Oscars: Die bescheidenen Österreicher in Hollywood

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Oscars bescheidenen oesterreicher Hollywood(c) REUTERS (MIKE BLAKE)
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Regisseur Michael Haneke und Schauspieler Christoph Waltz holen bei einer Oscarnacht ohne klaren Sieger zwei Gold-Statuetten für Österreich.

Zwei Österreicher prägten die 85. Oscarverleihung am Sonntagabend in Los Angeles wesentlich mit: Regisseur Michael Haneke und Schauspieler Christoph Waltz. Haneke gewann mit "Amour" seinen ersten Oscar in der Kategorie Bester nicht-englischsprachiger Film, Waltz seinen bereits zweiten für seine Rolle als Dr. King Schultz im Quentin-Tarantino-Film "Django Unchained". Den ersten Goldjungen holte er sich 2010 mit Tarantinos Vorgänger "Inglourious Basterds".

Es war eine Oscarverleihung ohne klaren Sieger. Regisseur Ben Affleck bekam für seinen Politthriller "Argo" den Oscar für in der Hauptkategorie Bester Film - genau 15 Jahre nachdem er als 25-Jähriger mit seinem Schauspielkollegen Matt Damon seinen ersten Oscar für das gemeinsame Drehbuch zu "Good Will Hunting" gewann. Eine Genugtuung für Affleck, der in der Kategorie Beste Regie - in der überraschend der Taiwanese Ang Lee mit "Life of Pi" (zum zweiten Mal nach "Brokeback Mountain" 2006) gewann - nicht nominiert war.

"Life of Pi" (elf Nominierungen) war mit vier Oscars auch der Film mit den meisten Auszeichnungen. Dahinter folgten "Argo" und "Les Misérables" mit je drei Auszeichnungen. Steven Spielbergs "Lincoln" war mit zwölf Nominierungen ins Rennen gegangen, konnte aber nur zwei davon in Oscars ummünzen.

Beste Darsteller: Day-Lewis und Lawrence

Dazu zählte allerdings die Hauptkategorie Bester Hauptdarsteller. Daniel Day Lewis wusste die Jury zu überzeugen und holte sich seinen bereits dritten Oscar in dieser Kategorie (1990 für "Mein linker Fuß" und 2008 für "There Will Be Blood"). Lewis war nach Scherzen zu Mute. Eigentlich sei Meryl Streep die erste Wahl für die Rolle von Lincoln gewesen, verriet der gut gelaunte Mime, der damit viele Lacher erntete. (Mehr zu Daniel Day-Lewis)

Als beste Hauptdarstellerin wurde die erst 22-jährige Jennifer Lawrence für ihre Rolle in David O. Russells "Silver Linings" (hier mehr zu "Hollywoods Optimismustherapie") ausgezeichnet, die bereits 2011 mit "Winter's Bone" erstmals nach der Gold-Statuette gegriffen hatte. Bekannt ist Lawrence vor allem für ihre Rolle der Katniss Everdeen in "Die Tribute von Panem" (2012).Sie sorgte unfreiwillig für eine Showeinlage, als sie auf dem Weg zur Bühne stürzte. Aufmerksam: Lawrence wünschte ihrer Konkurrentin Emanuelle Riva, die 86 wurde, alles Gute zum Geburtstag.

Als Beste Nebendarstellerin wurde Anne Hathaway für ihre Rolle in "Les Misérables" geehrt. Sie galt als Favoritin, hatte sie für die Rolle einige Strapazen auf sich genommen. Die 30-Jährige hatte 15 Kino abgenommen und sich die Haare abrasieren lassen.

Haneke: "Du bist das Zentrum meines Lebens"

Die beiden österreichischen Gewinner zeigten sich bescheiden. Haneke war mit "Amour" ingesamt sogar in fünf Kategorien nominiert. In den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Beste Hauptdarstellerin und Bestes Originaldrehbuch ging er aber leer aus. Hanekes Dank galt vor allem seiner Ehefrau, "die auch Teil der Crew war". Sie unterstütze ihn seit 30 Jahren. "Du bist das Zentrum meines Lebens", betonte er. Und er dankte auch seinen beiden Hauptdarstellern, Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant, ausdrücklich. "Denn ohne sie würde ich nicht hier oben stehen. Danke." (Mehr zu Michael Haneke)

Auch Hanekes Produzent Veit Heiduscka war nicht enttäuscht darüber, dass das Werk keine der vier anderen Nominierungen in einem Preis ummünzen konnte. "Überhaupt nicht. Wir haben gar nicht damit gerechnet", so Heiduschka im Anschluss an die Verleihung. Er sei hoch zufrieden über die Nominierungen. "So schnell wird das nicht wieder passieren", gab er zu bedenken. Bei ihm klang es aber nicht ganz so harmonisch. "Wir haben im Vorfeld Gespräche mit Amerikanern geführt: Die Nominierungen haben sie uns gegönnt, den Preis nicht."

Waltz: "Das bedeutet die Welt für mich"

Auch Christoph Waltz zeigte sich nach dem Gewinn seines zweiten Oscars als bester Nebendarsteller unprätentiös. "Wir haben an der Reise eines Helden teilgenommen - und der Held hier ist Quentin Tarantino", sagte Waltz in seiner Dankesrede. "Du erklimmst den Berg, weil du keine Angst vor ihm hast. Du bezwingst den Drachen, weil du keine Angst vor ihm hast, und du gehst durch Feuer, weil es das wert ist", sagte er in Tarantinos Richtung und zitierte damit aus seiner Rolle des Kopfgeldjägers Dr. King Schultz, die ihm den neuerlichen Erfolg brachte. "Ich habe meiner Figur die Worte gestohlen, tut mir leid, ich konnte nicht widerstehen", bedankte sich Waltz.

Auch einige Minuten später zeigte er sich hinter den Kulissen der Academy Awards noch immer geschockt. "Ich war auf einer Liste mit den großartigsten Schauspielern, die es gibt: Robert De Niro, Alan Arkin, Tommy Lee Jones und Philip Seymour Hoffman", so Waltz. "Die Tatsache allein, einer von ihnen sein zu dürfen, bedeutet bereits die Welt für mich", sagte der gebürtige Wiener über seine Mit-Nominierten. Robert De Niro und Alan Arkin seien Vorbilder, seitdem er mit dem Beruf angefangen habe. (Mehr zu Christoph Waltz)

"Wir haben ein Unentschieden"

Zu einem kuriosen Moment kam es, als Schauspieler Mark Wahlberg bei der Vergabe des Oscars in der Kategorie Tonschnitt verkündete: "Wir haben ein Unentschieden". Zuerst glaubte man an einen Scherz, doch dann gab er tatsächlich zwei Sieger bekannt: "Zero Dark Thirty" und "Skyfall". Einen Gleichstand gab es laut "Hollywood Reporter" erst fünfmal zuvor, zuletzt 1994. Auch in der Hauptkategorie kam es bereits vor: 1969 teilten sich Katharine Hepburn und Barbra Streisand teilten sich einen Oscar.

Es war übrigens nicht der einzige Oscar für den James-Bond-Film. Sängerin Adele gewann den Oscar für den Besten Song ("Skyfall"). Ihr Auftritt bei der 85. Oscar-Gala war eines der Highlights des Abends in der sehr musikbetonten Show.

Auch Gastgeber Seth MacFarlane, Erfinder der Zeichentricksendungen "Family Guy" und "American Dad" sang und tanzte. Und sorgte mit seinem schwarzen Humor dafür, dass einigen Gästen das Lachen im Halse stecken blieb.

Im Überblick: Die Sieger der Oscar-Verleihung

Die wichtigen Kategorien

Bester Film: "Argo"

Beste Regie: "Life of Pi" Ang Lee

Bester Darsteller: Daniel Day-Lewis in "Lincoln"

Bester Nebendarsteller: Christoph Waltz in "Django Unchained"

Beste Darstellerin: Jennifer Lawrence in "Silver Linings Playbook"

Beste Nebendarstellerin:

Anne Hathaway in "Les Misérables" Bester nicht-englischsprachiger Film:

"Amour" (Österreich)

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