So hat sich Wagner anno dazumal in Wien vorgestellt

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sich Wagner anno dazumalAPA/JAEGER
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Marc Minkowski rekonstruierte im Theater an der Wien jenes Programm, das Richard Wagner dort vor 150 Jahren aufführte.

„Ruhm, grossen Beifall, Enthusiasmus – und Deficit“, so beschrieb Richard Wagner gegenüber dem Dirigenten Hans von Bülow das Resultat jener drei Konzerte, die er zum Jahreswechsel 1862/63 im Theater an der Wien selbst veranstaltet an der Spitze des Hofopernorchesters dirigiert hatte.

Ausschnitte aus den „Meistersingern“, „Rheingold“, „Walküre“ und „Siegfried“ sowie die „Faust“- und „Tannhäuser“-Ouvertüre sollten dem Publikum zeigen, woran er gerade arbeitete. Mit dem Ertrag des Projekts wollte der Komponist seine Schulden abtragen, denn der Schott-Verlag hatte längst seine Vorschüsse eingestellt. Wenigstens beim Publikum war der Erfolg uneingeschränkt. Die Meinungen der Kritik waren geteilt. Die Idee, weitere Konzerte in Wien zu organisieren, musste Wagner nach dem finanziellen Misserfolg der ersten Serie freilich fallen lassen.

Rechtzeitig zu Beginn des Wagner-Jahres 2013 und exakt 150 Jahre nach Wagners Auftritt lud das Theater an der Wien zu einem Mix aus den bei den drei Wagner-Konzerten aufgeführten Nummern. Die Hommage begann mit der „Faust“-Ouvertüre, gefolgt vom „Meistersinger“-Vorspiel und Pogners Ansprache sowie der „Tannhäuser“-Ouvertüre. Den zweiten Konzertteil mit Ausschnitten aus der „Walküre“ ergänzten Minkowski und seine Musiciens du Louvre mit dem „Rheingold“-Vorspiel.

Nikitin: Von Bayreuth ausgebootet

Auch hier musste man umhören. Denn Minkowski setzt an der Spitze seiner vor allem auf Barock, Klassik und französische Romantik spezialisierten Musiker auf unbedingte Transparenz, Klarheit der Stimmen, nur wenig auf dynamische Nuancen. Dieses Konzept der Kammermusik anstelle gewaltiger Klangentladungen funktioniert weniger bei den rein orchestralen Nummern, die auch nicht immer mit der nötigen Präzision erklangen, als bei den Gesangsszenen, für die man freilich auch außerordentliche Solisten aufs Podium bat.

Zuvorderst den wegen seiner Tattoos im Vorjahr von den Bayreuther Festspielen ausgeladenen, so stimmgewaltigen wie exemplarisch wortdeutlichen Evgeny Nikitin als prägnanten Pogner und hinreißenden Wotan sowie den bei den „Winterstürmen“ mit lyrischer Delikatesse aufwartenden Endrik Wottrich als Siegmund.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2013)

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