Konzerthaus: Joseph Calleja brach eine Lanze für Lanza

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Er begab sich bei seinem Arienabend auf die Spuren von Hollywoodtenor Mario Lanza. Ein gemischter Abend.

Es ist so eine Sache mit den Schlüsselerlebnissen. Pianist Lang Lang erzählt, dass ihn Comic-Kater Tom, der bei Liszts zweiter ungarischer Rhapsodie über den Flügel jagt, zum Klavierspielen brachte. Für den aus Malta stammenden Tenor Joseph Calleja war es ein Film mit Mario Lanza: „The Great Caruso“ (1951) zeichnet recht fiktiv den Lebensweg des legendären Tenors nach.

Klein Joseph sah das und war hin und weg. Seither ist neben Größen wie Björling und Gigli der Filmtenor sein erklärtes Vorbild. Daher heißt Callejas neue CD „Be My Love. A Tribute to Mario Lanza“ und die aktuelle Tournee genauso. Auf deren fünfter Station konnte jetzt das Publikum im Konzerthaus seiner Lanza-Verehrung lauschen. Der Abend fand in dem von Universal Music, in deren Sängerstall sich Calleja befindet, veranstalteten „Great Voices“-Zyklus statt. Allerdings musste man auf die Zugaben warten, bis Mario Lanza endlich lupenrein mit „Be My Love“, seinem Hit aus „The Toast of New Orleans“, ins Spiel kam.

Sein Tenor funktioniert in allen Lagen

Davor erlebte man ein ziemlich klassisches Arienkonzert, freilich mit Opernschlagern, die auch Lanza in seinen Filmen gesungen hatte. Ponchiellis „Cielo e mar!“ aus „La Gioconda“ machte den Anfang, Don Josés Blumenarie aus „Carmen“ folgte, dann gab's zweimal Cavaradossi, „La donna è mobile“ aus „Rigoletto“, Turiddus Abschied aus der „Cavalleria rusticana“, zweimal Massenet mit Werthers „Pourquoi me réveiller“ und Le Cids „Ô Souverain, ô Juge, ô Père“. Saftige Ohrwurmhäppchen, die Calleja mit seiner fein perlenden und hübsch anachronistisch timbrierten Stimme vortrug. Eine artige Demonstration, dass sein Tenor in allen Lagen gut funktioniert, sicher in der Höhe ist, auch zarte Piani meistert und derzeit wohl zu den besten seines Faches zählt. Zu wünschen wäre nur noch etwas geschmeidigere Bindung der Phrasen sowie ein Hauch Mehr an persönlichem Ausdruck.

Aber vermutlich liegt dieses Manko in der Natur solcher Recitals, die zwischen den Arien allerlei Symphonisches bieten, um den Abend auf reguläre Länge zu bringen. Die Streckübungen galten diesmal Werken von Lalo, Bizet, Puccini, Verdi und der unvermeidlichen „Méditation“ von Massenet, recht derb und laut vom Navarra Symphony Orchestra unter der routinierten Leitung von Frédéric Chaslin in den Saal geworfen. Kein Grund für die Fans, nicht zu jubeln. Denn wie sang schon Lanza im „Caruso“-Film und singt Calleja auf seiner CD: „The Loveliest Night of the Year“. mus

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2013)

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