Salzburg: Mozart nicht gewachsen

(c) AP (Ann Heisenfelt)
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Mangelnde Kommunikation: Das philharmonische Debüt des griechischen Dirigenten Teodor Currentzis ist bei der Salzburger Mozartwoche missglückt.

Sympathisch ist es ja, dass die Salzburger Mozartwoche jungen Dirigenten Gelegenheit gibt, sich am Pult der Wiener Philharmoniker vorzustellen. Oft sind daraus erfolgreiche Partnerschaften erwachsen. Mitunter aber klappt es nicht. Etwa mit dem griechischen Dirigenten Teodor Currentzis.

Es begann mit einer nicht sonderlich originellen Orchestrierung von Mozarts c-Moll-Klavierfantasie KV 475 durch den diesjährigen Composer in Residence: Johannes Maria Staud beschränkt sich im Wesentlichen darauf, das Original mit Streichern und Bläsern so zu kolorieren, wie es möglicherweise Mozart getan hätte. Schon hier zeigte sich die mangelnde Kommunikation zwischen Dirigent und Orchester. Mit großen, pantomimisch anmutenden Armbewegungen versuchte Currentzis, das Interesse der Musiker auf sich zu ziehen. Doch statt den dafür nötigen Blickkontakt zu suchen, vertiefte er sich in die Partitur, gab nur sparsam Einsätze.

Das wiederholte sich bei Mozarts c-Moll-Klavierkonzert KV 491, das man gespannt erwartet hatte, weil mit den Philharmonikern und Pierre-Laurent Aimard Interpreten mit unterschiedlichen Klang- und Interpretationsvorstellungen einander gegenüberstanden. Wie würden die Mozart-Tradition des Orchesters und ein der Moderne verhafteter, stets auf Transparenz und Sachlichkeit setzender Pianist bei diesem die Romantik vorausahnenden Werk  zusammenfinden?

Eine Antwort fehlte genauso wie die koordinierende Hand des Dirigenten. Und Aimard blieb mit seiner Absicht, dieses Konzert als groß besetzte Kammermusik darzustellen, eher allein. Nur hier und da konnte er seine Ideen durchbringen, mit etwas trockenem Ton, wenig ausdrucksreicher Dynamik, vor allem unter Verzicht auf jede Poesie. Diese Sicht passt nicht zur Dramatik dieses Mozartstücks, nimmt ihm einiges von seinem virtuosen Schwung, den auch das Orchester diesmal nur ansatzweise brachte.

Als Currentzis auch bei der „Linzer Symphonie“ wenig Anstalten zeigte, intensiver mit dem Orchester zu kommunizieren, riss dieses kurzerhand die Initiative an sich und realisierte unter der akkuraten Führung von Konzertmeister Rainer Küchl das Werk nach seinen eigenen Vorstellungen, ohne sich von der Gestik des Dirigenten beeinflussen zu lassen. Das hatte durchaus skurrile Züge. So schien Currentzis am Beginn des zweiten Satzes einmal die Tempowahl des Orchesters abzuwarten, um erst dann ins Geschehen einzugreifen . . . dob

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2013)

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