Sensation bei den Academy Awards: Der Österreicher Michael Haneke geht mit "Amour" sogar in der Hauptkategorie bester Film ins Rennen. Auch Christoph Waltz ist nominiert.
Überraschend stark vertreten ist Österreich beim diesjährigen Academy Award: Michael Haneke ist mit dem französischsprachigen Liebesdrama "Amour" über ein alterndes Ehepaar fünf Mal nominiert. Das gaben "Family Guy"-Erfinder Seth McFarlane, der die Oscar-Gala moderieren wird, und Schauspielerin Emma Stone am Donnerstag in Los Angeles bekannt. Besonders unerwartet: "Amour" ist in mehreren Hauptkategorien nominiert, als bester Film, für die beste Regie (Haneke) und Emanuelle Riva als beste Hauptdarstellerin. Außerdem ist Haneke für das beste Originaldrehbuch nominiert. Zudem könnte "Amour", wie im Vorfeld erwartet, als Österreichs Beitrag noch den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film holen. Riva hat übrigens die Chance, exakt an ihrem 86. Geburtstag als älteste Oscar-Preisträgerin in die Geschichte einzugehen. Die Verleihung des Filmpreises findet am 24. Februar statt.
Waltz könnten seinen zweiten Oscar holen
Nominiert ist außerdem der österreichische Schauspieler Christoph Waltz. Er geht für seine Darstellung eines Kopfgeldjägers in Quentin Tarantinos postmodernem Western "Django Unchained" (ab 18. Jänner im Kino) ins Rennen um den Academy Award als bester Nebendarsteller. Einen Oscar hat er bereits zu Hause stehen: Für Quentin Tarantinos Kriegsgroteske "Inglourious Basterds" holte er 2010 die Trophäe als bester Nebendarsteller.
Waltz konkurriert mit Robert De Niro ("Silver Linings"), Tommy Lee Jones ("Lincoln"), Philip Seymour Hoffman ("The Master") und Alan Arkin ("Argo"). Sie alle haben bereits (mindestens) einen Oscar zu Hause stehen.
Witz über Österreich und Deutschland
Dass "Amour" eine Koproduktion von Österreich und Deutschland ist, regte McFarlane zu Scherzen an. "Das letzte, das Österreich und Deutschland zusammen produziert haben, war Hitler", witzelte der Comedian. "Amour" sei "viel besser."
Die meisten Nominierungen für "Lincoln"
Mit den meisten, nämlich mit zwölf Nominierungen geht Steven Spielbergs Historiendrama "Lincoln" über die letzten Wochen im Leben des legendären US-Präsidenten als Favorit ins diesjährige Oscar-Rennen. Er könnte den Preis unter anderem als bester Film und für die beste Regie holen, Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis könnte sich seinen dritten Oscar holen.
Unmittelbar hinter "Lincoln" rangiert mit elf Nominierungen die Bestseller-Verfilmung "Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger" von Ang Lee. Zu den weiteren Favoriten zählen das Musical "Les Miserables" und die Liebeskomödie "Silver Linings" mit je acht Nominierungen.
Als Bester Film konkurriert "Amour" neben "Lincoln", "Django Unchained", Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger" und "Les Misérables" mit Ben Afflecks Politdrama "Argo", dem fantasievollen Südstaaten-Film "Beasts of the Southern Wild" und "Silver Linings", der die Liebesgeschichte zweiter psychisch Labiler erzählt. Die beiden "Silver Linings"-Hauptdarsteller Bradley Cooper und Jennifer Lawrence könnten ebenfalls Trophäen holen.
Die jüngste Oscar-Nominierte
Neben Favorit Day-Lewis und Cooper sind als bester Hauptdarsteller auch Joaquin Phoenix in dem Sektendrama "The Master", Hugh Jackman in der Musicalverfilmung "Les Misérables" und Denzel Washington in dem Katastrophendrama "Flight" nominiert.
Bei den Hauptdarstellerinnen konkurrieren Riva und Lawrence mit Jessica Chastain, die in Kathryn Bigelows "Zero Dark Thirty" Jagd auf Osama bin Laden macht, und Naomi Watts, die in "The Impossible" nach dem Tsunami ums Überleben käpft. Oder der Oscar geht an Quvenzhané Wallis ("Beasts of the Southern Wild") - sie ist mit erst neun Jahren die jüngste Oscar-Nominierte.
Zur besten Nebendarstellerin könnten Anne Hathaway ("Les Misérables"), Amy Adams ("The Master"), Sally Field ("Lincoln"), Helen Hunt ("The Sessions") oder Jacki Weaver ("Silver Linings") gekürt werden.
Hanekes Produzent Veit Heiduschka zeigt sich überrascht von den fünf Oscar-Nominierungen. Der Regisseur selbst ist auf dem Weg nach L.A. Und freut sich. Die Kulturministerin gratuliert.