Barbara Mosers sehr persönlicher B-A-C-H

Barbara Moser
Barbara MoserD. Sattmann
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Von Mozart bis Poulenc spannte die Pianistin ihr pointiert programmiertes Bach-Programm. Grifftechnische Makellosigkeit und ein Höchstmaß an Transparenz bestimmten ihre Chopin- und Mozart-Interpretationen

Wien besitzt eine besondere Anziehungskraft für Pianisten: Im Konzerthaus Nelson Freire mit dem Schumann-Klavierkonzert, im Goldenen Saal einer der pianistischen Shootingstars, Yuja Wang, die mit Mendelssohns g-Moll-Konzert ihr Musikvereinsdebüt feierte, im Brahmssaal Barbara Moser mit ihrem Bach. Auf ihn musste man allerdings bis zum Encore warten – dem von Wilhelm Kempff für Klavier transkribierten Siciliano aus Bachs Es-Dur-Flötensonate BWV 1031, wofür Moser als Überraschungsgast einen nobel phrasierenden jungen Flötisten mit aufs Podium bat.

Freilich, Motto des Rezitals war nicht Bach, sondern „My personal B-A-C-H“. Dafür entlehnte Moser das B dem b-Moll-Scherzo Chopins, das A der a-Moll-Sonate Prokofieffs, das C der c-Moll-Sonate Mozarts, das H der h-Moll-Sonate von Liszt. Mit einem sehr viel Bach-näheren Opus stimmte sie auf diese Programmfolge ein: der Valse-Improvisation sur le nom Bach von Francis Poulenc, ein Hinweis, dass nächstes Jahr nicht nur ein Wagner-Verdi-Britten-, sondern auch ein Poulenc-Jahr (der Franzose starb 1963) ist.

Schluss- wie Höhepunkt des Abends war, durchaus erwartbar, die glasklar artikulierte, mit virtuoser Rasanz in den schnellen Partien und viel Gespür für die dynamischen Schattierungen des Werks durchmessene Liszt-Sonate. Da saß beinahe jedes Detail, wurden die unterschiedlichen Sphären ganz selbstverständlich miteinander verbunden. Charmant phrasiert erklang auch der einleitende, subtile Walzerseligkeit mit Bachs Anagramm brillant verbindende, spätere französische Chanson-Töne vorausahnende Poulenc.

Auch, wie sehr Prokofieff in seiner nicht nur technisch heiklen dritten Klaviersonate Schlagzeug-nahe Episoden einblendet, machte Moser eindrucksvoll deutlich. Grifftechnische Makellosigkeit und ein Höchstmaß an Transparenz, weniger innere Bewegtheit bestimmten diesmal ihre Chopin- und Mozart-Interpretationen. dob

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2012)

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