Salzburger Festspiele: Cornelius Obonya als Jedermann

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Neuinszenierung von Hofmannsthals Stück mit dem Enkel Paula Wesselys und Attila Hörbigers in der Titelrolle. Brigitte Hobmeier spielt die Buhlschaft. Die Titelrolle darf der Wiener Cornelius Obonya (43) spielen.

Dass es 2013 eine Neuinszenierung des „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen geben werde, hatte deren Abteilungsleiter fürs Theater, Sven-Eric Bechtolf, bereits während seiner ersten Saison unter dem neuen Intendanten, Alexander Pereira, verbreitet. Am Mittwoch wurden bei der Präsentation des nächstjährigen Programms die Details bekannt. Nach der bewährten Regie von Christian Stückl übernehmen der Brite Julian Crouch und der US-Amerikaner Brian Mertes das Kommando bei Hofmannsthals „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“, das seit 102 Jahren die Zuseher läutert, entzückt und entsetzt.

Die Titelrolle darf der Wiener Cornelius Obonya (43) spielen, seine Buhlschaft gibt die Münchnerin Brigitte Hobmeier (36), die bereits 2012 in Salzburg reüssierte – in der Uraufführung des musikalischen Dramas „Meine Bienen. Eine Schneise“ nach dem Text des Tiroler Dichters Händl Klaus. In der Darstellung von Salzburgs prominentestem Bühnenpaar lösen Hobmeier und Obonya die Schauspielstars Birgit Minichmayr und Nicholas Ofczarek ab, die drei Jahre im „Jedermann“ erfolgreich gewirkt haben.

In den Fußstapfen von Attila Hörbiger

Bei Cornelius Obonya, dem Sohn der Burgschauspieler Elisabeth Orth und Hanns Obonya, gibt es noch ein reizvolles Detail zu berichten: Bereits sein Großvater Attila Hörbiger spielte den Jedermann, im Ständestaat und nach dem Krieg. Der Enkel übernimmt sukzessive dessen Glanzrollen. Am Burgtheater gibt er seit Ende September den Rappelkopf in Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“, den Hörbiger vor einem halben Jahrhundert stilbildend darstellte.

Obonya erfüllte früh die Tradition des Hörbiger-Wessely-Klans. Bereits mit 17 ging er für ein Jahr ans Max Reinhardt Seminar, um dann zum Kabarettisten Gerhard Bronner zu wechseln – eine Begegnung, die für ihn so wichtig war wie die mit Andrea Breth und Emmy Werner. An Obonya, der viele Jahre am Wiener Volkstheater, an der Schaubühne in Berlin und schließlich am Burgtheater wirkte, fällt seine künstlerische Vielfältigkeit auf, was auch seine höchst verdienten Auszeichnungen zeigen. Im Hörspiel wurde er bereits Schauspieler des Jahres, fürs Kabarett erhielt er den Salzburger Stier. Für das Solo in „Cordoba – Das Rückspiel“ bekam er großes Lob. Auch in der Operette (als Frosch in der „Fledermaus“) und im Musical („The Producers“) bewährte er sich. Obonya spielt zudem häufig in Film und Fernsehen. Er ist mit einer Regisseurin verheiratet, sie haben einen Sohn.

Von Stein über Stückl nach Salzburg

Vielseitig ist auch Brigitte Hobmeier (ihr Mann ist Schriftsteller, sie haben einen Sohn), die seit 2005 bei den Münchner Kammerspielen engagiert ist. Dort hat sie zum Beispiel in „Der Kirschgarten“, „Ulrike Maria Stuart“ oder „Die Ehe der Maria Braun“ begeistert. Zuvor wuchs sie bei Christian Stückl in Hauptrollen hinein. Große Erfolge am Münchner Volkstheater hatte sie als Lulu und als Geierwally. Seither reißt auch die Serie an Preisen für den jungen Bühnen-, Film- und Fernsehstar nicht ab. Für ihre Rolle in „Ende der Schonzeit“ wurde sie vor Kurzem als beste Schauspielerin beim World Film Festival Montreal ausgezeichnet, für ihr Wirken in „Die Hebamme – Auf Leben und Tod“ erhielt sie 2012 einen Grimme-Preis. Die Elisabeth in Horváths „Glaube Liebe Hoffnung“ brachte ihr einen „Faust“.

Goethes Meisterwerk war für Hobmeier, wie sie im Sommer im Interview mit der „Presse“ sagte, am Anfang ihrer Karriere ein großes Erlebnis. Sie spielte zahlreiche Rollen in Peter Steins riesigem Projekt. Er führte den „Faust“ ungekürzt auf. Bei Stein habe sie wie nirgends sonst „Präzision in der Sprache und geistige Klarheit“ gelernt. Salzburg hat Hobmeier im Sommer mit dem Rad erfahren. In der Stadt sammelte die eifrige Leserin einiges auf, „zum Beispiel Thomas Bernhard“. Demnächst wird wohl noch eine Fülle an Hofmannsthal dazukommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2012)

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