Dostojewskis "Dämonen"

Peter Stein präsentiert auf seinem Landsitz in Umbrien Dostojewskis "Dämonen", einen Marathon – und bei den Festwochen Kleist.

Bei den Festwochen ist ab 2. Juni Peter Steins Inszenierung von Kleists „Zerbrochnem Krug“ mit Brandauer zu sehen. Auf seinem Landsitz San Pancrazio nahe Rom präsentiert Stein an diesem und am nächsten Wochenende Dostojewskis „Dämonen“ (1873) in italienischer Sprache („I Demoni“): mit Open End, das heißt als neun- bis zehnstündigen Marathon. „Der Roman hat 950 Seiten“, erzählt Stein, „es gibt eine Fassung von Camus, aber die war mir zu klein und zu kurz. Ich habe das Buch gelesen und selbst eine Bearbeitung gemacht. Die Leute sollen sich fühlen, als hätten sie das Werk gelesen. Es gibt natürlich Pausen und Verpflegung für die Besucher.“ Warum „Dämonen“, dieses vielfach verschlungene Panorama aus dem vorrevolutionären Russland? „Dostojewski beschrieb das Grauen des sogenannten ideologischen Zeitalters, das im 19. Jh. begonnen hat und im 20. Jh. die entsetzlichsten Folgen hatte – mit zwei Weltkriegen und Hekatomben von Toten“, erläutert Stein: „Dostojewski hat die Ereignisse visionär vorausgeahnt. Auch der Terrorismus spielt in dem Roman eine Rolle. Der ist ja heute zu einer Alltäglichkeit geworden, mit der wir einfach leben und umgehen müssen. Ferner behandelt das Stück einen Generationenkonflikt zwischen Alt und Jung. Die junge Generation tut so, als würde sie die Ideen der alten realisieren. Sie tut das aber in so grauenhafter Weise, dass die Alten ihre eigenen Ideen gar nicht mehr wiedererkennen.“ In San Pancrazio presst Stein nicht nur sein eigenes Olivenöl, er vermietet auf dem weitläufigen Gelände auch Ferienwohnungen für 650 bis 1750 Euro die Woche. Die teuerste Wohnung ist heitererweise der Schweinestall. In einer restaurierten Scheune kann man Inszenierungen der 71-jährigen Regielegende sehen. APA/Barbara Gindl

barbara.petsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2009)

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