Mit Händel zum Jüngsten Gericht

ARNOLD SCHOENBERG CHOR
ARNOLD SCHOENBERG CHORAP
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Erwin Ortner und sein Arnold Schoenberg Chor standen im Mittelpunkt eines überzeugend musizierten „Messiah“. So erlebte man einen fein und historisch informiert musizierten, ausgewogen erzählten „Messiah“.

Alle Jahre wieder beginnt kurz vor dem 24.Dezember die vorweihnachtliche Oratorienparade. Klassiker ist dabei natürlich Bachs Weihnachtsoratorium, diesmal als Sing-Along im Konzerthaus. Hochsaison hatte dagegen heuer Händels „Messiah“. Im Konzerthaus gastierten damit kürzlich Harry Christophers und seine „Sixteen“; im Musikverein folgte nun der Arnold Schoenberg Chor unter Erwin Ortner. In der Kompilation aus Texten des Alten wie Neuen Testaments durch Charles Jennens ist dieses Werk natürlich jederzeit einsatzfähig. Aber mit der im ersten Teil geschilderten Geburt Christi funktioniert es besonders gut vor Weihnachten, und das „Hallelujah“ sorgt ohnehin immer für Feststimmung. Aktuell bot Händels Oratorium natürlich auch Apokalyptikern Stoff: Immerhin ruft im dritten Teil, in der berühmten Bassarie, die Trompete zum Jüngsten Gericht.

Nun also Erwin Ortner im Musikverein, der dafür der auf historischen Instrumenten proper und animiert aufspielenden Lautten Compagney Berlin samt hervorragendem Naturtrompeter und seinen exzellenten Schoenberg-Chor-Sängern vorstand. Dass Ortner vor allem Chorleiter ist, wurde dabei in den mit größter Sorgfalt und Zuwendung exekutierten Chorpassagen spürbar. Klanglich ausgefeilt bis ins kleinste Detail wurde so der Chor zum souveränen Hauptdarsteller.

Kräftig: „The trumpet shall sound“

Das „Hallelujah“ gelang als geschickt jeden plakativen Effekt vermeidendes, aber prachtvoll gesteigertes Finale des zweiten Teils. Besondere Chorhöhepunkte waren auch „All we like sheep have gone astrey“ und die das Werk beschließende Amen-Fuge. Unter den Solisten stach der nobel abgedunkelte Bass von Luca Pisaroni hervor, der die rasanten Koloraturen in „Why do the nations so furiously rage together“ ebenso blendend meisterte, wie er die rechte Basskraft für „The trumpet shall sound“ zu verströmen wusste. Sunhae Im dagegen widmete sich vor allem im ersten Teil ihrem Sopranpart zu zart und zurückhaltend und blieb in der Höhe einiges an Leuchtkraft schuldig. Ewa Wolak überzeugte mit ihrem dunkelsamtig strömenden Alt genauso wie Daniel Behle mit seinem beweglichen, schön timbrierten Tenor. So erlebte man einen fein und historisch informiert musizierten, ausgewogen erzählten „Messiah“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2012)

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