DiePresse.com-Premiere. Richard Gere und Ethan Hawke in Antoine Fuquas konventionell konzipiertem, aber erstaunlich konsequentem Krimidrama „Gesetz der Straße – Brooklyn's Finest“.
Triptychon der Ausweglosigkeit: Drei Cops folgt Regisseur Antoine Fuqua im Krimidrama Gesetz der Straße; die bittere Ironie des OriginaltitelsBrooklyn's Finest unterstreicht, wie sie längst den Sinn für Gerechtigkeit und moralische Feinheiten verloren haben. Die starke Eröffnung bringt es auf den Punkt: Polizist Sal (Ethan Hawke) sitzt mit einem Mann (Vincent D'Onofrio) im Auto, es geht um Drogen und Ethik. Der Mann erzählt vom Richter, der einen Rechtsbruch zur Verbrechensverhütung kommentiert hat: Es gehe nicht um richtig oder falsch, es gehe um „richtiger oder falscher“. Sal erschießt ihn kurzerhand.
Die drei Schicksale, die in Fuquas Film unweigerlich aufeinander zusteuern, sind archetypische Genre-Entwürfe: Katholik Sal lebt mit einer schwangeren, asthmatischen Frau (Lili Taylor) und mehr Kindern, als er ernähren kann, in einer schimmligen Wohnung. Im Beichtstuhl begehrt er von Gott Hilfe, nicht Vergebung: Um rauszukommen, lässt er regelmäßig bei Drogeneinsätzen Geld mitgehen. Eddie (Richard Gere) ist der Veteran in seiner letzten Arbeitswoche. Nach dem Aufwachen greift er zur Flasche und steckt sich den Dienstrevolver in den Mund. Den jungen Kollegen bringt er vor allem das Prinzip des territorialen Respekts näher: Ein Gewaltakt auf offener Straße wird ignoriert – er findet jenseits der Reviergrenze statt. Tango (Don Cheadle) will weg vom Undercover-Job, bei dem er sich perfekt ins Drogenmilieu einfügt – und wenn er den Mann (ideal: Wesley Snipes) ans Messer liefern muss, der ihm das Leben rettete.
Atmosphärische Originalschauplätze.Fuquas Film verweigert sich vor dem großen Tragödienfinale dem aktuellen Trend, die Episoden bedeutungsschwer zu verschränken. Die Kontaktstellen werden nur beiläufig gestreift. Jede Hauptfigur geht ihren Kreuzweg allein, durch verschiedene Milieus, die trotz Stilisierung noch die Atmosphäre der Originalschauplätze atmen.
Der gequälte Sal fiebert durch nächtliche Aktionen in Hinterhöfen und Gangsterverstecken. Der ausgebrannte Eddie dreht pflichtschuldig seine Runden auf den Straßen. Der Profi Tango flaniert durch Stripclubs, wo sein Kumpel im Vorübergehen selbstverständlich zugreift, oder besteigt uneinsehbare Hausdächer für die Deals. Immer wieder stolpern sie in kaltschnäuzige Schießereien: die tägliche Tour durch eine Welt aus Korruption, Verzweiflung und Tod.
Fuqua macht daraus eine Tour de Force: Was dem Drehbuch an Originalität fehlt, kompensieren intensives Schauspiel und beherzte Inszenierung. Neben dem überragenden Snipes haben Ellen Barkin und andere Stars prägnante Auftritte. Bei den Hauptdarstellern ist Hawke unter Überdruck, Cheadle geschmeidig und Gere erstaunlich subtil: Sein Cop wirkt wie eine Revision seines beeindruckenden Bösewichts in Infernal Affairs(sowie von Denzel Washingtons Oscar-Rolle an Hawkes Seite in Fuquas Training Day).
Insbesondere in warmen Szenen mit einer Prostituierten (eine Entdeckung: Shannon Kane), mit der Eddie zum Trost – und zu edlem Funk von Isaac Hayes – Beziehung spielt, lässt Gere eine Verletzlichkeit durchschimmern, für die der Film ansonsten aufgrund seiner sympathisch aufrichtigen Genrekonsequenz wenig Raum hat. Drei Männer suchen Erlösung und taumeln in Exekutionen, dazu preisen Pop-Perlen, etwa der Delfonics, die Liebe. Nur einer findet am Ende Gnade: derjenige, für den es zu spät ist.
Ab 2. April in Österreichs Kinos.
Presse.com-Premiere
Kinopremiere: DiePresse.com und LUNAFILM luden am Abend des 30. März zur Kinopremiere von "Brooklyn's Finest - Gesetz der Straße" in Wien ins Cine Center.
DiePresse.com-Leser, Anzeigenkunden und Mitarbeiter von DiePresse.com genossen den spannenden Premierenfilm mit Richard Gere, Ethan Hawke, Don Cheadle und Wesley Snipes.
Zum Trailer: Brooklyn's Finest
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2010)