Spitzenpianistin glänzt im Musikverein

c EPA TIM BRAKEMEIER
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Khatia Buniatishvili interpretierte Rachmaninow an der Seite der Wiener Symphoniker virtuos. Sie musizierte mit einer Mischung aus Virtuosität und unaufdringlicher Brillanz.

Ist die Paganini-Rhapsodie tatsächlich Sergej Rachmaninows beste Komposition für Klavier und Orchester? Sein Biograf John Culshaw ist davon überzeugt. Tatsache ist, dass man als Solist mit dieser Variationenreihe meist erfolgreich reüssieren kann. Vorausgesetzt, man verfügt über die entsprechende manuelle Fertigkeit, vor allem den nötigen Geschmack. Die Gefahr, hier ins Kitschige oder in sentimentale Gefilde abzurutschen, ist nämlich groß.

Nicht so mit der erst 25-jährigen georgischen Weltklassepianistin Khatia Buniatishvili: Sie musiziert den Part mit einer Mischung aus Virtuosität und unaufdringlicher Brillanz, drängt sich dabei nie in den Vordergrund, sondern lässt auch dem Orchester den Vortritt, das in die thematische Arbeit dieses Stücks immer wieder eingebunden ist. Eine Jahrhundertbegabung, der es nicht um eine wirkungssichere Show geht, sondern die ihre technischen Möglichkeiten bewusst in den Dienst der Musik stellt. Die Wiener Symphoniker waren ihr im Musikverein sorgfältig assistierende Partner.

Atemloser Dirigent

Einiges von Buniatishvilis differenzierter Charakterisierungskunst hätte man sich vom Dirigenten, dem Turiner Opernchef Gianandrea Noseda, gewünscht. Egal, ob es sich um Rachmaninows durch ein Böcklin-Gemälde inspiriertes symphonisches Gedicht „Die Toteninsel“ oder Beethovens „Fünfte“ handelte – stets setzte er auf Impulsivität, effektsichere Lautstärke, energiegeladene Spannung, vertraute dabei da wie dort weniger dem Duktus der jeweiligen Musik.

Klanglich nuancierter hätte dieser Rachmaninow ebenso seine Wirkung entfacht, erst recht Beethovens c-Moll-Symphonie. Mit drängender Atemlosigkeit durchmaß er deren Stirnsatz, nur ansatzweise machte er die innere Bewegtheit des langsamen Satzes deutlich. Erstaunlich harmlos erklang das Scherzo, zu einseitig klangmächtig der Finalsatz. dob

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2012)

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