Oper: Originalklang und Originaloptik

(c) Clemens Fabry
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Bernd Bienert realisiert erstmals sein „Teatro barocco“-Konzept und zeigt, wie man zu Mozarts Zeit Theater spielte. Die Antwort auf die „Originalinstrumente“.

Am Samstag feiert ein besonderes Projekt Premiere: Bernd R. Bienert, der originelle Kopf unter den heimischen Musiktheatermachern, setzt zwei Werke der Mozart-Zeit in Szene – und zwar erstmals so, dass zum „Originalklang“ auch eine möglichst originalgetreue Optik kommt.

Was zu sehen ist, also nicht nur Ausstattung und Kostüme, sondern auch das Licht, soll sich mit dem „Originalklang“ zu einem historischen Gesamtkunstwerk vermählen. Sogar die Intensität der Kerzenbeleuchtung der Barockzeit wurde künstlerisch rekonstruiert.

Vor allem aber ist es Bienert möglich, dank seiner akribischen theatergeschichtlichen Studien auch die Bewegungssprache des Spätbarock nachzuempfinden. In jener Epoche gab es, so hat sich bei den Forschungen herausgestellt, einen durchaus standardisierten Gebärdenkanon, der mit Text und Musik harmonieren musste.

Demonstrieren werden das Bienert selbst und ein engagiertes junges Ensemble anhand zweier musikhistorisch bedeutsamer, heute aber beinah vergessener Meisterwerke, die beide auch von Mozart hoch geschätzt wurden.

Eines stammt von Joseph Haydns Bruder Johann Michael, der als Salzburger Kapellmeister eine der Leitfiguren des jungen Mozart war. Das zweite wurde komponiert von Georg Anton Benda, dem Erfinder des sogenannten „Melodrams“, einer Kunstgattung, die in ihrem Gemisch aus Sprache und Musik geradezu magnetisch auf das Musiktheater-Genie Mozart wirkte.

Was Mozart einst fasziniert hat

In seiner „Zaide“ versuchte der Komponist Ähnliches – und legte das weit gediehene Manuskript unvollendet aus der Hand!

In der Stiftsbibliothek von Altenburg bei Horn in Niederösterreich ist nun das faszinierende Vorbild zu Mozarts vergeblichem Versuch zu erleben: „Ariadne auf Naxos“ (1775). Die Titelheldin klagt um Theseus, der sie verlassen hat. Anders als bei Hugo Hofmannsthal und Richard Strauss stürzt sie zuletzt jedoch verzweifelt ins Meer.

Das bot den einstigen Theaterregisseuren Stoff für entfesselten Maschinenzauber, wie ihn das Publikum liebte. Bernd R. Bienert holt die Effekte von anno dazumal wieder in sein „Teatro barocco“ zurück: Ariadne stirbt bei Blitz und Donner, umsaust von den Geräuschen der Windmaschine.

Dieser Sturz wird wohl zum dramatischen Höhepunkt eines Abends, der mit einem Schwank in Tiroler Mundart beginnt: „Der Bassgeiger zu Wörgl“, eine Art Vorabendprogramm des Ancien Régime, zur Musik eines Meisterkomponisten; auch das ist gewiss eine Entdeckungsreise wert.

„Ariadne auf Naxos“/„Der Bassgeiger zu Wörgl“. Stift Altenburg: 14., 15., 20. und 21.Juli.

Info: www.teatrobarocco.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2012)

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