Musikverein: Jubel für Jansons und seine Amsterdamer

(c) APA HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
  • Drucken

Das Concertgebouworchester begann sein Wien-Gastspiel mit einem fulminanten Bartók und einer souveränen Ersten Mahlers.

Mariss Jansons steht im Mittelpunkt dieser Musikvereinssaison. Im Herbst war er mit seinem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu Gast, u.a. mit einer der vitalsten Eroica-Aufführungen der letzten Jahre. Im April dirigiert er die Wiener Philharmoniker, im Programm ist auch Belá Bartóks „Wunderbarer Mandarin“-Suite, eines seiner erklärten Lieblingswerke.

Mit Bartók eröffnete er auch sein zweitägiges Gastspiel mit dem Königlichen Concertgebouworchester Amsterdam: dem selten aufgeführten zweiten Violinkonzert. Dafür braucht es neben einem technisch perfekten, musikalisch sensiblen, somit allerersten Solisten auch ein ebensolches Orchester. Am besten dieses. Es hat dieses Konzert im März 1939 aus der Taufe gehoben. Mit Zoltán Székely als Solisten, der dieses dreisätzige, von Schwierigkeiten nur so strotzende Opus angeregt hat.

Ob er es mit einer ähnlichen Natürlichkeit und Raffinesse musiziert hat, wie diesmal der entfesselte Leonidas Kavakos? Er spielte technisch makellos, differenziert in Tempo und Dynamik. Begleitet mit einer Akribie und Einfühlsamkeit, wie man sie nur äußerst selten hören kann. Eine Sternstunde. Das zeigte auch der begeisterte Applaus, für den sich Kavakos mit einer Rarität bedankte: den im Original für Gitarre gedachten, brillanten „Recuerdos de la Alhambra“ des Spaniers Francisco Tárrega.

Ausgefeilt: Mahlers Erste

Weniger überraschend war, dass die Amsterdamer ihren ersten Wiener Abend – am zweiten kommen Strauss' „Tod und Verklärung“ und Bruckners „Siebente“ – mit Mahler beschlossen. Dieser stand mehrmals am Pult des Concertgebouworchesters, nannte Amsterdam seine „zweite musikalische Heimat“. Jansons hat sich im Lauf der Jahre eine besondere Affinität für Mahlers Œuvre erworben, nicht zuletzt für dessen erste Symphonie. Auch diesmal erstand diese wie aus einem Guss, ausgefeilt bis ins Detail, ganz auf den markant gedeuteten Finalsatz hin konzentriert, mit nie nachlassender Spannung. Diskutieren ließe sich allenfalls über dynamische Nuancen, insbesondere im sehr kraftvoll angegangenen zweiten Satz. Auch dessen Trio könnte man noch gesanglicher, gelassener darstellen.

Das sind Einwände auf höchstem Niveau. Denn durchsichtiger, präziser lässt sich dieser Mahler kaum realisieren. So bewiesen die Amsterdamer ihre Klasse, die wesentlich ein Verdienst ihres charismatischen Chefdirigenten ist. Ihm galten denn auch minutenlange Ovationen. dob

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.