Salzburger Festspiele: „Für mich fix: Ich höre 2014 auf!“

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Am 6.März droht eine heiße Kuratoriumssitzung. Präsidentin Helga Rabl-Stadler über Finanzprobleme. Mit dem Kartenverkauf ist sie sehr zufrieden.

Die Presse: Ihr Vertrag als Präsidentin der Salzburger Festspiele endet im September 2014. Als Nachfolger werden Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (S), aber auch Landeshauptmannstellvertreter Wilfried Haslauer (V) genannt. Was halten Sie davon? Würden Sie noch einmal verlängern?

Helga Rabl-Stadler: Für mich ist fix, dass ich 2014 aufhöre. Ich sehe unter den derzeitigen Bedingungen keinen Grund, meinen Vertrag neuerlich zu verlängern. Ich habe immer gesagt, dass ich es für falsch halte, wenn Intendant und Präsidentin zur selben Zeit gehen. Das ist nicht gut für ein Unternehmen. Intendant Alexander Pereiras Vertrag läuft bis 2016, meiner endet 2014. Ich habe das sehr bewusst so gemacht und es auch öffentlich mitgeteilt, obwohl das gar nicht angenehm für mich ist, weil ich die kommenden zwei Saisonen eine starke Präsidentin sein will. Ich beschäftige mich nicht mit meinem Abgang, sondern mit meiner Arbeit.

Haslauer scheint bessere Aussichten auf die Präsidentschaft zu haben als die durch die Osterfestspiel-Affäre und den Salzburger Finanzskandal belastete Landeshauptfrau Burgstaller.

Ich werde sicher nicht den Fehler vieler Chefs machen. Ich will meinen Nachfolger weder kommentieren noch mitbestimmen.

Ist es eine gute Lösung, Präsident und Geschäftsführer in einer Person zu haben?

Ein Zweierdirektorium ist die modernere Lösung. Allerdings muss ich sagen, einen Präsidenten zu finden, der auch Kaufmann ist, verringert die Auswahl. Ich habe im Übrigen immer gern und viel gearbeitet, aber noch nie so viel wie derzeit. Ich werde – unfreiwillig – als Reformerin des gesamten Rechnungswesens in die Geschichte der Festspiele eingehen.

Die Kuratoriumssitzung am 6.März könnte heftig werden. Es geht um Pereiras Programm und das Geld. Angeblich schließt er aber bereits Verträge für nach 2016 ab. Das müssten Sie ja wissen. Was ist mit Franz Welser-Möst, der „Così“ absagte?

Information ist nicht Pereiras Stärke. Ich möchte mich dazu nicht äußern. Auch Welser-Möst kommentiere ich nicht. Bei der Kuratoriumssitzung geht es vor allem um Budgets: den Rechnungsabschluss 2012, das adaptierte Budget 2013 und den Rohentwurf 2014. Die Festspiele folgen einer Empfehlung des Rechnungshofs und legen erstmals statt einer Ein- und Ausgabenrechnung eine Bilanz. Das ist extrem aufwendig.

Brauchen die Festspiele mehr Geld?

Ja, zum einen müssen wir mit den öffentlichen Subventionen in der Höhe von 1998 die Kosten von 2013 stemmen. Zum anderen hat uns die Programmausweitung nicht nur die höchsten Einnahmen, sondern auch die höchsten Personalkosten in der Geschichte der Festspiele gebracht. Pereira und ich bemühen uns, die Unterstützung durch die Sponsoren noch zu verstärken. Die öffentliche Hand bitte ich dringend, uns 2014 wenigstens die Lohn- und Gehaltserhöhungen zu finanzieren.

Pereira hat das Programm ausgeweitet, was die Subventionsgeber stört: Bund, Land, Stadt Salzburg. Wird die Ausweitung vom Publikum angenommen? Wie steht es mit den Sponsoren?

Erstmals in der Geschichte der Salzburger Festspiele werden wir genauso viel von Sponsoren, Mäzenen und den Freunden der Festspiele bekommen wie von der öffentlichen Hand, nämlich 13,6 Mio. Euro. Der Kartenverkauf für 2013 gibt Anlass zu den schönsten Hoffnungen. Das Programm wird angenommen, auch die Ouverture spirituelle. Offenbar gefällt das besinnliche Hineingleiten in den Festspielsommer. Der neue „Jedermann“ ist selbstverständlich der große Hit. Überrannt wird auch „Don Carlo“, für viele Menschen, auch für mich, eine Lieblingsoper. Jonas Kaufmann als Titelheld und Peter Stein als Regisseur vergrößern die Attraktivität noch. Überall, wo Anna Netrebko draufsteht, ist die Nachfrage besonders groß – daher ist die konzertante „Giovanna d'Arco“ von Verdi mit ihr die am meisten überbuchte Vorstellung überhaupt.

Es gibt keine Chance mehr für normal Sterbliche, eine Karte zu bekommen?

Es gibt immer eine Chance. Für die Präsidentin ist es immer eine Gratwanderung. Wenn ich mich öffentlich über den so gut laufenden Kartenverkauf freue, fürchte ich gleichzeitig, dass ich das falsche Signal „Ausverkauft“ gebe. Wir arbeiten derzeit die Bestellungen ab, die bis 6.Jänner eingetroffen sind. Zu Ostern beginnt dann der allgemeine Kartenverkauf.

Was könnte denn noch Zuspruch brauchen? Was legen Sie den Besuchern besonders ans Herz?

Es gibt noch Karten für „Meistersinger“ und für viele Konzerte. Pereira liegt besonders „El Sistema“ am Herzen. Die Konzerte mit Gustavo Dudamel sind ausverkauft, aber es gibt noch vieles andere Wunderbare, z.B. wird Simon Rattle mit Zehn- bis 14-Jährigen die Erste Mahler einstudieren. Was mich besonders freut, ist, dass Pereira und Schauspieldirektor Sven-Eric Bechtolf heuer so viele Bezüge im Programm geschaffen haben: von Verdi, Wagner bis hin zu Schiller, Mahler.

Auf einen Blick

Kuratoriumssitzung am 6.März. Offiziell geht es um die Budgets 2012/13/14. Im Aufsichtsrat herrscht jedoch bei SP-und VP-Vertretern wachsender Unmut über Intendant Pereiras Expansionskurs. Man spricht von einem „Lostag“ für Pereira: „Es wird harte Auseinandersetzungen geben.“ Besonders ärgert das Kuratorium, dass die bisher üblichen Überschüsse von 1,5 bis zwei Mio. Euro fehlen. Pereira ist für die Mailänder Scala ab 2015 im Gespräch, dort wünscht man sich aber nach dem Franzosen Stéphane Lissner einen Italiener, heißt es.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2013)

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