Als ein fader Oscar-Abend doch noch spannend wurde

Vier Oscar-Gewinner stellen sich den Kameras.
Vier Oscar-Gewinner stellen sich den Kameras.(c) AFP
  • Drucken

"La La Land" ist der große Sieger, und irgendwie auch nicht. Eine von müden Trump-Scherzen geprägte Oscar-Gala erwachte erst im allerletzten Augenblick zu Leben.

Als Warren Beatty und Faye Dunaway das Musical "La La Land" zum Sieger in der Kategorie Bester Film kürten, schien ein unspektakulärer Oscar-Abend gelaufen. Bis auf die müden Trump-Scherze von Moderator Jimmy Kimmel war es nicht annähernd jener politische Abend, den viele vorhergesagt hatten. "Ich möchte mich bei Präsident Trump bedanken. Erinnert ihr euch noch an letztes Jahr, als jeder gesagt hat, dass die Oscars rassistisch seien?", versuchte es Kimmel etwa. Oder: "Die Schwarzen haben die NASA gerettet, die Weißen Jazz, das nennt man Fortschritt." Die Sieger würden die Chance erhalten, dass der Präsident "in Großbuchstaben über sie twittert, wenn er morgen Früh um 5 Uhr Verdauungsprobleme hat."

Die Reden der Preisträger waren großteils vergessen, noch ehe sie geendet hatten - mit Ausnahme von Viola Davis, deren emotionaler Dank aus tiefstem Herzen zu kommen schien. Doch dann kam es zum Eklat.

Einem der auf die Bühne geeilten Produzenten von "La La Land" fiel der Fehler auf. Der 79-jährige Beatty hatte das falsche Kuvert in der Hand, wie er plötzlich kleinlaut zugab. "This is no joke", hieß es da auf einmal. "Moonlight", das in drei Episoden die Geschichte eines jungen schwulen Afroamerikaners erzählt, sei der wahre Sieger. Der Oscar wurde großzügig weitergereicht. "Ich wusste, ich würde diese Show in den Sand setzen", versuchte Kimmel, den keine Schuld traf, die Situation zu retten.

"La La Land"

Davon unabhängig ist "La La Land" dennoch der große Gewinner der Oscar-Gala 2017. Der 14-fach nominierte Film von Regisseur Damien Chazelle holte sechs Oscars, darunter in den Hauptkategorien "Beste Regie" und "Beste Hauptdarstellerin" (Emma Stone). Der 32-jährige Chazelle ist der bisher jüngste Preisträger in der Kategorie "Beste Regie". Bereits 2015 war er mit dem Musikdrama "Whiplash" als bester Regisseur nominiert gewesen. Chazelle dankte den Mitnominierten sowie Team und Familie sowie seiner Lebensgefährtin: "Das ist ein Film über die Liebe", so Chazelle, "und ich hatte das Glück, mich zu verlieben, während ich diesen Film gedreht habe." Die überwältigte Emma Stone übernahm ihre Goldstatuette von Vorjahresgewinner Leonardo DiCaprio. "Ich habe noch viel zu lernen und zu arbeiten - aber dieser Kerl ist ein wunderschönes Symbol dafür, diese Reise fortzuführen", sagte Stone in ihrer Dankesrede.

Zweiter Gewinner des Abends war zweifellos das Drama "Moonlight", das als bester Film ausgezeichnet wurde und zudem den Oscar für den besten Nebendarsteller (Mahershala Ali) erhielt. Einen dritten Oscar gab es für das beste adaptierte Drehbuch. Der Film, der in Österreich am 10. März in die Kinos kommt, war für acht Oscars nominiert.

"Manchester by the Sea" konnte von seinen sechs Nominierungen zwei verwandeln: Casey Affleck wurde als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet, die zweite Goldstatuette gab es für das beste Originaldrehbuch. Auch Mel Gibsons Kriegsdrama "Hacksaw Ridge" erhielt zwei Oscars, allerdings in Nebenkategorien. Den Oscar als beste Nebendarstellerin erhielt Viola Davis für ihre Rolle im Denzel-Washington-Film "Fences".

"Toni Erdmann" ging leer aus

Der Auslands-Oscar ging an den iranischen Film "The Salesman" von Regisseur Asghar Farhadi, der den Preis bereits 2012 gewinnen konnte. Der Regisseur blieb der Oscar-Gala jedoch fern, aus Protest gegen das von US-Präsident Trump erlassene (und mittlerweile aufgehobene) Einreiseverbot gegen muslimische Länder. Seine Vertreterin verlas ein Statement des Regisseurs. Darin warnte Farhadi davor, die Welt "in Kategorien von 'uns' und 'den Feinden' einzuteilen". Damit ging die deutsch-österreichische Tragikomödie "Toni Erdmann" mit Peter Simonischek in der Hauptrolle leer aus.

"O.J.: Made in America" wurde als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Die fast achtstündige Doku des Sportsenders ESPN zeichnet den Aufstieg und Fall des ehemaligen Footballstars und später des zweifachen Mordes beschuldigten O.J. Simpson vor dem Hintergrund von Rassismus und Starkult nach. Zum besten Animationsfilm wurde der auch in Österreich sehr erfolgreiche "Zoomania" gekürt.

Die Sieger in den wichtigsten Kategorien:

Bester Film:

  • "Moonlight"

Beste Regie:

  • Damien Chazelle für "La La Land"

Beste Hauptdarstellerin:

  • Emma Stone für "La La Land"

Bester Hauptdarsteller:

  • Casey Affleck für "Manchester by the Sea"

Beste Nebendarstellerin:

  • Viola Davis für "Fences"

Bester Nebendarsteller:

  • Mahershala Ali für "Moonlight"

>> Alle Sieger der Oscar-Verleihung 2017 im Überblick

(phu)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

US-OSCARS-ARRIVALS-PWC REPRESENTATIVES
Oscar

Oscar-Patzer: Verantwortliche Mitarbeiter erhalten Show-Verbot

Die Mitarbeiter hatten die Umschläge vertauscht. Die Folge: Das Team von "La La Land" hielt schon seine Dankesrede, als bekannt wurde, dass es gar nicht gewonnen hatte.
Nach fünf Minuten wurde am Sonntag "Moonlight" zum besten Film gekürt.
Oscar

Oscar-Panne bietet Trump Steilvorlage für Sticheleien

"Es war ein bisschen traurig", beschrieb der US-Präsident die Verkündung des falschen Gewinners bei der Preisverleihung. Es habe den Oscars etwas Glamour genommen.
Nach zwei Jahren im Zeichen des unrühmlichen Hashtags „|OscarsSoWhite“ gewannen heuer zwei schwarze Schauspieler einen Darsteller-Oscar. Von links nach rechts: Mahershala Ali, Emma Stone, Viola Davis, Casey Affleck.
Medien

Wie eine Panne die Oscars gerettet hat

„La La Land“ war schon als bester Film ausgerufen worden und gewann dann doch nicht. Der Vorfall war das Beste, was der Show passieren konnte – und der Sieg für „Moonlight“ der einzige politische Moment des Abends.
Cannes Film Festival 1991 Director Roman Polanski Festival del Cinema di Cannes 1991 Il regista
Oscar

Filmpreis-Hoppala: Alkoholisierte Jury und verwechselte Japaner

Kirk Douglas wurde durch eine Verwechslung Jury-Vorsitzender in Cannes, Spencer Tracy fand auf seinem Oscar den Namen eines Comic-Detektivs – und schon Vanessa Paradis nannte bei den Césars eine falsche Gewinnerin: über Verwechslungen in der Filmpreis-Geschichte.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.