Die Oscar-Sieger werden immer billiger

Moonlight
Moonlight(c) Thimfilm/David Bornfriend
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Die Oscar-Gewinner der letzten Jahre zählen zu den günstigsten eingereichten Produktionen seit Jahren. Bis auf wenige Ausnahmen räumten die teuersten Titel überhaupt nur selten ab. Heuer könnte der am billigsten produzierte Film seit Jahrzehnten gewinnen.

306 Millionen Dollar kostete die Produktion von "Titanic", wenn man das Budget des 1997 ins Kino gekommenen Films der Inflation der letzten zwanzig Jahre anpasst. Damit liegt der Streifen nicht nur an der Spitze der teuersten Oscar-Gewinner in der Kategorie "Bester Film", sondern schlug auch noch mehr als doppelt so teuer zu Buche wie der zweitplatzierte Titel "Gladiator" (1995, 148 Millionen).

Die Zeiten, in denen sich die teuersten Filme die besten Chancen ausrechnen konnten, dürften aber vorbei sein: Die Gewinner der letzten neun Jahre gehören zu den günstigsten Produktionen, die in den letzten 40 Jahren nominiert wurden.

Daran wird sich aller Voraussicht nach auch heuer nicht viel ändern: Der teuerste nominierte Film ist Denis Villeneuves Science-Fiction-Drama "Arrival" (47 Millionen Dollar), die höchsten Chancen werden aber dem günstigeren Musical "La La Land" (20 Mio.) und der Coming-of-Age-Geschichte "Moonlight" (5 Millionen) eingeräumt.

Zweiterer wäre tatsächlich sogar der billigste Gewinner seit mindestens 40 Jahren - bisher hält diesen Titel das Ensemble-Drama "Crash" aus dem Jahr 2005 (12 Millionen).

Teuerste nominierte Produktion hingegen war James Camerons Science-Fiction-Epos "Avatar" im Jahr 2009. Während der Film für das beste Szenenbild, die beste Kamera und die besten visuellen Effekte prämiert wurde, verlor er in der Kategorie "Bester Film" an den weitaus günstigeren "The Hurt Locker". Auch bei der letztjährigen Verleihung ging mit "Mad Max: Fury Road" der teuerste Kandidat in der Oscar-Königsdisziplin leer aus, Auszeichnungen gab es nur in Nebenkategorien.

Berühmt-berüchtigtes "Hollywood accounting"

Ob Oscar-prämiert oder nicht - allzu genau sollte man die aus einem Hollywood-Filmstudio vermeldeten Produktionskosten in keinem Fall nehmen. Da Schauspielern nämlich häufig eine finanzielle Beteiligung am Gewinn eines Films angeboten wird, haben Produzenten diverse kreative Buchhaltungstechniken entwickelt, um Profite in Millionenhöhe wie von Zauberhand verschwinden zu lassen - das berühmt-berüchtigte "Hollywood accounting".

Ein im Jahr 2011 öffentlich gewordener Bilanzbogen besagte etwa, dass "Harry Potter und der Orden des Phönix" - an den Kinokassen einer der erfolgreichsten Filme des Jahrzehnts - sogar Verluste in Höhe von 167 Millionen Dollar gemacht hätte. Ähnlich skurril einzuordnen ist die Behauptung von "Star Wars"-Produzent Lucasfirma, "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" habe trotz eines Einspielergebnisses von etwa einer halben Milliarde Dollar "niemals Profit gemacht".

Und obwohl aufgrund dieser nahezu kriminellen Praktik in den vergangenen Jahrzehnten schon so manches Studio vor Gericht landete, blieben rechtliche Erfolge für betrogene Schauspieler meist aus. Im Moment der bekannteste Kläger dürfte US-Comedian Harry Shearer sein, der angibt, von den Medien-Megakonzernen Vivendi und Studiocanal um Millioneneinahmen aus "This Is Spinal Tap" (1984) gebracht worden zu sein. Selbst wenn dem Künstler über 30 Jahre nach Erscheinen des Films noch eine Entschädigung zugesprochen werden sollte, muss man wohl noch viele Jahre mit einigermaßen fantastischen Bilanzen aus Hollywood rechnen.

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