Magdalena Kožená: Spätes Debüt an der Staatsoper

Magdalena Kozena
Magdalena KozenaAPA/BARBARA GINDL
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In Mozarts „La clemenza di Tito“ gab sie den Sesto: Repertoire mit Profil. Mit subtilen, feinen Phrasen findet sie den rechten Ton für die jugendlich-männliche Empfindsamkeit des Verschwörers.

Vital, rhythmisch pointiert, mit festlich-frischem Klang: Schon bei der Ouvertüre zu „La clemenza di Tito“ keimte der Wunsch, Adam Fischer möge in der Staatsoper doch öfter Mozart dirigieren und Repertoirevorstellungen aufwerten. Das Orchester folgte Fischer bei diesem Stiefkind unter den reifen Mozart-Opern mit Engagement und schön abgetönten Farben – auch wenn nicht alles optimal gelang und etwa das Bassetthorn schon balsamischer geklungen hat.

Jürgen Flimms Inszenierung in den Bühnenbildern George Tsypins, mit denen dieser bewusst so etwas wie Kunstgeschichtsklitterung betreibt, erregte schon bei der Premiere viel Missfallen. Merkwürdig, wie sehr sich Flimm bei dieser Arbeit selbst im Wege zu stehen schien und gute Ideen treffsicher entwertet. In ihrer großen Konfrontation zielt etwa Tito wie von Sinnen mit einer Pistole auf seinen längst reuigen Attentäter – und Hausdebütant Richard Croft konnte die Seelennöte des traumatisierten Imperators darstellerisch glaubhaft machen (einer angesagten Indisposition bot er durch große stimmliche Vorsicht Paroli, absolvierte aber namentlich die heiklen Koloraturen mit Bravour). Jedoch steht die Sache um Sekunden zu früh auf der Kippe: Der innere Kampf mit dem Racheimpuls ist schon überwunden, wenn die Musik diesen mit schmerzverzerrter Chromatik glaubhaft gemacht und den szenischen Eindruck potenziert hätte...

Aparte Expressivität

Immerhin stattet Magdalena Kožená bei ihrem späten Staatsoperneinstand den Sesto mit aparter Expressivität aus, die deutlich an Alter Musik geschult ist. Mit subtilen, feinen Phrasen findet sie den rechten Ton für die jugendlich-männliche Empfindsamkeit des Verschwörers, verzichtet dabei aber klug auf jedes Forcieren, auch wenn sie dadurch den letzten heroischen Aplomb schuldig bleiben mag. Ganz im Gegensatz zu Hibla Gerzmava, die als intrigante Vitellia das dritte erfolgreiche Hausdebüt lieferte: Anfangs noch mit allzu glutvoller, weil scharf tönender Dramatik auftrumpfend, zeigte sie in dieser enorm anspruchsvollen Partie spätestens im zweiten Akt erstaunliche Wendigkeit und erinnerte in ihren besten Momenten trotz unruhigerer Stimmführung an die junge Cheryl Studer. Schade nur, dass sich der teils recht blechern klingende Annio Alisa Kolosovas nicht recht mit der zart empfundenen Servilia von Chen Reiss mischen wollte. wawe

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2012)

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