Österreichische Doku "Ivory Game" auf Shortlist für Oscar

(c) Anita Ladkani/Netflix
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"The Ivory Game" thematisiert den Handel mit Elfenbein. Die erschütternde Doku, die derzeit auf Netflix zu sehen ist, schaffte es unter die 15 ausgewählten Filme.

Der österreichische Doku-Thriller "The Ivory Game - Das Elfenbein-Komplott" über illegalen Elfenbeinhandel hat Chancen auf einen Oscar in der Dokumentarfilmsparte. Die Produktion der Terra Mater Film Studios ist unter den 15 Finalisten für eine Nominierung, teilte die Academy of Motion Picture Arts and Sciences mit. Die fünf finalen Filme werden am 24. Jänner bekannt gegeben, die Verleihung findet am 28. Februar statt.

"The Ivory Game" wurde vom in Wien ansässigen, 2014 gegründeten Kinolabel der Terra Mater Factual Studios, einer Tochter von Red Bull, gemeinsam mit Vulcan Productions, einem Unternehmen von Microsoft-Mitbegründer Paul Allen, und Appian Way, der Produktionsfirma von Oscarpreisträger Leonardo DiCaprio, produziert.

"The Ivory Game" ist auf Netflix zu sehen

Der erschütternde Dokumentarfilm deckt das verheerende Ausmaß des illegalen Elfenbeinhandels auf. Die weltweiten Vertriebsrechte hat Netflix inne; seit 4. November ist der Film auf der Streaming-Plattform abrufbar.

16 Monate lang haben der gebürtige Österreicher Richard Ladkani und sein US-Kollege Kief Davidson in Ostafrika und Asien Aktivisten, Agenten, Investigativreporter, Ranger sowie Natur- und Umweltschützer begleitet, die gegen Angebot und Nachfrage des Elfenbeinhandels ankämpfen.

150.000 Elefanten ermordet

Dem ambitionierten Unterfangen liegen dramatische Zahlen zugrunde: Alle 15 Minuten wird ein afrikanischer Elefant getötet, um mit seinen wertvollen Stoßzähnen viel Geld zu machen - allein in den vergangenen Jahren waren es mehr als 150.000 ermordete Tiere. Die Population ist von 1,3 Millionen im Jahr 1979 auf weniger als 400.000 gesunken. Geht es in dieser Geschwindigkeit weiter, warnen die Protagonisten, sind die majestätischen Tiere in freier Wildbahn in 15 Jahren ausgestorben. 

Hauptabnehmerland ist China, wo Elfenbein als Statussymbol gilt. Dass das Land die legale Einfuhr von fünf Tonnen Elfenbein jährlich erlaubt, erleichtert es Schmugglern, Hunderte weitere Tonnen über den Schwarzmarkt einzuführen. Ein Kilo Elfenbein, für das ein Wilderer in Afrika sieben Dollar erhält, wird in China zum Kunstwerk verarbeitet um Zehntausende Dollar verkauft. Das Problem ist ein globales: Das Geld fließt in organisiertes Verbrechen, finanziert Terroristen in Afrika und verleitet immer mehr Menschen zur Wilderei.

Die Regisseure von "The Ivory Game" veranschaulichen die Zusammenhänge und Mechanismen im - nach Drogen und Waffen - drittgrößten illegalen Markt der Welt, in dem sie sich direkt hineinstürzen: Gedreht wurde "im Kriegsgebiet" in Kenia, Tansania, Uganda und Sambia, wo Umweltschützer Elefantenherden beobachten und Ranger bei deren Verteidigung mitunter selbst ermordet werden, sowie in China, Vietnam und Hongkong, wo Aktivisten die Machenschaften der Schwarzmarkthändler aufzudecken versuchen.

Auch "O.J.: Made in America" ist nominiert

Neben "The Ivory Game" finden sich unter anderem das furiose Politiker-Porträt "Weiner", Ava DuVernays Netflix-Doku "13th" über die Verbindung von Masseninhaftierung und Sklaverei sowie der fast achtstündige Doku-Marathon "O.J.: Made in America" auf der Shortlist.

Die komplette Shortlist:

  • "Cameraperson"
  • "Command and Control"
  • "The Eagle Huntress"
  • "Fire at Sea"
  • "Gleason"
  • "Hooligan Sparrow"
  • "I Am Not Your Negro"
  • "The Ivory Game"
  • "Life, Animated"
  • "O.J.: Made in America"
  • "13th"
  • "Tower"
  • "Weiner"
  • "The Witness"
  • "Zero Days"

Hubert Sauper schaffte es nicht auf finale Liste

Insgesamt waren 145 Dokumentarfilme eingereicht worden. Auch bei der vergangenen Oscar-Verleihung war Österreich auf der Shortlist vertreten; Huber Saupers "We come as friends" über den Neo-Kolonialismus im Südsudan schaffte es jedoch nicht auf die finale Liste der Nominierten.

(APA)

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