András Schiff: Noblesse für große Klassik im Musikverein

Andrs Schiff Noblesse fuer
Andrs Schiff Noblesse fuer(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Nach ihrem Auftritt bei der Salzburger Mozartwoche gastierte die Cappella Andrea Barca in Wien.

Bei Mozarts B-Dur-Klavierkonzert (KV 595) stimmte alles: Tempo, Phrasierung, Artikulation. Solist und Orchester fanden zum idealen Miteinander. Der mittlere Satz atmete innere Bewegtheit. Die beiden von musikantischem Elan durchpulsten Ecksätze bestachen durch gehaltvolle Brillanz. Auch mit dem Zusammenspiel zwischen dem hervorragenden Pianisten und seinen Kombattanten klappte es perfekt.

Nicht selbstverständlich, denn András Schiff präsentierte sich in der Rolle des dirigierenden Solisten, was er sich mittlerweile zur Regel gemacht hat, wenn er Mozart- oder Beethoven-Konzerte aufführt. Das neue Wiener Programm, bereits bei der Salzburger Mozartwoche zu hören, eröffnete er mit Beethovens G-Dur-Konzert. Schon hier bestachen kluge Tempodramaturgie, Natürlichkeit des melodischen Flusses und Eleganz. Kein Akzent wirkte aufgesetzt, selbst wenn Schiff in gewohnt glänzender technischer Manier im Final-Rondo zuweilen die meist nur als Begleitung verstandenen Akkorde der linken Hand hervorkehrte und über die sonst dominierende Melodie gewissermaßen triumphieren ließ.

Dennoch: Die Dichte der Mozart-Interpretationen erreichte der aus seiner lyrischen Grundhaltung interpretierte Beethoven nicht. Vor allem beim langsamen Satz, den manche Interpreten als eine Art Requiem verstehen, hätte man sich eine stärkere Betonung der diesem Andante con moto auch innewohnenden tiefen Melancholie vorstellen können.

Noble Bewegtheit prägte schließlich Schiffs Sicht von Schuberts Vierter, der „Tragischen“. Dabei wartete er mit zahlreichen, liebevoll modellierten Details auf. Mehr Konturenschärfe und ein stärkeres Herausstreichen ihrer dramatischen Momente hätte den pessimistischen Grundton dieser Symphonie freilich noch deutlicher gemacht. dob

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2013)

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