Hakenkreuze? Bachler rügt Bayreuth

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Münchens Opernintendant Bachler wirft den Wagner-Schwestern Verlogenheit vor.

Die Bayreuther Festspielführung habe „mit der eigenen Geschichte ein Problem“. Auf diesen Punkt bringt der Intendant der Bayerischen Staatsoper, Nikolaus Bachler, die Besetzungskrise, in die das Wagner-Festival durch den Abgang des russischen Bassbaritons Evgeni Nikitin geraten ist.

Ein Video, das Nikitin als Schlagzeuger einer Heavy-Metal-Band zeigt, offenbarte eine Tätowierung auf dessen Brust: Eindeutig ist erkennbar, dass Nikitin als jugendlicher „Wilder“ ein Hakenkreuz-Tätowierung getragen hat. Es wurde später grellbunt „übermalt“, aber nicht ganz unkenntlich. Diese „Entdeckung“ genügte der Bayreuther Festspielführung, Nikitin nahezulegen, seine Festspielauftritte abzusagen. Bereits in der Generalprobe des „Fliegenden Holländers“ unter Christian Thielemann sang der Sänger des Heerrufers der Bayreuther „Lohengrin“-Produktion, Samuel Youn, die Titelpartie. Er wird auch bei der Premiere am 25.Juli zu hören sein.

Sänger Nikitin zeigte Reue

Die Frage, was der unrühmliche Abgang für das internationale Renommee Nikitins bedeuten könnte, beantwortete der Münchner Intendant. Der Sänger, so Bachler, habe seine jugendlichen Leichtsinnsaktionen nicht nur bedauert, sondern auch Reue gezeigt. „Eine Reue, die ich von der Familie Wagner in den letzten 50 Jahren nie vernommen habe“, so Bachler in Anspielung auf die tiefe Verstrickung der Bayreuther Dynastie in die Umtriebe des nationalsozialistischen Deutschland. Und weiter: „Dass die Torheit eines 16-jährigen Rocksängers, der diese längst bereut und versucht hat, ungeschehen zu machen, ausgerechnet nun von der Wagner-Familie geahndet wird, finde ich verlogen.“

Daher sieht Bachler „in der Causa Nikitin zunächst mehr ein Problem Bayreuths und der Wagner-Familie als eines Sängers“. An der Bayerischen Staatsoper hat Nikitin, der im Ensemble von Valery Gergievs Opernhaus in St.Petersburg groß geworden ist, bereits des Öfteren gesungen. Nach Bachlers Statement ist anzunehmen, dass weitere Engagements folgen werden. sin

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2012)

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