Filmpreis-Hoppala: Alkoholisierte Jury und verwechselte Japaner

Cannes Film Festival 1991 Director Roman Polanski Festival del Cinema di Cannes 1991 Il regista
Cannes Film Festival 1991 Director Roman Polanski Festival del Cinema di Cannes 1991 Il regista(c) imago/Leemage (imago stock&people)
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Kirk Douglas wurde durch eine Verwechslung Jury-Vorsitzender in Cannes, Spencer Tracy fand auf seinem Oscar den Namen eines Comic-Detektivs – und schon Vanessa Paradis nannte bei den Césars eine falsche Gewinnerin: über Verwechslungen in der Filmpreis-Geschichte.

Es ist eine der frühesten Pannen in der Oscar-Geschichte, und auch sie hat wie jene von 2017 mit verwechselten Namen zu tun: Spencer Tracy nahm 1938 einen Oscar für seine Hauptrolle im Film „Manuel“ entgegen – und reagierte auf der Bühne verdutzt, als er den Namen auf der Statuette sah: Dick Tracy. Der Graveur hatte ihn mit dem bekannten Comic-Detektiv verwechselt.

Verwechselte und falsche Namen, von Filmen, Schauspielern und Regisseuren – damit haben die großen Filmfestivals seit den Anfängen für Verwirrung und Erheiterung gesorgt. Die vielleicht peinlichste aller Zeiten ist bei der diesjährigen Preisverleihung passiert – und lässt jene bei der Verlautbarung der Nominierungen vor ein paar Wochen wie eine Fußnote erscheinen: Auf der von der Akademie online gestellten Liste fanden sich fälschlicherweise auch Tom Hanks („Bester Hauptdarsteller“) und Amy Adams („Beste Hauptdarstellerin“).

Beide Pannen sind nun allerdings korrigiert – das war nicht in jedem Fall so. 1980 wurde Kirk Douglas nur deswegen Jury-Vorsitzender der Filmfestspiele in Cannes, weil er mit dem deutschen Regisseur Douglas Sirk verwechselt wurde. Dessen Name stand im Telegramm, das jedoch an Kirk Douglas geschickt wurde. Dieser wurde und blieb Präsident – und schaffte es auch noch durch einen Trick, dass sein Favorit „All That Jazz“ von Bob Fosse die Goldene Palme erhielt. Der Film lag im ersten Durchgang gleichauf mit „Kagemusha“ von Akira Kurosawa, Douglas, heißt es, verhinderte eine Neuwahl, indem er „krank“ auf seinem Zimmer blieb.

Dawid Bowie und verwechselte Japaner

Filme mit Filmen, wie es heuer bei den Oscars der Fall war, werden selten verwechselt. Nur in der Öffentlichkeit galt es 1983 in Cannes wenige Stunden vor der Zeremonie als sicher, dass der Kriegsfilm „Furyo“ mit David Bowie als englischem Major die Goldene Palme erhalten würde; tatsächlich hatte man die „Japaner“ verwechselt, es gewann „Die Ballade von Narayama“ von Shoei Imamura. Viel häufiger als Filme werden Schauspieler mit Schauspielern verwechselt, Regisseure mit Regisseuren. 1991 etwa las Vanessa Paradis bei den Césars eine falsche Gewinnerin vor. Es kann auch passieren, dass ein richtiger Gewinner für einen falschen gehalten wird: Als Marisa Tomei 1993 völlig überraschend den Oscar als beste Nebendarstellerin erhielt – gegen Frauen wie Judy Davis und Vanessa Redgrave –, machten Behauptungen die Runde, Oscar-Moderator Jack Palance habe den Namen auf dem Zettel nicht lesen können und aufs Geratewohl ihren Namen genannt. Die Oscar-Akademie machte den Gerüchten mit einem offiziellen Statement ein Ende.

Zu den Namens-Hoppalas in der Oscar-Geschichte gehört auch ein möglicherweise menschlich folgenreicher: Als Tom Hanks 1994 seinen Oscar für die Hauptrolle im Aids-Drama „Philadelphia“ entgegennahm, outete er seinen ehemaligen Lehrer und einen ehemaligen Schulkollegen als homosexuell. Dann stellte sich heraus, dass die beiden das selbst noch nicht getan hatten.

Wer weiß schon, welche Kämpfe und Intrigen sich heuer hinter den Kulissen der Oscar-Akademie abgespielt haben, bis „Moonlight“ als Sieger feststand? Nicht nur Jury-Präsidenten werden es manchmal versehentlich, wie Kirk Douglas in Cannes, auch Siegerfilme können „passieren“: etwa einer durch den Vorsitzenden mit Alkohol gefütterten Jury. Als Roman Polanski 1991 Präsident in Cannes war, soll er auf diese Weise die Kollegen vom Film, „Barton Fink“ der Brüder Cohen, überzeugt haben. Als die Jury am nächsten Tag wieder nüchtern war, habe er es abgelehnt, die feuchtfröhliche „Entscheidung“ rückgängig zu machen.

(sim)

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