Schladming, bin also damit aufgewachsen. Dem Anblick betrunkener Après-Ski-Gäste verdanke ich auch die Idee zum Film: Man kann sie so schwer von Zombies unterscheiden.

ZUR PERSON

Dominik Hartl wurde 1983 in Schladming in der Steiermark geboren. Er studierte Regie und Drehbuch an der Filmakademie, sein Abschlussfilm, „Spitzendeckchen“ (eine Horrorkomödie), war für mehrere Kurzfilmpreise nominiert, u. a. beim Österreichischen Filmpreis 2014. 2015 erschien sein erster Spielfilm, „Beautiful Girl“, ein Coming-of-Age-Drama. Sein zweiter Spielfilm, „Attack of the Lederhosenzombies“, ist jetzt im Kino. Nebenbei spielt Hartl Klarinette, Saxofon, Bass und Synthesizer bei mehreren Musikprojekten. [ Fischer Film ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.