Don Pasquale lebt in Klosterneuburg im "Hotel Roma"

Don Pasquale
Don PasqualeMarcel Gonzalez Ortiz
  • Drucken

Donizettis Opera buffa als in die goldenen Fünfzigerjahre verpflanzter, bestens funktionierender Sommeropernspaß.

Das waren noch Zeiten, als die ewig junge Sophia Loren noch wirklich jung war. Als mit der Vespa durch die Gegend zu düsen das Größte für halbstarke Gefühle und Campari-Schlürfen ein sommerliches Must war. Als der Mokka nicht aus Großkonzern-Tabs kam, sondern aus aluminiummatten Espressokochern: stark und vor Italianità zischend, als Erinnerung an den ersten Italien-Urlaub in der Wirtschaftswunderzeit...

Dieses unbeschwerte Goldene-Fünfzigerjahre-Feeling beschwört man heuer in Klosterneuburg im Kaiserhof des Stiftes. Anlass ist ein Opernspaß von Donizetti. Sein alter Junggeselle wird in solchem Ambiente an der Nase herumgeführt – und residiert dafür in einem römischen Hotel, ganz nah am Kolosseum. Eine aparte Kombination, die beschwingt aufgeht. So wird die aktuelle Produktion der „operklosterneuburg“ ein heiterer Zirkus der Gefühle.

Regisseur Andy Hallwaxx lässt viel junges Leben in diesem „Hotel Roma“ gekonnt und manchmal auch originell arrangiert herumschwirren. Der ewige Heiratsmuffel Don Pasquale ist dort Dauergast. Sein sympathisch-nichtsnutziger Neffe Ernesto fährt mit der Vespa vor; die von ihm angebetete, sexy-hinterlistige Norina räkelt sich derweil in der Badewanne. Der seriöse Doktor Malatesta spinnt dezent seine Intrigen, um am Ende Ernesto und Norina zur Hochzeit und zum Geld des reichen Onkels zu verhelfen. Zwischen all dem geistert als stumme, hinzuerfundene Rolle die wunderbar schrullige, altjüngferliche Rezeptionistin von Inge Altenburger durch die Hotelhalle. Himmelt verklemmt den jungen Ernesto an und säuft still und heimlich vor sich hin.

Vespa- und Espressoplakate

Mit einem markanten Hotelportal, einer Freitreppe, Vespa- und Espressoplakaten, einer einladenden Campari-Bar, dem Kolosseum im Hinter- und der Loren im Vordergrund hat Hans Kudlich geschickt das stimmige Ambiente in den barocken Hof gezaubert. Franz Blumauer steuert die passenden Kostüme bei. Die junge Sängerschar ist für diese Umgebung sehr stimmig gecastet. Chiara Skerath lässt als bezaubernd kokette Norina geläufig und apart die Koloraturen perlen, klingt nur gelegentlich in der Höhe etwas angestrengt. Ihr Ernesto von Caner Akin dagegen führt gerade in den oberen Regionen seinen Tenor geschmeidig und treffsicher. Als Malatesta macht Günter Haumer mit seinem kultiviert und nobel geführten Bariton schnell auf sich aufmerksam und Marc-Olivier Oetterli ist ein ungewohnt agiler Don Pasquale.

Auch der Chor überzeugt. Den frischen orchestralen Buffoton spendet die Sinfonietta Baden unter dem aufmerksamen, die richtigen Tempi anschlagenden Christoph Campestrini. So unterhalten bekommt man bald Lust, die alte Espressomaschine aus dem Fundus zu holen...

Termine: 18., 20., 25., 27., 28., 31.Juli

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.