Staatsoper: In Wien wird Verdi-Repertoire zum Fest

Wien wird VerdiRepertoire Fest
Wien wird VerdiRepertoire Fest(c) Staatsoper/ Michael Poehn
  • Drucken

Wie beginnt man eine neue Spielzeit? Am besten, indem man einen Erfolg aus dem Vorjahr wiederholt. „Don Carlos“ unter Franz Welser-Möst klang festspielreif.

Mit Reprisen der Erfolgsproduktion des Vorjahres nimmt die Staatsoper ihren Spielbetrieb wieder auf. Franz Welser-Möst steht erneut am Dirigentenpult, um Verdis „Don Carlos“ in der italienischen Version zu gestalten – und das Orchester, vom Festspiel-Trubel zurück, präsentiert sich endlich wieder in der gewohnten Form: Klangprächtig und sensibel wird da aufgespielt, wie man es einen Festspielsommer lang gern gehört hätte ...

In Wien freut man sich über solch wohltönenden „Alltag“. Zumal die Sängerbesetzung – gegenüber der Premiere kaum verändert – für Musikdrama in packendster Ausformung garantiert. Über allem schwebt Krassimira Stoyanovas edler Sopran und erfüllt mit leidenschaftlichen, auch in Momenten stiller Introversion noch kraftvoll leuchtenden Phrasen jeden Anspruch, den Verdi an die Charakterisierungskunst seiner Protagonisten stellt.

Auch Sion Keenlysides Herzog von Posa ist von solcher Qualität: Belcanto-Linienführung, aufgeladen mit Espressivo, das macht schon sein schwieriges Arioso zwischen den beiden großen Frauengestalten im zweiten Bild zum Ereignis und steigert sich bis zum Todesbild zu enormer Intensität.

Der Bariton ist fülliger als je zuvor, hat aber nichts von seiner Modulationsfähigkeit eingebüßt. René Papes König Philipp klingt entspannter als bei der Premiere, gewaltig in den emotionsgeladenen Momenten, ungewohnt innig im großen Einsamkeits-Monolog. All das ist intensiver heutzutage kaum zu denken.

Auch eine Eboli vom impulsiven Format der Luciana D'Intino dürfte sich kaum finden. Dass Roberto Alagna für den Saisonstart krankheitshalber abgesagt hat, war der Wermutstropfen – doch hat ihn der Albaner Giuseppe Gipali durchaus mit Anstand ersetzt. Neu ist Ain Anger als mächtiger Großinquisitor, ein schönstimmiger Tebaldo (Margarita Gritskova) – nur der Harfenengel hatte es diesmal eilig, die Ketzerverbrennung nicht zu versäumen und brachte beinah die tatsächlich ätherisch schön singende „Stimme vom Himmel“ Valentina Nafornitas aus dem Takt. Doch startete danach auch die Hinrichtung punktgenau.

Am 10. und 13.September soll Roberto Alagna in der Titelpartie zu erleben sein. Jubel gab es schon am Dienstagabend in Fülle.

Don Carlos, 7., 10. und 13.September – Info: www.staatsoper.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.